Was passiert mit den Kunstrasenplätzen?
Autor: Steffen Forstner
Kitzingen, Freitag, 26. Juli 2019
Der EU-Vorstoß gegen Mikroplastik auf Sportplätzen sorgt für Unruhe. Eine Umfrage in der Umgebung zeigt: Betroffene sehen der Sache ziemlich entspannt entgegen.
Was hat sich die Europäische Union denn da mal wieder ausgedacht? Die Brüsseler Kommission erwägt ab 2022 ein generelles Verbot von Kunstrasenplätzen, die vor allem im Amateursport genutzt werden. Grund: Das zwischen den Plastikhalmen enthaltene Gummi-Granulat, das als Mikroplastik einzuordnen ist, schadet der Umwelt und damit auch der Gesundheit. Das Granulat, das aussieht wie kleine Plastikkörner, wird nämlich durch Schuhe oder Wind abgetragen und gelangt auf diesem Weg in die freie Natur.
Die EU ist schon zurückgerudert
Zwar hat die EU inzwischen bereits wieder ein wenig zurückgerudert und betont, kein generelles Verbot von Kunstrasenplätzen anzustreben. Doch Argwohn und Unsicherheit bei den Vereinen bleiben angesichts des Vorstoßes. Schließlich würden eine pflichtgemäße Sanierung oder Umrüstung der Plätze die Klubs horrende Summen – Experten sprechen von bis zu einer halben Million Euro – kosten. Der Spielbetrieb wäre vielerorts folglich massiv gefährdet. Da helfen auch Forderungen aus Verbänden und Politik nach Bestandsschutz und Übergangsfristen von bis zu sechs Jahren erst einmal nur bedingt weiter.
Betroffene aus dem Landkreis Kitzingen hoffen, dass es soweit erst gar nicht kommt. Tobias Haupt, Sachbearbeiter für den Bereich Tiefbau bei der Stadt Kitzingen, die Eigentümerin des Kunstrasenplatzes im Sickergrund ist, sagt: „Grundsätzlich muss man mal abwarten, wie sich das Thema entwickelt, ob das nicht nur ein Schnellschuss ist.“ Die Politik solle sich überlegen , „ob es nicht wichtigere Themen gibt“. Was in den Weltmeeren herumschwimme, sei noch ganz anderer Müll. Für Haupt ist die Geschichte längst nicht so heiß, wie sie gekocht wird. „Man sucht die Mücke, obwohl man den Elefanten neben sich stehen hat“, so sein bildhaftes Fazit.
Kunstrasenplätze ab 2014 unbedenklich?
Ähnlich entspannt beurteilt man die Lage beim TSV Abtswind. „Wir sehen die Sache gelassen, weil wir die Expertise haben, dass unser Platz vollkommen in Ordnung ist“, erklärt ein Sprecher des Vereins, der anonym bleiben möchte, gegenüber dieser Redaktion. Seiner Meinung nach sind, bedingt durch eine geänderte Norm, alle Kunstrasenplätze, die nach dem Jahr 2014 gebaut wurden, absolut unbedenklich. Dies träfe im Übrigen sowohl auf den Abtswinder Kunstrasen als auch auf den im Kitzinger Sickergrund zu. Beide Plätze sind erst rund ein Jahr alt.
Besonders die Kinder und Jugendlichen, die vom Fußballspielen abgehalten werden würden, seien im Fall eines Verbots von Kunstrasenplätzen die Leidtragenden, glaubt der Abtswinder Sprecher. Doch selbst im Fall der Fälle wäre ihm nicht bang. „Dann saugen wir das Granulat eben ab und ersetzen es zum Beispiel durch Kork. Auch wenn das ein bisschen was kosten würde.“
Es gibt Alternativen zu den Plastikkügelchen
Bei Kork oder auch Quarzsand handelt es sich um willkommene Alternativen zum gesundheitsschädlichen Granulat. Der Marktbreiter Hockeyclub (MHC) verwendet beispielsweise jenen Sand statt Granulat für seinen Kunstrasen. „Deswegen sind wir im Verein auch der Meinung, dass uns die Angelegenheit nicht betrifft“, sagt die MHC-Vorsitzende Charlotte Dienesch, die über diesen Umstand sehr erleichtert ist.
Noch aus einem anderen Grund sei der Rasen des Hockeyclubs nicht mit dem Grün, das Fußballer bespielen, zu vergleichen. In Marktbreit müsse der Platz nämlich regelmäßig bewässert werden, was bei herkömmlichen Kunstrasenfeldern nicht der Fall ist. „Was ich von der Debatte persönlich halte, dazu sage ich besser nichts“, sagt Die-nesch. Man spürt auch so: Punkten kann die EU mit ihrer Idee im Landkreis nicht.