Verwaiste Gleise auf dem Weg ins Nichts?
Autor: Norbert Finster
Gerolzhofen, Dienstag, 05. April 2016
Bei wem liegt die Schuld, dass es mit der Steigerwaldbahn zwischen Etwashausen und Gochsheim wohl bald dem Ende entgegengeht? Den schwarzen Peter schieben sich alle zu.
Bei wem liegt die Schuld, dass es mit der Steigerwaldbahn zwischen Etwashausen und Gochsheim unaufhörlich abwärts- und wohl bald dem Ende entgegengeht? Den schwarzen Peter schieben sich alle Beteiligten seit Jahren zu. Nun meldet sich in Reaktion auf den Artikel „Ein Stück weiter Richtung Endstation“ vom 29. März die Bayerische Regionaleisenbahn (BRE) zu Wort und weist Vorwürfe zurück, sie habe die Strecke verfallen lassen.
Die BRE hatte die Strecke seit Mai 2005 gepachtet und gab sie Anfang des Jahres in desolatem Zustand zurück. Daraufhin gab das bayerische Innenministerium wie berichtet dem Antrag auf Stilllegung statt.
„Nach Beendigung des Güterverkehrs für die US-Streitkräfte auf der Strecke Kitzingen-Etwashausen und Gochsheim (Schweinfurt) war mit der Region, dem Steigerwaldbahnverein und der Wirtschaft keine zukunftsfähige Entwicklung der Strecke erreichbar“, schreibt BRE-Geschäftsführer Gerhard Curth, und macht damit mangelndes Interesse aus der Region längs der Strecke für deren Niedergang verantwortlich.
Gesprächsrunden ergebnislos
Damit wären schon seit Längerem die Voraussetzung für eine Stilllegung erfüllt. Nach Paragraf 11 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes (AEG) kann eine Strecke einem Nachbetreiber zum Weiterbetrieb angeboten oder bei Scheitern stillgelegt werden, wenn dem derzeitigen Betreiber der Betrieb nicht mehr zuzumuten ist. Auch Markus Blum, der Geschäftsführer von Blumquadrat, habe als Interessent für die Strecke alle Bemühungen der BRE, sie zu erhalten, ignoriert.
„In drei persönlichen Gesprächsrunden der vergangenen vier Jahre war es die BRE, die Herrn Blum für die Schienenanbindung erwärmen wollte“, führt Gerhard Curth aus. Bei der Abstimmung mit der Stadt Kitzingen, dem bayerischen Wirtschaftsministerium und der BRE, den Abschnitt Etwashausen bis zum ehemaligen Flugplatz für andere gemeinwirtschaftliche Projekte stillzulegen, habe die BRE freiwillig die Stilllegungsgrenze an das Einfahrtstor von Blumquadrat gelegt, damit doch noch eine Möglichkeit der Bahnanbindung bleibt.
Auch an den Förderverein „Steigerwaldexpress“ mit dem Vorsitzenden Dietmar Parakenings richtet Curth Vorwürfe. Die Zufahrt zur jetzt stillgelegten Strecke sei schon vor Jahren durch die Deutsche Bahn gesperrt worden, „weil ein örtlicher Bahnverein widerrechtlich einen Gleisanschluss in Wiesentheid befahren hat.“
Zum Vorhalt, die BRE habe die Strecke verrotten lassen: „Die Strecke wird im Wesentlichen in dem Zustand an die DB zurückgegeben, wie sie seinerzeit von der DB übernommen wurde.“ Die von dieser Zeitung als kosmetisch beschriebenen Freischnitte würden ausschließlich der Sichtungsmöglichkeit der Anlagen dienen. „Dass Batterien nach vielen Jahren nicht mehr brauchbar sind und gegebenenfalls auszuwechseln sind, weiß auch die BRE“, sagt deren Geschäftsführer.