Wenn die Kosten explodieren
Autor: Timo Lechner
Mainbernheim, Freitag, 04. März 2016
Wie soll die Radlerherberge, die seit einigen Monaten in Mainbernheim entsteht, innen aussehen, ohne dass die Kosten davonradeln? Mit dieser Frage beschäftigte sich nun der Stadtrat.
Wie soll die Radlerherberge, die seit einigen Monaten in Mainbernheim entsteht, innen aussehen, ohne dass die Kosten davonradeln? Mit dieser Frage beschäftigte sich am Donnerstag der Stadtrat. Und weil die Berechnung des Architekturbüros Böhm + Kuhn aus Markt Einersheim zwar an sich stimmig, jedoch fast doppelt so hoch wie der ursprüngliche Ansatz war, muss die Wunsch-Version nun abgespeckt werden.
Für rund 49 000 Euro könnten die sechs Räume der Herberge mit ihren 14 Betten ausgestattet werden, würde man die Möbel „von der Stange“, also bei einem günstigen Möbelhaus, kaufen. Eine Zahl dieser Größenordnung steht auch in der ersten Hochrechnung.
Weitaus attraktiver erschien den Räten allerdings die Version, die Architektin Claudia Gattenlöhner im Detail erläuterte: Wände aus Dreischichtplatten, die aus einem weichen Holz wie Fichte von Schreinerhand gefertigt werden könnten, mit fast weißer Fläche, abwaschbar und auch mit hohem Isolierwert. Dazu Stockbetten, bei denen jeweils ein Stauraum für die Radler vorgesehen ist.
Kleine Zimmer, viele Schrägen
Weil die Räume nur zwischen acht und zwölf Quadratmeter groß sind, muss der Platz einerseits gut ausgenutzt werden, es soll jedoch nicht der Eindruck einer Abstellkammer entstehen. Daher schlägt die Architektin zum Beispiel statt Stühlen Hocker vor, die einfach unter dem Bett verschwinden können, dazu etwa 50 Zentimeter tiefe Ablagebretter an den Wänden statt einem sperrigen Tisch. Wo Platz ist, könne auch ein Schrank stehen, es sind aufgrund der vielen Schrägen bisher jedoch nur drei vorgesehen.
Architekt Walter Böhm warb für die Ideen seines Büros: Die Zimmer sollten nicht zu modern, sondern eher zeitlos, bei all dem aber individuell gestaltet werden und einen hohen Wiedererkennungswert erfahren. Den schaffe man aber kaum mit Ware aus dem Möbelhaus. Böhm summierte die Kosten für diese Lösung auf etwa 92 000 Euro.
Davon abgesehen, dass die Kosten weitaus höher als ursprünglich geplant sind, haben die Mainbernheimer noch ein grundsätzliches Problem: Die Innenausstattung der Radlerherberge ist nicht von der Städtebauförderung gedeckt.
Bürgermeister Peter Kraus stellte jedoch in Aussicht, durch eine Förderung durch das Leader-Programm möglicherweise rund 30 Prozent Zuschuss zu kriegen. Die Räte waren sich in der folgenden Diskussion zwar nicht ganz einig in Geschmacksfragen zu Holzoptik und Farbgebung, dafür aber umso mehr bei der Geldfrage: Hier müsse abgespeckt werden, so der Tenor. Robert Finster (SPD) fragte, ob man die Kalkulation vielleicht auf rund 65 000 Euro bringen könnte.