Wie groß war der Luftsprung, als Sie von dem Gewinn erfahren haben? Weiss:
Als ich spontan dem Aufruf zu einer persönlichen Bildbeschreibung eines der in Kitzingen ausgestellten Fotos folgte, hatte ich eigentlich nicht mit einer ernsthaften Reaktion der Jury gerechnet. Die Erinnerung an die Teilnahme war bereits im Alltagsgeschehen untergegangen, als mich die Nachricht der gewonnenen Reise zum diesjährigen World Press Foto Festival nach Amsterdam erreichte. Natürlich war die Freude dementsprechend groß.
Der Abstecher nach Amsterdam war . . . Weiss:
. . .wunderschön und nachhaltig. Die Fülle herausragender Bildkunstwerke in der Ausstellung in der ,Nieuwe Kerk‘ in Amsterdams Stadtmitte wandert einem noch eine gute Weile danach durch Kopf und Herz, wärmend und auch schockierend. Amsterdam selbst ist eine sympathische, vibrierende und außergewöhnliche Stadt.
Wie lief die Vorstellung der neuen Ausstellung? Weiss:
Zwei Tage lang konnte man den unterschiedlichen und spannenden Erzählungen der Referenten auf dem World Press Photo Festival lauschen, stets mit Humor und Hintergrundinformationen angereichert. Die teilweise sehr aufwändigen Projekte erforderten einen enormen Einsatz in vielerlei Hinsicht. Am Ende jeder Vorstellung gingen die Fotografen in Podiumsdiskussionen und Gesprächen mit dem Publikum tiefer in die Sphäre ihres Metiers und ihrer speziellen Ideen hinein. Es fällt schwer, hier irgendeine Bewertung in irgendeiner Form vorzunehmen, da alle Preisträger erwartungsgemäß auf einem sehr hohen Niveau gearbeitet hatten.
Was hat Ihnen besonders gut gefallen? Weiss:
Exemplarisch möchte ich nur ein Beispiel aus der Kategorie ,Environment‘ herausnehmen und kurz auf die Arbeit des Niederländers Kadir von Lohuizen eingehen, der seit 2016 dokumentiert hatte, wie unterschiedlich Gesellschaften mit ihrem Abfall umgehen und welche Konsequenzen das für die Bevölkerung hat. Dazu besuchte er die Großstädte Jakarta, Tokyo, Lagos, New York und natürlich Amsterdam. Er verglich die Müllsituation vor Ort aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Die Botschaft klingt einfach: Wir müssen viel mehr gute Ideen und großzügige Mittel in zukunftsorientierte und wirklich nachhaltige Problemlösungen investieren als bisher, vor allem natürlich in solchen hoch konzentrierten Problemzonen, um künftige Katastrophen für die physische und psychische Gesundheit sowie das soziale Zusammenleben zu vermeiden. An dieser eher unspektakulären aber höchst dringlichen Erkenntnis führt nach seinen Ausführungen wohl kein Weg mehr vorbei.
Was sagen Sie zu den neuen Bildern? Weiss:
Es sind wie immer zweifellos sehr bewegende und künstlerisch herausragende Arbeiten. Mein persönlicher Fokus lag auf den weniger signalhaften, aber dafür mehr sozialkritischen und gesellschaftlich relevanten Fotoarbeiten.