Ob er den Rücktritt inzwischen bereue, wird der Gast aus München gefragt, beim Neuaufbau gerne dabei wäre? „Nein, die handelnden Personen haben sich ja nicht geändert. Es war ein Fehler, mich nicht mitzunehmen. Und es wäre ja komisch, wenn ich plötzlich gebraucht würde. Das WM-Ergebnis hat mich darin bestätigt, dass meine Kritik zutreffend war.“ Dessen ungeachtet habe er inzwischen ein Gespräch mit Jogi Löw gehabt – ein gutes – wie Wagner betont. „Ich habe meine Sicht noch mal erklärt, er seine. Das gehört sich, jetzt ist es gut. Ich hasse es, wenn Dinge nicht ausgesprochen werden, wenn Leute sich aus dem Weg gehen, ja im Extremfall sogar die Straßenseite wechseln.“
Abseits vom Mainstream
Zu den glattgebügelten Profis der Liga jedenfalls gehört der Stürmer nicht, der sich auch bei weiteren Themen Einstellungen abseits vom Mainstream leistet: Er würde über ein Tor gegen Hoffenheim oder einen anderen früheren Verein jubeln, sagt er. „Nicht, weil es mir an Respekt fehlt, sondern weil ich meine Freude einfach zeigen will.“
Und – allmächt – selbst zum 1. FC Nürnberg, dessen Namensnennung genügt, um Buhrufe und ein gellendes Pfeifkonzert auszulösen, hat er eine eigene, respektvolle Meinung. „Als Bayer hege ich generell mal eine gewisse Sympathie für Vereine von hier. Und ich habe Club-Trainer Michael Köllner mal kennen gelernt, mich gut mit ihm unterhalten. Ich habe viel Respekt davor, was er auch mit jungen Spielern aus der Region geschafft hat“.
Kochen und Mannschaftsabende
Nur am Samstag, da sollte es in München beim Derby gegen den Club natürlich einen Sieg geben, möglichst einen klaren. Auch, um Dortmund nicht weiter ziehen zu lassen – neun Punkte Rückstand, die würden an seinem Ego kratzen. „Egal was andere sagen: Ich schreibe den Titel noch nicht ab. Die haben zwar einige enge Spiele gewonnen, aber übergalaktisch sind sie nicht.“
Einen der besten Lacher des kurzweiligen Besuchs gibt es, als ein DJK-Spieler erklärt, was er und seine Kumpels so alles fürs Teambuilding unternehmen, etwa Kochen und Mannschaftsabende. Und wie das denn beim FC Bayern sei. „Ich bin froh, dass der Eine oder Andere bei uns nicht kocht“, entgegnet Wagner, der hernach beim Tischkicker gegen Nikolaus und Knecht Rupprecht torlos bleibt. Dafür gelingt seinem Mitspieler, dem achtjährigen Andreas, das Ehrentor, was Sandro und das Publikum frenetisch bejubeln.
Ein echter Knaller
Ein Eintrag ins Goldene Buch von Prichsenstadt, Geburtstagsständchen (Wagner wurde am Donnerstag 31), die Ehrenmitgliedschaft beim Fanklub „Rote Hölle“ – Geschenke und gute Worte gibt es reichlich für den Ehrengast. „Der Kofferraum ist offen, wenn einer noch was hat“, scherzt der Stürmer, der die Urkunde für seine Ehrenmitliedschaft vor der Unterschrift genau begutachtet. „Du kaufst hier nichts“, bekräftigt Markus Fick zur Freude der Anwesenden.
Der Präsident des Fanklubs hat allen Grund, über diesen Tag glücklich zu sein. Fünf Jahre gibt es den Verein nun, Sandro Wagner wird als 100. Mitglied geführt. Und dass er tatsächlich Ehrengast zur Geburtstagsfeier im Sportheim zu Gast ist, sei ein „echter Knaller“, wie Fick betont. Wie gut aufgelegt der Bayern-Profi ist, wie gut er aufnimmt, was um ihn herum passiert, wird immer wieder an kleinen Bemerkungen deutlich. Auch der Autor dieses Beitrags bekommt eine ab, zur Freude des johlenden Publikums: „Da unten gibts Probleme mit der Weißwurst. Bei uns in München wird die ausgezuzelt“.