Draufhauen will in Dettelbach keiner
Autor: Alexander Rausch
Dettelbach, Freitag, 19. Oktober 2018
Dettelbachs erste und zweite Mannschaft marschiert weiter im Gleichschritt. Nach dem gemeinsamen Aufstieg sind beide momentan Tabellenletzter ihrer Klasse. Was sind die Gründe?
Vor gut vier Monaten feierten die Dettelbacher Fußballer noch den Doppelaufstieg – die erste Mannschaft schaffte als Kreisliga-Meister den Sprung in die Bezirksliga, die Reserve besiegte in der Relegation die favorisierten Randersackerer und kickt nun in der Kreisklasse. Damals wie heute eint beide das gleiche Schicksal. Nur diesmal halten sie die rote Laterne. Dass die Saison schwer werden würde, war den Verantwortlichen klar. Dass sich die Situation nach mehr als einem Drittel der Spielzeit so dramatisch darstellt, war hingegen kaum absehbar. Und den Übungsleitern Thomas Freund (DuO I) und Kurt Amrein (DuO II) sind die Hände gebunden. Denn Besserung ist erst einmal nicht in Sicht.
Groß war die Freude in Dettelbach und seinen Ortsteilen. Endlich war dem Aushängeschild nach vier Jahren Aufstiegskampf die Versetzung in die Bezirksliga gelungen. Waren die Schwarz-Weißen 2015 noch äußerst unglücklich in der Relegation gescheitert, setzte sich die Elf von Thomas Hofmann und Tim Reiner im Mai souverän die Meisterkrone auf. Wenige Wochen später zog auch die Reserve in der Relegation gegen die SG Randersacker nach und stieg in die Kreisklasse auf. Das gemeinsame Glück war perfekt, und die Feierlichkeiten kannten keine Grenzen.
1#googleAds#100x100Doch dieser Freudentaumel ist mittlerweile Geschichte. Denn die Dettelbacher sind hart auf dem Boden der Realität gelandet – mit beiden Mannschaften. Zwar waren sich die Verantwortlichen der Schwere der Aufgabe bewusst – auch mit dem mahnenden Beispiel des Nachbarn SC Schwarzach im Hinterkopf, unterschätzt haben sie diese scheinbar aber dennoch. Bereits im Winter wurde frühzeitig die Trennung vom erfolgreichen Trainerduo Hofmann/Reiner, das mittlerweile in Kitzingen arbeitet, verkündet. In deren Sog verließen mit Tom Reiner, Marcel Geitz, Dominik Hammer und Jakub Phouthavong vier weitere Stammspieler den Verein. „Die Mannschaft hat unglaubliche Qualität verloren“, urteilt der neue DuO-Übungsleiter Thomas Freund, der keine adäquaten Ersatz für diese Verluste bekam.
Überdies verlief auch die Saisonvorbereitung alles andere als optimal. Dennoch brachten seine Kicker, die er, wenn der aktuelle Kader komplett ist, für bezirksligatauglich hält, besonders in den ersten Begegnungen ihre Leistung und sammelten in den ersten vier Spielen bereits sechs Punkte. Sogar ungeschlagen war der Neuling bis dahin, ehe das Schicksal seinen Lauf nahm. „Mir brachen Woche für Woche Spieler aus unterschiedlichsten Gründen weg. Das war schlicht nicht zu kompensieren“, berichtet Freund. Aktuell fehlen dem Trainer sechs Akteure, die noch beim Sieg in Bergrheinfeld, dem bisher einzigen, zur Verfügung standen.
Sieben Niederlagen setzte es in den vergangenen acht Duellen. Nur gegen Münnerstadt reichte es zu einem Punktgewinn. Dabei waren die Dettelbacher freilich selten chancenlos. Neben der fehlenden Qualität und Breite im Kader mangelte es allerdings auch an der Chancenverwertung. So wäre gegen die direkten Konkurrenten aus Altbessingen oder jüngst gegen Unterspiesheim mehr drin gewesen, aber es fehle ein Knipser wie Tim Reiner es war, der vergangene Saison 24 Tore machte.
Aktueller Dettelbacher Toptorschütze ist Lukas Schimmer mit vier Treffern. „Das geht natürlich an die Nieren und zehrt an den Nerven, aber wir bleiben positiv. Draufhauen bringt nichts“, so Freund, der seiner Mannschaft einen herausragenden Charakter attestiert. Denn sie stecke das bisher sehr gut weg, und keiner maule den anderen an. Die Truppe sei intakt und gefestigt und werde auch diese Situation überstehen.
Wie sie das wird, wird sich möglicherweise schon in den kommenden Wochen zeigen. Denn neben den Topteams aus Oberschwarzach und Schweinfurt warten mit Krum, Münnerstadt, Bergrheinfeld und Rödelmeier vier Kontrahenten, gegen die gepunktet werden muss. „Uns ist bewusst, was die Stunde geschlagen hat. Wenn wir noch einmal zurückkommen wollen, dann in diesen Spielen“, weiß Freund um die Wichtigkeit der nächsten Auftritte. Die Hoffnung auf ein Erfolgserlebnis, das die nötigen Kräfte für den Klassenerhalt freisetzt, ist größer denn je.