Volkacher Naturbad gerät ins Schwimmen

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Freibad ade, Kiesgrube olé: Idyllisch ist dieser Baggersee an der Dimbacher Straße in Volkach gelegen. Hier könnte man kostengünstig einen Badebereich für Wasserratten und Sonnenhungrige schaffen. Foto: Pfannes
Freibad ade, Kiesgrube olé: Idyllisch ist dieser Baggersee an der Dimbacher Straße in Volkach gelegen. Hier könnte man kostengünstig einen Badebereich für Wasserratten und Sonnenhungrige schaffen. Foto: Pfannes
 

Die Nähe zu den Trinkwasserbrunnen könnte bei einer Umgestaltung des Volkacher Freibades in ein Naturbad zum Problem werden. Jetzt wird darüber nachgedacht, daraus einen Park zu machen. Stattdessen könnte die Kiesgrube zum Badebereich werden.

Alljährlich muss die Stadt Volkach beim Betrieb ihrer beiden Bäder ein Defizit in sechsstelliger Höhe verkraften. "Etwa 500 000 Euro schießen wir jährlich zu", sagte Bürgermeister Peter Kornell (FWG). Seit geraumer Zeit steht das städtische Freibad auf dem Prüfstand. Was könnte aus der Freizeiteinrichtung in der Fahrer Straße künftig entstehen, ohne dass der Stadtsäckel dabei extrem belastet wird?
Über die Idee der Umfunktionierung in ein Naturbad hat der Stadtrat bereits im vergangenen Jahr laut nachgedacht und den Auftrag für eine Machbarkeitsstudie vergeben. Claus Schmitt vom Unternehmen "WasserWerkstatt" stellte am Montag in der Ratssitzung mehrere Möglichkeiten vor, wie aus dem Freibad ein Naturbadesee werden könnte.


Substanz ist veraltet

Über 50 Projekte hat das Bamberger Büro für Badegewässer und Freiraumplanung in ganz Deutschland bereits betreut. Bei der Entstehung von Badeseen und Schwimmteichen werde besonderer Wert auf die Wasserökologie und Hygiene gelegt, betonte Landschaftsarchitekt Schmitt. Problematisch gestalte sich die Umgestaltung des Volkacher Freibadgeländes in einen Naturbadesee vor allem deshalb, weil das Gebiet der Volkacher Trinkwasserbrunnen in unmittelbarer Nähe liegt.
Bei der Inspektion des aktuellen Bestands des Freibads kam Schmitt zu keinem guten Ergebnis: veraltete Bausubstanz und altersbedingte Mängel, mangelnde Spiel-, Erlebnis- und Erholungsqualitäten sowie Defizite in der Angebotsstruktur. Allein eine Sanierung des Freibades würde gut eine Million Euro verschlingen, die Umrüstung in einen Naturbadesee sogar das Doppelte. Der Vorteil einer Umgestaltung in ein Naturschwimmbad läge vor allem in der Einsparung von Personalkosten. Die Betriebskosten würden in etwa gleich bleiben.

Immer weniger Besucher

Rückläufig sind die Besucherzahlen im Freibad seit vielen Jahren, vor allem bedingt durch das schlechte Sommerwetter. Gab es vor zehn Jahren mit 101 000 sonnenhungrigen Wasserratten noch einen Besucherrekord, lösten 2012 lediglich 29 718 Gäste Tickets für eine willkommene Abkühlung.
Schmitt trug klare Ziele vor, die der Stadtrat bei seinen Überlegungen über die künftige Nutzung des Geländes einbeziehen wird. Steigen sollte die Attraktivität, weniger werden sollten die Betriebs- und Unterhaltungskosten. Der Landschaftsarchitekt stellte mehrere Varianten für eine Umwandlung des Freibads in ein Naturschwimmbad vor, wobei bei fast allen Varianten das vorhandene 50-Meter-Becken und das große Nichtschwimmerbecken zwar umgestaltet, aber mit genutzt werden. Den Fantasien des Planers waren hier keine Grenzen gesetzt. Liegestrand, Kunstfelsengrotte, Wasserfall, Holzsteg oder Bachlauf für Kinder könnten das Interesse der Gäste wecken. Ausgelegt hatte Schmitt seinen Entwurf auf 55 000 Gäste pro Jahr. Gut 2300 Gäste würde das naturbelassene Gelände in Spitzenzeiten pro Tag verkraften.

Sicht bis auf den Grund

Großen Wert legt Schmitt auf die Regeneration des Wassers mit Trockenfilter, Aquakulturen und Seerosen. Der Stoffabbau geschieht auf natürliche Weise ähnlich der Filterung in einer modernen Kläranlage. "Garantiert klares Wasser und Sicht bis auf den Grund", so Schmitt.
Die Varianten der WasserWerkstatt stießen im Ratsgremium auf großes Interesse, wären da nicht die immensen Kosten von gut zwei Millionen Euro.
Deshalb zog Schmitt noch ein Register für eine Lösung der städtischen Finanzprobleme bei den Bädern. So könnte man das Freibad schließen und stattdessen die Kiesgrube an der Dimbacher Straße durch Schaffung eines Badebereichs aufwerten. Der Betrieb von Naturbade seen könnte durch die Stadt auch auf private Betreiber oder Vereine übertragen werden, so Schmitt.
Vor allem wegen den nahen Wasserfeldern in Richtung Fahr machten sich die meisten Ratsmitglieder keine Gedanken mehr über eine Umwandlung des Freibads in ein Naturbad. "Wir sollten das Freibad schließen und eine Parkanlage daraus machen", schlug 2. Bürgermeister Reinhold Reichl (CSU) vor. Einen Erholungspark mit Wasserspiellandschaft könnte sich Holger Scheidig (Ortssprecher Gaibach) an der Stelle vorstellen.
Auch Gerlinde Martin (CSU) würde das Freibad schließen und dort einen Abenteuerspielplatz errichten. Damit die Wasserratten auch weiter im Freien auf ihre Kosten kommen, würde Martin am Hallenbad ein Außenbecken anbauen.
Bis die Ideenrunde abgeschlossen ist, wird das Freibad erst einmal in der bisherigen Art weiter betrieben. Rund eine Million Euro wird die Stadt laut Bürgermeister Peter Kornell in den nächsten Jahren in die Sanierungen der beiden Beckenköpfe des in die Jahre gekommenen Freibads stecken müssen, das 1967 in Betrieb ging.