Wie Sandro Wagner die FC-Bayern-Fans glücklich macht
Autor: Norbert Hohler
Stadelschwarzach, Montag, 03. Dezember 2018
Der Mittelstürmer des Rekordmeisters ist in der „Roten Hölle“ offen und schlagfertig. Warum er bei aller Rivalität Respekt vor dem 1. FC Nürnberg hat.
Es ist angerichtet im DJK-Sportheim – zum Frühschoppen gibt es Weißwürste, Brezen, Weißbier. Der Raum ist mit Bayern-Trikots und Schals aus mehreren Spielzeiten geschmückt, ein Weihnachtsbaum leuchtet. Sogar Security ist da, eine Auflage für solche Fantreffen, ebenso eine Gästeliste. Die Blaskapelle hat dieser Tage den „Stern des Südens“, die Bayern-Hymne, garantiert fleißig geprobt.
Als Sandro Wagner dann am ersten Advent erscheint, um 11.32 Uhr fast eine halbe Stunde früher als angekündigt, da geht den gut 200 Fans im Saal das Herz auf: Der 31-Jährige, elegant ganz in Schwarz gekleidet, winkt ins Publikum, das zur Blasmusik rhythmisch klatscht. „Ich bin bester Laune, ihr könnt alles fragen, was ihr wollt“, sagt Wagner.
Ein phänomenales Geschenk
Für den Bayern-Mittelstürmer muss wenig später das Geschenk vom Nikolaus geradezu phänomenal geklungen haben: Der Mann vom Himmel („Mein Chef hat sich nur gewundert, warum ich freiwillig in die Rote Hölle gehe.“) versprach dem „Backup“ von Torjäger Robert Lewandowski mehr Einsatzzeit, ab sofort. „Dafür musst du nur noch den Passantrag für die DJK Stadelschwarzach unterschreiben.“ Gelächter im Sportheim, das nach einem trockenen Kommentar aus dem Off noch anwächst: „Für unsere Zweite wirds reichen.“
In solch einem Moment hätte man gerne das Gesicht von Robert Lewandowski oder Arjen Robben gesehen. Aber Sandro Wagner wäre nicht Sandro Wagner, würde ihm so ein kesser Spruch etwas anhaben. Er lacht einfach herzhaft mit, auch wenn seine Situation beim FC Bayern derzeit alles andere als rosig ist: Startformation in nur einem von 13 Bundesligaspielen, plus drei Kurzeinsätze, null Tore. Dazu drei Kurzeinsätze in der Königsklasse, gerade mal ein Saisontor – im DFB-Pokal beim Viertligisten SV Rödinghausen.
Viele Einsätze und Tore
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Dass ein Robert Lewandowski gesetzt ist, es mit Einsatzzeiten schwierig werden könnte, sei ihm vor seinem Wechsel von Hoffenheim nach München Anfang 2018 bewusst gewesen. „Aber der FC Bayern ist mein Verein, ich wollte immer irgendwann einmal zurück. Und ich bin stolz, dass ich das geschafft habe.“ In der Rückrunde der Vorsaison habe er viele Einsätze gehabt und Tore geschossen, im Verein und in der Nationalelf. „Klar ist es enttäuschend, wenn man nicht so viele Minuten bekommt. Aber ich gebe Gas und versuche nach Kräften, die Kollegen auf dem Platz zu unterstützen.“
Ob Jupp Heynckes ihm lieber und der bessere Trainer war, will daraufhin eine Anhängerin wissen, die den Name Nico Kovac so komisch rollt, dass ihre Skepsis spürbar wird. Ausnahmsweise lächelt der Gefragte eine Antwort weg, woraufhin es die Frau noch einmal anders versucht: „Hat es denn bei Jupp Heynckes mehr Spaß gemacht?“ Erneut Gelächter im Saal – man braucht nicht viel Fantasie, sich eine markige, Sandro-like Antwort vorzustellen. Doch für Harakiri ist er zu sehr Profi, fügt nur vielsagend an. „Lass uns darüber doch mal unter vier Augen reden.“
Gutes Gespräch mit Jogi Löw
Wohin klare Kante führen kann, hat der 31-Jährige vor der WM in Russland erfahren. „Für mich ist klar, dass ich mit meiner Art, immer offen, ehrlich und direkt Dinge anzusprechen, anscheinend nicht mit dem Trainerteam zusammenpasse“, hatte er nach seiner Aus fürs WM-Aufgebot erklärt und war wenig später aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. „Ich habe gesagt, was ich denke. Verbiegen werde ich mich nicht.“