Stolpersteine: Erinnerungen an Misshandlung und Gewalt
Autor: Gerhard Bauer
Prichsenstadt, Montag, 10. Oktober 2016
Mahnung und Gedenken: Fünf weitere Stolpersteine erinnern in Prichsenstadt an jüdische Mitbürger, die in der Zeit der NS-Diktatur gefoltert und musshandelt wurden.
Stolpersteine erinnern an Bürger einer Gemeinde, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft misshandelt, deportiert und umgebracht wurden. Nach der ersten Verlegung in Prichsenstadt im Mai wurden am Sonntag vor dem Gebäude Karlsplatz 9 in einer Gedenkstunde fünf weitere Stolpersteine eingebracht.
Im Pflaster der Altstadt erinnern sie an Kinder, Frauen und Mädchen, die einst Nachbarn und Freunde waren und deportiert, gefoltert und getötet wurden. Die heutige Hauseigentümerin Uta Eichhorn war nicht nur mit der Verlegung der Steine einverstanden, sie übernahm auch die Kosten.
Die Aktion Stolpersteine wurde 1999 vom Kölner Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen, der auf diese Weise die Erinnerung an die Opfer des Naziterrors wach halten will. In 19 Ländern in Europa wurden bislang mehr als 56 000 Stolpersteine gesetzt.
Zeichen setzen
Das Verlegen in Prichsenstadt hatte der Arbeitskreis Stolpersteine im Verein Alt-Prichsenstadt initiiert, dessen Sprecher Wolf-Dieter Gutsch die Organisation übernahm. Die Jugendlichen Lutz Ackermann, Manuel Kohles, Dominik Reimann, Lisa Hemming und Isabelle Böttger verlasen die Biografien derjenigen aus der Familie Künstler, derer jetzt gedacht wird: Berta, Gretchen, Helene, Isaak und Justin.
Kitzingens Alt-OB Bernd Moser sprach von einer beeindruckenden Stunde, Landrätin Tamara Bischof unterstrich den Wert mit Stolpersteinen Zeichen zu setzen. Stolpersteine seien Erinnerungssteine an lokale und regionale geschichtliche Ereignisse und gegen das Vergessen gerichtet, sagte Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib.
Wolf-Dieter Gutsch, der das jüdische Totengebet Kaddish sprach, begrüßte unter den Teilnehmern Oded Baumann, Vorstandsmitglied in der Israelitischen Gemeinde Würzburg. Drei Bläser aus Wiesentheid sorgten für den musikalischen Rahmen.
Über Schicksale dieser ehemaligen Prichsenstädter wurden bei der Gedenkfeier berichtet: