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Streit um Bauprojekt im Weinberg


Autor: Harald Meyer

Volkach, Freitag, 20. Mai 2016

Zwei Mal scheiterten Pläne für eine Bebauung im Weinberg oberhalb der Volkacher Straße Am Model. Im dritten Anlauf könnte es klappen. Aber: Widerstand formiert sich.
Auf rund 1600 Quadratmeter Weinbergsfläche am Volkacher Kirchberg, oberhalb der Straße Am Model, könnte ein größeres Wohnhaus entstehen. Winzer Hermann Dumbsky und weitere Mitglieder einer Interessengemeinschaft warnen vor einem Präzedenzfall.


„Wenn einer baut, dann dürfen auch andere bauen.“
Hermann Dumbsky, Winzer

Der Streit um Bauen in den Volkacher Weinbergen oberhalb der Straße am Model (Kirchberg) hat Geschichte: Seit 1995 scheiterten zwei Versuche, hier Bauland auszuweisen. Ein dritter Anlauf, bei dem es – zumindest vorerst – nur um ein Einzelhaus geht, stößt jetzt ebenfalls auf Widerstand. Die Interessengemeinschaft (IG) Kirchberg kämpft gegen eine genehmigte Bauvoranfrage, eine Klage am Verwaltungsgericht Würzburg verstärkt den Streit.

Knackpunkt ist der Außenbereich

Straße Am Model: Schmucke Einfamilienhäuser stehen vor Weinstöcken, die sich den Hang hinaufziehen. Mitten drin in der Winzeridylle – ein von Bäumen umgebenes, großes Wohnhaus. Das wurde – laut Karin Liebold von der Interessengemeinschaft – in den 60er Jahren genehmigt. Trotz Lage im eigentlich vom normalen Bauen ausgeschlossenen Außenbereich. Einige Meter weiter Richtung Osten soll ein weiteres Haus entstehen, auf rund 1600 Quadratmetern. Ebenfalls im Außenbereich.

Widerstand gegen den Präzedenzfall

Das Einfamilienhaus mit teilgewerblicher Nutzungen war schon als Voranfrage im Volkacher Bauausschuss. Der stimmte Ende Oktober 2015 zu. Einstimmig. Entscheidend war danach das Landratsamt. Das genehmigte die Voranfrage. Dagegen klagte Maria Dumbsky, die Eigentümerin des Weinbergs, der neben dem Baugrundstück liegt.

Für Bruder Hermann Dumbsky, der als Winzer die Rebenzeilen bearbeitet, ist eines klar: „Hier wird ein Präzedenzfall geschaffen. Wenn einer baut, dürfen auch andere bauen.“ Karin Liebold spricht von einem Investor aus München, der Interesse an einem Bauplatz angemeldet habe. Gegen diese Entwicklung stemmt sich die IG, die ein Kreis aus 17 Anliegern auf den Weg brachte – und jetzt mit einem Infoblatt um weitere Mitstreiter am Kirchberg wirbt.

Kaltluftstau und Schlammlawinen

Die Argumente sind vielfältig: Winzer Dumbsky sieht wertvolle Rebflächen – bis zu 2,5 Hektar – verschwinden und durch das geplante Haus eine klimatische Gefahr für den darüber liegenden Weinberg. Wenn sich bei Frost hier die Kaltluft staue, könne das im Frühjahr die Knospen erfrieren lassen.

Sorgen macht Karin Liebold auch die Versiegelung des Hangs, wenn hier weiter gebaut werde. Bei Starkregen werde so die Gefahr von Schlammlawinen steigen, wie sie 2006 schon manchen Keller im Wohngebiet für Schäden gesorgt hätten. Auch die Kanalisation sei nicht ausreichend dimensioniert, wenn die Fluten mal den Hang runterkommen.

Erstes Scheitern von 20 Jahren

Auf völliges Unverständnis bei den IG-Sprechern stößt die Genehmigung – mit Blick auf die Vorgeschichte.

1995 sei eine Änderung des Flächennutzungsplans zu Gunsten einer Bebauung am Model am Widerstand von Anliegern gescheitert. 2005 lehnte eine Mehrheit der Grundbesitzer bei einer Umfrage ein Baugebiet am Model ab. Die Stadt begrub daraufhin die Pläne.

Das aktuelle Bauprojekt hat wohl bessere Chancen, obwohl es auch laut Landratsamt im problematischen Außenbereich liegt. Das Vorhaben sei zulässig, wenn keine „öffentliche Belange“ dem entgegenstünden, so Michael Goller von der Abteilung Baurecht. Alle zuständigen Behörden und Organisationen seien abgefragt worden. Nur das Amt für Landwirtschaft habe – wegen des Kaltluftstaus – Bedenken geäußert. Zudem hätten alle beteiligten Winzer bis auf Dumbsky zugestimmt.

Landratsamt wartet Prozess ab

Für Goller ist die Sachlage weitgehend klar: „Die Behörden haben es geprüft.“ Und: Laut Flächennutzungsplan sei das Gelände für ein reines Wohngebiet vorgesehen: „Das macht's möglich.“ Dass mit einem Bau ein Präzedenzfall geschaffen werde, sieht auch Abteilungsleiter Michael Köber.

Allerdings sei aus seiner Sicht nur der Bereich zwischen dem großen Eigenheim im Weinberg und den ebenfalls im Hang – östlich – stehenden zwei Häusern betroffen.

Vorerst passiert nichts. Das Landratsamt wartet den Ausgang des Prozesses am Verwaltungsgericht ab. Und die IG ringt um Unterstützung. Am 14. Juni lädt die Gruppe zur Infoveranstaltung um 19 Uhr ins Pfarrheim nach Volkach. Das Thema: „Fragwürdiges Bauen im Weinberg am Wohngebiet Kirchberg.“