Würzburg: Kinderklinik wegen RS-Virus am Limit - "massive Welle" bei Säuglingen und Kleinkindern
Autor: Ralf Welz
Würzburg, Freitag, 02. Dezember 2022
Das RS-Virus bringt viele Kinderärzte ans Limit. In Unterfranken können Kinderkliniken teils keine neuen Patienten mehr aufnehmen. "Wir haben eine sehr, sehr starke Welle bei Säuglingen und Kleinkindern", sagt der Würzburger Oberarzt Johannes Liese.
- RS-Virus: Hochansteckender Erreger bringt Kinderärzte und Kliniken ans Limit
- Universitätsklinikum Würzburg schildert "massive Welle" bei Babys und Kleinkindern
- "Sind an der Belastungsgrenze": Kinderkliniken in Unterfranken teils mit Aufnahmestopp
- Oberarzt mit wichtigem Hinweis - bei diesem Symptom sollten Eltern zwingend handeln
Das grassierende RS-Virus stellt etliche Kinderärzte und Krankenhäuser bundesweit vor immense Herausforderungen. Auch in Franken ist die Lage mitunter äußerst angespannt. So können manche Kinderkliniken in Unterfranken stellenweise keine neuen Patienten mehr aufnehmen. Das Universitätsklinikum Würzburg dient als sogenannte "Überlaufstation" für Einrichtungen, die aktuell kein freies Bett haben. "Wir nehmen gerade Fälle aus Schweinfurt, Aschaffenburg oder Bad Mergentheim bei uns auf", berichtet Prof. Dr. Johannes Liese vom Universitätsklinikum Würzburg am Freitag (2. Dezember 2022) inFranken.de. Er spricht von einer "massiven Welle".
Teils keine freien Betten: RS-Virus sorgt für volle Kinderkliniken - Würzburger Oberarzt erklärt angespannte Lage
Das Respiratorische Synzytialvirus (kurz RSV) kann vor allem Frühgeborenen, Babys und kleinen Kindern sehr gefährlich werden. Möglich sind beispielsweise akute Atemschwierigkeiten und schwere Luftnot. Der hochansteckende Erreger hält gegenwärtig auch ambulante Mediziner gehörig auf Trab. "Die Kinderarztpraxen sind am Anschlag", sagt Liese. Brenzlig wird die Lage gleichwohl vor allem, wenn die stationären Kapazitäten knapp werden. "Es ist eine Kombination, die da zusammenkommt", erklärt der Leiter des Bereichs pädiatrische Infektiologie und Immunologie des Würzburger Klinikums.
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"Wir haben eine sehr, sehr starke Welle an RSV-Fällen bei Säuglingen und Kleinkindern in diesem Jahr", sagt er. Hinzu komme der generelle Fachkräftemangel in der Pflege. Die ohnehin angespannte Situation wird durch zunehmende Grippe-Erkrankungen zusätzlich verschärft. "Die parallel zum RS-Virus einsetzende Influenza-Welle führt ebenfalls zu vielen stationären Aufnahmen", konstatiert der Oberarzt. "Wir sind an der Belastungsgrenze", hält Liese mit Blick auf die Lage der Krankenhäuser fest. Die Würzburger Kinderklinik sei zwar vergleichsweise gut besetzt - "wenn durch Influenza dann aber Mitarbeiter ausfallen, spüren auch wir den Sturm".
In vielen Kinderkrankenhäusern ist die Anspannung augenblicklich groß. "Wir erleben gerade in den Kinderkliniken das, was wir in Erwachsenenkliniken in der Hochphase von Corona erlebt haben", sagt Liese. Die Zahl der RSV-Fälle liegt indessen ungefähr auf dem Niveau des Vorjahrs. Auch Ende 2021 schlugen mehrere fränkische Kinderkliniken wegen starker Auslastung Alarm. Damals wie heute steht der drastische Anstieg von Kindern mit Atemwegserkrankungen Medizinern zufolge mit den Begleiterscheinungen der Corona-Pandemie in Zusammenhang. "Die Kinder hatten bislang zum Teil nicht die Möglichkeit, sich am RSV anzustecken", erklärt der Würzburger Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Maskentragen, Lockdown und die Schließung von Kitas hätten dies verhindert. "Die Kinder haben die Immunität nicht erworben. Jetzt holen sie das nach."
Kinderarzt mit wichtigem Hinweis - bei diesem Symptom sollten Eltern zwingend handeln
Das Personal der Kinderklinik des Uniklinikums hat aktuell alle Hände voll zu tun. "Wir behandeln in dieser Woche täglich bis zu 15 Kinder mit RSV", berichtet Liese inFranken.de. "Hinzu kommen andere Atemwegserkrankungen wie Influenza oder teils Covid". Alle kleinen Patienten, die mit ihren Eltern die Notfallsprechstunde der Ambulanz aufsuchen, kann auch das Universitätsklinikum nicht stationär versorgen. "Wir entscheiden, wen wir aufnehmen müssen", sagt der Mediziner. Je nach Krankheitsgrad komme es gegebenenfalls zu Flüssigkeitszufuhr oder einer Sauerstoffzufuhr über eine sogenannte Nasenbrille. In schweren Fällen sei vereinzelt auch eine maschinelle Beatmung der Kinder notwendig.
Nicht alle erkrankten Jungen und Mädchen müssen aber gleich medizinisch behandelt werden. "Wenn ein Kind eine Atemwegserkrankung mit Husten und Fieber hat, muss man nicht sofort zum Arzt", erklärt der Experte. "Wenn allerdings eine Atemnot vorliegt, sollte man aber auf jeden Fall zum Kinderarzt oder in die Klinik." Eltern sollten bei ihrem kranken Kind darauf achten, ob es ausreichend trinkt. "Das ist sehr wichtig".