Verletzte im Graben liegen gelassenlassen
Autor: Von unserm Redaktionsmitglied Siegfried Sebelka
, Dienstag, 28. Februar 2012
Mit einer Abwehrhaltung und einem deutlichen „Nein“ hat eine 31-Jährige den Versuch einer Entschuldigung vor dem Jugendgericht abgelehnt. Der kam von einem 18-Jährigen. Der hat die Frau im Oktober 2011 beim Joggen angefahren, erheblich verletzt und blutend und bewusstlos zurückgelassen. Der junge Mann wurde jetzt wegen fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht verurteilt.
Mit einer Abwehrhaltung und einem deutlichen „Nein“ hat eine 31-Jährige den Versuch einer Entschuldigung vor dem Jugendgericht abgelehnt. Der kam von einem 18-Jährigen. Der hat die Frau im Oktober 2011 beim Joggen angefahren, erheblich verletzt und blutend und bewusstlos zurückgelassen. Der junge Mann wurde jetzt wegen fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht verurteilt.
Weil Reifedefizite nicht auszuschließen waren, wurde der zur Tatzeit 18 Jahre und drei Monate alte Mann nach dem Jugendrecht verurteilt. Weil er ein volles Geständnis abgelegt und mehrfach versucht hat, sich zu entschuldigen, ist er mit 200 Stunden soziale Hilfsdienste davon gekommen. Den Führerschein, den er vor vier Monaten abgeben musste, hat er noch weitere 15 Monate los. Das ist vermutlich auch nötig. Der Staatsanwalt stellt jedenfalls fest: „So wie Sie drauf sind, kann man Sie nicht hinters Steuer lassen.“
Wie er seit dem Unfall am 20. Oktober drauf ist, versuchte der Verteidiger zu beschreiben. Danach hat der 18-Jährige wegen des Unfalls zwei potenzielle Ausbildungsstellen verloren. Er hat sich seither nicht mehr in ein Auto gesetzt, sich zurückgezogen und hat erhebliche psychische Probleme, weigert sich aber bisher professionelle Hilfe anzunehmen.
Der Angeklagte zum Richter
Den Unfall und das Entfernen vom Unfallort hatte der Angeklagte über seinen Anwalt eingeräumt. Er habe beim Fahren etwas im Auto gesucht und so die Frau nicht gesehen. Als es passiert war, sei er in „Angst und Panik“ geraten und einfach weitergefahren. Einen Tag später war er als Fahrer ermittelt. Als die Polizei an der Haustüre klopfte, gab er gleich alles zu. Dem Richter sagte er: „Ich weiß auch nicht, warum ich einfach weitergefahren bin.“
Das ist er aber an dem Tag, an dem sich für die 31-Jährige ihr Leben verändert hat. Eindrucksvoll schilderte die Zeugin, was kurz nach 11 Uhr passierte. Die junge Frau war auf einem Feldweg zwischen Gaibach und Fahr joggen. Da näherte sich von hinten ein Auto. Sie wich auf den Grünstreifen aus. In dem Moment, als sie sich umdrehen wollte, wurde sie von dem Fahrzeug erfasst. „Ich habe Schmerzen gespürt, dann war alles schwarz, ich wurde bewusstlos“, schilderte die Frau den Zusammenprall. Wie lange sie im Straßengraben lag, konnte sie nicht mehr sagen.
„Als ich aufwachte, war alles voller Blut“, sagte sie. Sie hat vor Schmerzen und in Panik geschrien, ist dann weitergelaufen, bis sie Spaziergänger traf. Die informierten den Rettungsdienst, der brachte die Frau ins Krankenhaus. Dort wurde eine ganze Reihe von Verletzungen festgestellt: angebrochener Zeh und Sprunggelenk, ein mit Blutergüssen übersätes Bein, Muskel- und Sehnenrisse im Arm, dazu ein Schädel-Hirn-Trauma und eine Hirnschwellung.