Zum Gedenken an jüdische Mitbürgerinnen: Erste Stolpersteine sind verlegt
Autor: Guido Chuleck
Prichsenstadt, Freitag, 27. Mai 2016
Martha Löwenberger und Pauline Künstler sind jetzt in Prichsenstadt verewigt. Besser gesagt, das Gedenken an die ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen. Sie wurden im Dritten Reich von den Nationalsozialisten ermordet.
Martha Löwenberger und Pauline Künstler sind jetzt in Prichsenstadt verewigt. Besser gesagt, das Gedenken an die ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen. Sie wurden im Dritten Reich von den Nationalsozialisten ermordet.
Damit sowohl sie, als auch viele weitere ermordete Prichsenstädter Juden nicht in Vergessenheit geraten, sind Martha Löwenberger und Pauline Künstler die ersten Stolpersteine gewidmet. Weitere werden in den nächsten Wochen und Monaten folgen. Der Arbeitskreis Stolpersteine des Vereins Alt Prichsenstadt hat es sich auf die Fahne geschrieben, diese Stolpersteine zu verlegen. Federführend dabei ist Wolf-Dieter Gutsch.
Lehren ziehen
In einer feierlichen Zeremonie verlegte der aus Köln angereiste Künstler Gunter Demnig die ersten Steine während die Jugendlichen Lisa Heming, Manuel Kohles und Lutz Ackermann die Biografien der jüdischen Mitbürgerinnen vorlasen. Ein Stolperstein, hatte der zweite Bürgermeister Alfons Saugel in seiner Begrüßung vor gut 40 Interessierten gesagt, solle auf die Vergangenheit aufmerksam machen. „Wir haben unsere Lehre aus dieser schrecklichen Zeit zu ziehen und unser zukünftiges Handeln danach auszurichten“, so sein Appell.
Ausschlaggebend sei der erste Satz des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Wenn das beachtet werden würde, könne man ein „erneutes Drittes Reich“ verhindern, und diese Zeit, so Saugel weiter, „dürfe sich nicht wiederholen“. Eine Zeit, die der Vorsitzende des Vereins Alt Prichsenstadt, Volker Mehlert, als die eines „krankhaften und grausamen Regimes“ bezeichnet hatte, dass das Leben unbarmherzig vernichtet habe.
Zur feierlichen Verlegung waren neben der Vorsitzenden des Fördervereins Alte Synagoge Kitzingen, Margret Löther, auch die stellvertretende Landrätin Doris Paul und der Landtagsabgeordnete Otto Hünnerkopf erschienen. Auch viele Kreisräte unterschiedlichster Parteien waren unter den Besuchern.
Schriftliche Grüße kamen von Josef Schuster, dem Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland. „Stolpersteine verdeutlichen, dass jene Menschen, die grausam ermordet wurden, mitten unter uns gelebt haben und dass deren Entrechtung und Verfolgung vor aller Augen passiert ist“, so Schuster in seinem Schreiben.
Zur Verlegung spielten die Musiker Hemo Waag aus Wiesentheid (Klarinette) und Rupert Bachmaier aus Kirchheim bei Würzburg (Gitarre) Klezmer-Musik. Nach jeder Steinverlegung sprachen die Anwesenden ein Kaddisch, ein jüdisches Totengebet.