Stromtrasse: Front der Ablehnung
Autor: Siegfried Sebelka
Kitzingen, Donnerstag, 20. Oktober 2016
Einen harten Stand hatten Vertreter des Netzbetreibers Tennet beim Info-Forum zu einer Stromtrasse durch den Landkreis. Es gab sogar ein Betreteverbot.
Einen harten Stand hatten die Vertreter des Netzbetreibers Tennet beim Info-Forum zu einer möglichen Erdkabel-Stromtrasse des SuedLinks durch den Landkreis. Sie trafen bei der Informationsveranstaltung über das „zentrale Leitungsbauvorhaben der Energiewende“ am Mittwoch in Albertshofen auf eine Front der Ablehnung.
Koalition
Eine „Koalition“ aus Landrätin Tamara Bischof, den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden, dem Bund Naturschutz und dem Bauernverband, verstärkt durch den Landtagsabgeordneten Otto Hünnerkopf, forderte in der Gartenlandhalle, was manche Bauern auf Schildern bei sich trugen: „Keine Stromautobahn im Landkreis Kitzingen.“
Betreteverbot übergeben
Den Höhepunkt des Widerstands gegen den Abschnitt des Korridors mit der Nummer 127, in dem die Trasse durch den Landkreis verlaufen könnte, markierte der Bauernverbandsvorsitzende Alois Kraus. Der bezeichnete die Flächen nach dem Einbau der Leitungen und wegen der Erwärmung des Bodens als „wertlosen Todesstreifen“.
Tom Wagner als dem Vertreter des Netzbetreibers gab er auf einem Schild die Botschaft mit: Betreteverbot für den Landkreis.
80 Prozent Landwirte
Auch wenn das wohl eher symbolisch gemeint war, klar war schnell, woher der Widerstand kommt. Mindestens 80 Prozent der gut 100 Besucher waren Landwirte. Dass die zu deutlichen Aussagen neigen, bekam das Tennet-Team zu spüren. Die Kritik ging am Termin der Veranstaltung los. Um 17 Uhr könnten viele Bauern nicht kommen, weil sie noch viel zu tun haben. „Reine Absicht“, vermutete ein Teilnehmer. Ein weiterer sprach dem Netzbetreiber die Seriosität ab und unterstellte ihm reines Gewinnstreben.
Mit allen Mitteln
„Wir werden mit allen Mitteln gegen die Trasse kämpfen“, hatte Gertrud Schwab als ehemalige Kreisbäuerin angekündigt und Kraus machte deutlich, dass die mögliche Trasse die landwirtschaftlich wertvollsten Böden treffen würde. Kein Wunder, dass es in der Diskussion um die Frage von Entschädigungen ging. Die nicht alle zufrieden stellende Antwort: „Die orientiert sich an der Entschädigungspraxis bei erdverlegten Leitungen.“ Dass beim Widerstand auch der Bund Naturschutz dabei ist, sagte Klaus Petter.
Ebenfalls mit Kritik – diesmal an der Informationspolitik des Netzbetreibers – startete Landrätin Tamara Bischof. Sie sei wie die Bürgermeister völlig überrascht worden von den Plänen, die Ende September aufgetaucht sind. Nach seiner Entscheidung der Großen Koalition im Jahr 2015 sei sie davon ausgegangen, dass der Landkreis außen vor sei. „Wieso planen sie etwas, was die Politik gar nicht will?“, fragte sie und bekam die Antwort. Der politische Wille könne zwar vorhanden sein, finde sich nicht in dem Gesetz, an das sich Netzbetreiber zu halten hätten.
Gemeinsam mit den Bürgermeistern aus Dettelbach, Mainstockheim, Buchbrunn und Biebelried überreichte Bischof dem Teamleiter eine gemeinsame Erklärung. In der wird (wie berichtet) auf die starke Belastung des Landkreise durch Infrastrukturmaßnamen wie Autobahnen ebenso hingewiesen wie auf Bodendenkmäler, Schutzgebiete und die schon erwähnten Belastungen der Landwirtschaft. Unterm Strich sieht die Erklärung „zahlreiche Ausschlusskriterien“ für die Trasse.