Laufen, bis der Arzt kommt
Autor: Andreas Stöckinger
Kitzingen, Freitag, 30. Juni 2017
Philipp Zabel läuft für sein Leben gerne, ohne Uhr und Pulsmesser, dafür mit Erfolg. Jetzt hat der junge Assistenzarzt eine neue Bestimmung gefunden.
Was sein Hobby betrifft, steckt Philipp Zabel derzeit mitten in der schönsten Zeit des Jahres. Wann immer es geht, zieht der 35-Jährige, der als Assistenzarzt an der Klinik Kitzinger Land beschäftigt ist, in seiner Freizeit, die Laufschuhe an: zum Trainieren, aber auch, um an den Läufen im Umkreis teilzunehmen. Dabei ist Zabel sehr erfolgreich. Fünfmal hat er den Schwanberglauf gewonnen, der als das Non-plus-ultra in der Läuferszene der Umgebung gilt. Als Autodidakt, wie er sagt. Zabel gehört weder einem Verein noch einer Trainingsgruppe an.
Dafür ist er seit Kurzem einer der Verantwortlichen, die den jährlichen Kitzinger Krankenhauslauf organisieren, der eine Woche vor dem Rennen am Schwanberg gestartet wird: kommenden Freitag, 7. Juli. Seit 2002 gibt es den sportlichen Wettbewerb, den einige laufbegeisterte Mitarbeiter des Krankenhauses zum damals 100-jährigen Bestehen der Klinik ins Leben gerufen haben.
Zu den besten Zeiten hatte das zweitgrößte Laufereignis im Landkreis bis zu 600 Teilnehmer. Im Moment wäre der Veranstalter schon mit der Hälfte zufrieden. Zabel hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Lauf wieder nach vorne zu bringen, mehr Menschen zu motivieren. „Es ist eine etablierte erfolgreiche Veranstaltung, die seit fünfzehn Jahren Bestand hat. Ich will das fortzuführen und eigene Ideen einbringen.“
Eigene Ideen einbringen
Welche das sein könnten, hat der Mediziner schon im Kopf. Gerade die Motivation von Hobbyläufern, aber auch von Menschen, die sich bislang nicht am Laufen versucht haben, ist ihm für die nächsten Jahre ein Anliegen. Im Vorfeld und auch am Tag des Laufes hat Zabel einiges zu tun. Dennoch will der Chirurg selbst die Laufschuhe anziehen und wie die letzten Jahre auf die Strecke gehen. „Ich werde die einfache Runde laufen – langsam und entspannt – und nicht auf die Platzierung schauen“, sagt er. Von seinem Chef Wolfgang Karmann hat er dieses Jahr die sportliche Leitung übernommen. Für ihn als Läufer bot sich das an.
Zabel stammt aus Remscheid. Das Medizinstudium führte ihn 2006 aus dem Westfälischen nach Franken, wo er bewusst Würzburg als Studienort auswählte. „Die Stadt passte von der Größe her gut zu mir. Zudem ist die Zahl der Studenten in den Semestern noch relativ klein.“ Mit der Zeit verlagerte sich Zabels sozialer Mittelpunkt mehr und mehr nach Mainfranken, „eine sehr schöne Region“. Seit fünf Jahren ist er an der Kitzinger Klinik. Den Lauf kannte er bereits aus Studienzeiten. Der Sport hat es Philipp Zabel von je her angetan.
Mit sechs Jahren begann er, Tennis zu spielen. Gut zwei Jahre später kam Handball dazu, was ihm wohl auch wegen seiner Größe gut lag. „Das Laufen habe ich schon immer nebenher gemacht, das hat mir nie etwas ausgemacht“, erzählt er. Eines Tages wollte er mit seinem Vater und einem Bekannten, die regelmäßig liefen, einfach mal so mitgehen. Danach ist Zabel dabei geblieben.
Ohne Uhr und Pulsmesser
Seit etwa fünfzehn Jahren hat ihn nun das Lauffieber gepackt. Er legt in der Woche durchschnittlich hundert Kilometer zurück. „Aber nie“, wie er sagt, „nach Trainingsplan, sondern nach Lust und Laune. Ich habe auch nie einen Pulsmesser dabei oder eine Uhr.“ Das interessiere ihn auch nicht so sehr. Es zähle eher „die Freude am Sport“. Was Laufen für ihn bedeutet, beschreibt er so: „Beim Laufen komme ich zu mir selbst. Ich finde Ruhe und strebe nicht an, irgendeine Zeit zu erreichen.“ Trotzdem sei das Ganze mehr als ein bloßes Hobby geworden, ein Ausgleich und auch eine Art Therapie, wie man meinen könnte. „Manche setzen sich nach der Arbeit aufs Sofa. Ich entspanne im Laufen. Dabei kann ich mir meine Gedanken machen.“
Als Ziel will Zabel sein momentanes Niveau mit Freude halten. Dass er so erfolgreich ist ohne Verein und Training (was bei den Arbeitszeiten im Arztberuf schwierig wäre), das liege vielleicht in der Natur. Er läuft das ganze Jahr über – außer bei Gewitter oder Glatteis. Tage, an denen er keine Lust habe, seien äußerst selten. Was die Strecken angeht, so bevorzugt er die längere Variante. Zehn Kilometer seien bei ihm fast schon die unterste Grenze. Einmal im Jahr startet er bei einem Marathon, zuletzt war das im-mer in seiner Heimat beim Röntgen-Lauf Remscheid Ende Oktober. „Das ist eine wunderschöne Strecke durch die Bergischen Wälder. Das verbinde ich dann meist mit einem Familienbesuch.“