2020 irgendwie überstehen – darum ging es dieses Jahr auf der Vogelsburg. Ein Gespräch mit dem Pächter über die Probleme und ein Ausblick, der verhalten optimistisch ist.
Im Januar 2011 begann eine neue Zeitrechnung auf der Vogelsburg: Die Stiftung Juliusspital Würzburg wurde Hausherr. 2013 begann eine grundlegende Sanierung, ab Mitte 2015 übernahmen Anna-Lena und Christoph Tacke als Pächter das Ruder. Zuvor war Tacke Direktor eines Yachthotels in Prien am Chiemsee gewesen, im fränkischen Weinland kannte er sich als gebürtiger Eibelstädter aber bestens aus. Man baut sich fünf Jahre etwas auf – dann kommt Corona. Wie existenzbedrohend war die Situation? Was haben die beiden Lockdowns mit der Vogelsburg gemacht? Fragen an den 36-Jährigen.
Frage: Wie hat die Vogelsburg den ersten Lockdown im Frühjahr erlebt?Christoph Tacke: Ich war tatsächlich überrascht, dass die Regierung das öffentliche Leben so radikal herunter fährt und alle daraus resultierenden wirtschaftlichen Konsequenzen in Kauf nimmt. Ich konnte mir im Januar noch nicht vorstellen, dass es soweit kommen wird. Insofern überwog zuerst einmal die Überraschung und der Schock. Am Anfang ging ich davon aus, dass es sich um nur zwei Wochen Zwangspause handeln wird.
Wie ging es danach weiter?Tacke: Nach der anfänglichen Überraschung mussten wir erst einmal die Beantragung aller Hilfen wie Kurzarbeit, Soforthilfe und Stundung von Zahlungen vornehmen. Parallel dazu haben wir mit dem Eigentümer und Verpächter, der Stiftung Juliusspital Würzburg, Gespräche geführt, wie eine Lösung für dieses spezielle Corona-Jahr aussehen kann.
Wie ging der Sommer über die Bühne? Welche Hygiene- und sonstige Maßnahmen haben Sie getroffen?Tacke: Vor dem Sommer waren wir gespannt, ob und wie viele Gäste überhaupt wieder an die Mainschleife kommen. Sehr schnell wurde klar, dass es wenig Zurückhaltung bei Ausflüglern und Feriengästen gab. Da das Gelände der Vogelsburg sehr weitläufig ist und viele Zugangsmöglichkeiten hat, haben wir alles bis auf einen Ein- und Ausgang im Innenhof komplett abgesperrt. Nur so konnten wir gewährleisten, dass alle Gäste, die auf die Terrasse oder in den Hotelbereich wollten, registriert werden konnten. Durch das vor zwei Jahren eingeführte Teil-Selbstbedienungssystem konnten wir auch den Kontakt zwischen Gast und Mitarbeiter geringer halten. Von ursprünglich über 250 Sitzplätzen auf der Terrasse haben wir auf 180 Plätze reduziert. Unser ganze Team war super flexibel und hilfsbereit.
Teilweise wurde die Mainschleife im Sommer fast überrannt. Wie haben Sie das erlebt?Tacke: Es gab Tage, die waren stärker als vergleichbare Tage des Vorjahres. Nur der Geschäftssektor mit Tagungen und Geschäftsreisenden sowie die Hochzeitssparte kam quasi fast ganz zum Erliegen. Wir konnten von ursprünglich 25 geplanten Hochzeitsfeiern gerade noch fünf durchführen. Dafür stieg die Aufenthaltsdauer der Hotelgäste sowie der Anteil der Ferien- und Urlaubsgäste. Außerdem war das Durchschnittsalter der Hotelgäste niedriger als in den Vorjahren.
Wie war der Moment, als die erneute Schließung feststand?Tacke: Dass es zu einem erneuten Lockdown kommen würde, war für mich absehbar. Man merkte von Monat zu Monat, dass die Gäste weniger Verständnis, Geduld und Lust auf die Corona-Maßnahmen hatten. Damit war klar, dass auch die Infizierten-Zahlen wieder steigen.
Was ist während der Lockdowns mit den Mitarbeitern passiert?Tacke: Wir haben als Sofortmaßnahme im ersten Lockdown für alle Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet und durchgeführt. So konnten wir alle Mitarbeiter halten. Einige Mitarbeiter haben während des Lockdowns Nebenjobs beim Spargelstechen oder im Lebensmittel-Einzelhandel angenommen. Es war trotzdem eine schwere Zeit, mit dem wenigen Kurzarbeiter-Geld leben zu müssen. Ab Juni/Juli konnten wir alle Mitarbeiter mehr oder weniger wieder voll beschäftigen.