Wie sehr beherrscht der Fußball Ihren Alltag?Fabio: Als ich noch in der Jugend in Fürth spielte, war es extremer als heute. Dort musste ich immer mit dem Zug pendeln. In der U14 oder U15 war ich nicht vor 20 Uhr daheim, in der U17 dann erst um 22 Uhr. Jetzt trainiere ich weniger in der Woche als damals im Leistungszentrum.
Hatten Sie den Traum oder zumindest den Wunsch, Profi zu werden?Fabio: Ich denke, den hat jeder kleine Junge, der ins Leistungszentrum kommt. Man spielt dort jedes Wochenende gegen Bundesliga-Mannschaften und merkt, dass man mithalten kann. Da ist der Traum vom Profi immer im Hinterkopf.
Haben Sie Ihren Vater nach dessen Fußball-Karriere gefragt?Fabio: Ja, ich habe klar gefragt, wo er gespielt und was er erlebt hat. Das hat mich schon interessiert und begeistert. War schön zu hören.
Wenn man selbst Fußballprofi war und drei Söhne hat, die Fußball spielen, hat man da nicht den Anspruch, dass es wenigstens einer zum Profi schafft?Claudiu: Ach, das muss nicht unbedingt sein. Ich kenne ja die Gesetze des Profifußballs; ich weiß, wie schwer es ist, sich in diesem Geschäft durchzusetzen und Profi zu werden. Das ist ein langer und mühsamer Weg. Die Qualität muss passen, aber entscheidend sind der Wille und auch ein bisschen Glück. Das Leben geht auch ohne Fußball weiter.
Wie ist das, Fabio, mit so einem fußballverrückten Vater zu Hause? Fabio: Ich bin natürlich mit dem Fußball aufgewachsen. Der Ball war immer dabei, und in der Familie gab es interne Fußballturniere.
Wer hat da gewonnen?Fabio: Ich würde sagen, mein großer Bruder Jan. Da war der Größenunterschied doch zu groß.
Herr Bozesan, was schätzen Sie an Ihrem Sohn Fabio als Fußballer?Claudiu: Die Fußball-Intelligenz. Er ist ein Instinktfußballer, sehr unberechenbar in seinen Aktionen, man weiß nie, was er mit dem Ball vorhat und was passiert. Durch seine Technik und sein Kombinationsspiel ist er auch sehr torgefährlich.
Das heißt, es ist schwer, sich als Gegenspieler auf ihn einzustellen?Claudiu: Ja, ganz schwer. Er erzielt nicht nur viele Tore mit dem Fuß, sondern ist auch noch sehr kopfballstark. In Fürth wurde er vier Jahre lang als Sechser ausgebildet. Als ich Trainer der Kickers war und wir in der U19 Probleme hatten, haben wir ihn als Zehner reingestellt. Er hat damals in der Bayernliga sehr viele Tore geschossen. Dabei ist es geblieben.
Sie als Trainerfuchs werden wissen, wie Sie sich auf ihn einzustellen haben, oder?Claudiu: Seine Stärke ist das Spiel im Sechzehnmeterraum, das macht es so schwer zu verteidigen. Ich werde mir etwas einfallen lassen.
Fabio, was hat Ihnen Ihr Vater als Fußballer mitgegeben?Fabio: Den Biss und den Kampfgeist, dieses Immer-gewinnen-Wollen und Nie-Aufgeben. Dass die Einstellung im Fußball höchste Priorität hat, habe ich von ihm gelernt.
Was schätzen Sie an ihm als Trainer?Fabio: Dass er jedem Spieler weiterhelfen und ihn zu höchstem Niveau führen möchte. Mein Vater hat sehr lange sehr viele Jugendmannschaften trainiert und dort immer versucht, aus jedem das Potenzial herauszuholen. Er kann sehr gut mit jungen Spielern umgehen.
Könnten Sie sich vorstellen, unter ihm als Trainer zu spielen? Fabio: Ich habe es zwei Jahre getan, in denen es gut gelaufen ist und mich sehr weiterentwickelt habe. Ich denke, ich könnte mich unter ihm noch einmal steigern.
Ihr Vater war lange Zeit ein "Roter", wie man in Würzburg sagt, also ein Mann der Kickers. Sie sind jetzt ein "Blauer". Wie sind Sie beim WFV gelandet?Fabio: Ich habe ja auch für die Kickers gespielt, aber als die U23 dann unerwartet aufgelöst wurde, ergab sich die Möglichkeit, zum WFV zu wechseln.
Herr Bozesan, was trauen Sie Ihrem Sohn als Fußballer noch zu?Claudiu: Wichtig ist es, immer Gas zu geben und jedes Spiel mit der richtigen Einstellung anzugehen. Fabio ist ein Gewinner-Typ. Wenn die Leistung stimmt, kommt der Rest von alleine. Ich denke schon, dass er den Ehrgeiz von mir geerbt hat.
Wer von Ihnen ist der bessere Verlierer?Claudiu: Schwieriges Thema. Ich will im Grunde jedes Spiel gewinnen. Das war auch so, wenn wir gegeneinander gekickt haben.
Fabio: Man wächst ja an Niederlagen und lernt damit umzugehen. Es kommt auch immer auf die Art der Niederlage an. Wenn wir als Mannschaft alles gegeben haben, ist es zwar schade zu verlieren, aber okay. Am meisten ärgere ich mich, wenn wir mit null Einstellung aufgetreten sind.
Wenn Sie vom Spieltag nach Hause kommen, Herr Bozesan, sieht Ihnen Ihre Frau dann an, wie das Spiel gelaufen ist?Claudiu: Ja, sie kann erkennen, ob wir gewonnen oder verloren haben; aber meistens weiß sie das Ergebnis schon vorher. Früher war sie bei jedem Spiel dabei, vor allem als die Jungs noch klein waren. Heute schaut sie nicht mehr so oft zu. Aber wir Männer konnten unsere Fußball-Leidenschaft nur ausleben, weil uns meine Frau immer unterstützt hat.
Werden Sie mit Ihrem Sohn am Samstag gemeinsam zum Spiel fahren?Claudiu: Er fährt bestimmt mit seiner Mannschaft.
Fabio: Genau, wie bei jedem anderen Auswärtsspiel auch.
Und wie geht’s aus?Fabio: Ich denke 2:1 für den WFV.
Claudiu: Daheim wollen wir gewinnen. Mir würde ein 1:0 reichen. Wenn wir 2:1 gewinnen und mein Sohn ein Tor schießt, ist es für mich auch okay.