In Würzburg steigen die Quadratmeterpreise für Miete und Kauf steil an. Wer günstiger wohnen, muss mindestens zehn Kilometer außerhalb der Stadtgrenze suchen.
Wer in Würzburg einigermaßen vernünftig zur Miete wohnen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Durchschnittlich 6,80 Euro kostet der Quadratmeter im Bestand. Guter Wohnwert ist nicht unter 7,50 Euro zu erhalten. Häufig wird sogar deutlich mehr verlangt.
So vermietete die Firma Reinhart Immobilien dieser Tage eine 23 Quadratmeter große 1-Zimmer-Wohnung in dem von Studenten beliebten Stadtteil Frauenland für 240 Euro. Der Quadratmeterpreis beträgt hier knapp 10,50 Euro. Die Kaufpreise für Eigentumswohnungen erstrecken sich im Durchschnitt von 1100 Euro pro Quadratmeter für Bestandsobjekte mit einfachem Wohnwert bis zu 3700 Euro für sehr gute neue Wohnungen. Dies geht aus dem aktuellen Immobilienmarktbericht des Wohnungswirtschaftsunternehmens für die Stadt Würzburg hervor. Wobei die Durchschnittspreise laut Reinhart-Mitarbeiter Claus Aigen oft getoppt werden. So verkaufte das Unternehmen kürzlich eine einfache, 1969 entstandene Vier-Zimmer-Wohnung in der Sanderau für 190.000 Euro. 1800 Euro betrug der Quadratmeterpreis. Noch vor zwei Jahren gab es einfache Eigentumswohnungen für 900 Euro.
Auch Familien, die ein Reihenhaus suchen, dürfen nicht geizig sein. Ein Objekt ohne besondere Ausstattung und in keiner attraktiven Wohngegend kostet im Durchschnitt 760 Euro Miete. Für ein freistehendes Einfamilienhaus mit sehr gutem Wohnwert müssen im Schnitt 1400 Euro berappt werden. Obwohl die Preise so hoch sind, warten weder Verkäufer noch Vermieter lange auf Interessenten. Das Geschäft boomt: "Weshalb sich die Bauträger endlich auch wieder trauen, in Würzburg zu investieren." So wird derzeit Wohnraum für 5000 Menschen im neuen Stadtteil am Hubland geplant. Am Mönchberg sollen weitere 100, in der Zellerau 60 neue Wohnungen entstehen.
Gesuche übersteigen das Angebot
Seit der Euro ins Gerede gekommen ist, wird also auch in Würzburg kräftig in "Betongold" investiert. Die Gesuche übersteigen oft das Angebot. "Insbesondere gebrauchte Eigentumswohnungen im Stadtzentrum und den innenstadtnahen Wohngebieten stehen auf der Nachfrageskala ganz oben", so Architekt Aigen. Sehr beliebt sind die Stadtteile Pleich, Steinbachtal und Frauenland. Doch selbst Eigentumswohnungen in dem bis vor wenigen Jahren als "Brennpunktquartier" deklarierten Stadtteil Zellerau sind inzwischen im Nu weg.
Die Quadratmeterpreise werden nach den Prognosen des Würzburger Wohnungswirtschaftlers sukzessive weiter steigen.Nach Informationen von Reinhart Immobilien müssen Menschen, die sich nur eine geringe Miete leisten können, mindestens zehn Kilometer außerhalb der Stadttore Würzburgs suchen. Hier gibt es noch einfache Wohnungen im Bestand für einen Durchschnittsmietspreis von vier Euro, einfache Reihenhäuser für Familien kosten ab 660 Euro Miete. Wer eine Wohnung in einer weiter von der Stadtmitte entfernten Gemeinde kaufen möchte, wird ab einem Quadratmeterpreis von 650 Euro fündig. Für eine neue Eigentumswohnung mit hohem Komfort müssen jedoch auch auf dem flachen Land inzwischen 2400 Euro pro Quadratmeter berappt werden.
Ob es bei dieser Entwicklung in Kürze auch in Deutschland einen Knall am Häusermarkt geben wird - ähnlich wie vor vier Jahren in Amerika? Das fragen sich besorgte Politiker angesichts des gegenwärtigen "Immobilienrauschs" und der hohen Wohnungsbaukredite von, laut Bundesbank, 1114 Milliarden Euro im ersten Quartal des Jahres 2012.
"Erste Übertreibungen" Laut Bundesregierung ist der deutsche Immobilienmarkt "noch weit entfernt" von einer blasenartigen Entwicklung à la Amerika. Wobei die Entwicklung innerhalb Deutschlands unterschiedlich verläuft. In einigen lokalen Teilmärkten von Metropolen wie Hamburg und München hätten sich möglicherweise "erste Übertreibungen" herausgebildet.