Leute, ich bin glücklich. Gestern Früh ahnte ich das noch nicht. Aber mittags fiel es mir wie einst Krümel von der Keksdose: Ich kann zufrieden sein, ja hocherfreut! Diese Erkenntnis verdanke ich meiner lieben Kollegin Nina Grötsch.
Sie saß gestern neben mir am Esstisch in unserem "Kabuff" genannten Mittagspausenräumchen. Wir hatten uns schnell zwei Veggie-Döner geholt - ich mit Kräutersoße und leckerem Schafskäse, Nina mit nichts. Gut, ein bisschen Grünfutter war im Teig. Da Nina sich als Redaktions-Herausforderung ein veganes Leben auferlegt hat, sind so gut wie sämtliche sämigen Sachen tabu: Statt Soße pappte sie einen graubrauen Brei aus Nährhefe, Sojabohnen und Holunderbeerkonzentrat auf ihren Zwiebel- und Pitabrotberg. Ihre Gesichtsfarbe passte sich der des Aufstrichs an. Genuss sieht definitiv anders aus.
Mir geht es also vergleichsweise gut. Habe es sogar geschafft, für meinen Geburtstag Kuchen zu backen und ihn andere verspeisen zu sehen.
Und mit freundlichem Lächeln all die süßen Geschenke entgegenzunehmen, die man als Fest-am-Fastender halt so von den lieben Freunden bekommt: überfüllte Obstkörbe, Pralinen mit Sicherheitsschloss, das sich erst an Ostern öffnen lässt, ein Maßband zum Abschneiden der Fastentage, jede Menge getrocknete Mangos, geschwefelte Pflaumen
(würg) ... und ein Buch "Statt Schokolade - Alles, was sonst glücklich macht".
Letzteres ist eine echte Fundgrube für zuckerfreien geistigen und körperlichen Frohsinn. Das Lachssandwich mit Joghurt-Soße und die Bananen-Orangen-Milch haben mich gleich angelacht - dieses "Mood Food" werde ich auf jeden Fall ausprobieren. Bereits gestern getestet habe ich den Wahrheitsgehalt eines dick gedruckten Spruches auf Seite 77.
Lawrence George Durrel, ein englischer Schriftsteller, hat demnach mal gesagt: "Das Glück beruht oft nur auf dem Entschluss, glücklich zu sein."
Also Leute, wettet ruhig auf mich. Ninas Anblick gestern Mittag hat mich noch bestärkt: Ich bleibe wild entschlossen, glücklich zu sein. :-)
