Der Fußball des Jahres 2027

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Die Woche
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Wie sieht der Spielbetrieb der Zukunft aus? Unser Autor blickt voraus: auf Kameras in allen Spielklassen, Fußball rund um die Uhr und eine WM mit 211 Teams.

In dieser Woche wollen wir nicht zurückschauen, sondern einen Blick vorauswerfen ins Jahr 2027. Der Amateur-Fußball geht mit der Zeit. Im Raum Kitzingen/Ochsenfurt kämpfen nur noch 15 Klubs in den verbliebenen Spielklassen um Punkte. Der Bayerische Fußballverband hat sich auf Geheiß von DFB und UEFA einer erneuten Reform seiner Fußball-Ligen unterzogen und dabei die Klubs zusammen gefasst, um ihre Stärke zu konzentrieren und so noch mehr Geld aus der Vermarktung von Übertragungsrechten im Internet zu erwirtschaften. Ganz im Sinne der Vereine selbstverständlich.

Der BFV ließ Spielgemeinschaften aus jeweils fünf Klub bilden – unter der Bedingung, dass sie als Firmenmannschaften eines in ihrem Raum angesiedelten Partnerunternehmens auflaufen müssen. Alle Spieler sind bei diesen Partnern beschäftigt. Das ist notwendig, denn der Fußballverband hat seine Anstoßzeiten – ganz individuell für jede Liga – nicht nur auf Samstag und Sonntag angesetzt, wo von neun Uhr in der Früh bis um 18 Uhr am Abend zeitversetzt angepfiffen wird.

Dabei treten die unterklassigen Klubs schon am Vormittag an. Topspiele bis hinunter in die A- und B-Klasse werden auch unter der Woche ausgetragen, und zwar nachmittags, um nicht mit den Anstoßzeiten der Fußball-Weltliga zu kollidieren.

Im Durchschnitt besuchen zehn Zuschauer die Spiele am Sportplatz – meist Unbelehrbare, die sich der inzwischen totalen digitalen Vernetzung verschließen. Der gemeine Fußball-Fan verfolgt die Begegnungen auf seinem Taschenbildschirm oder bequem auf der Leinwand zu Hause im Wohnzimmer, gegen eine geringe Gebühr versteht sich. Der Verband benötigt sie, um die FIFA bei der Weltmeisterschaft 2030 in Burkina Faso zu unterstützen. An dem sechs Monate dauernden Turnier nehmen alle 211 Mitgliedsverbände teil.

Auch in unseren Breiten hat der Verband längst alle Sportplätze, bis hinunter zur B-Klasse, mit Kameras ausgestattet, damit die Fans in aller Welt das Geschehen über das Internet verfolgen können. Live, versteht sich. Und wer will, kann sich gegen eine kleine Zusatzgebühr seine eigene TV-Konferenz zusammenstellen, etwa von den Sportplätzen in Volkach, Ochsenfurt und Kitzingen. Das ist ideal für den Fan, denn zu Hause im Wohnzimmer ist das Wetter nie schlecht.

Ein weiteres Problem ist mit diesen Live-Übertragungen gelöst, denn künftig reicht am Spieltag ein Schiedsrichter für eine ganze Spielklasse. Dieser Unparteiische verfolgt von zu Hause aus alle Spiele gleichzeitig.

Wo es gefordert wird, greift er ein, er spult einfach das Geschehen zurück – und teilt dann live mit, ob auf Abseits, Elfmeter und Rote Karte entschieden wird. Dann geht es auf den Sportplätzen wieder gerechter zu – ein weiterer Punkt, der dem seit 2025 amtierenden FIFA-Präsidenten Rainer Koch gefällt, denn der ließ ja erst in diesen Tagen die in der Bayernliga zur Übertragung eines Spiels eingesetzte Video-Technik hochleben – als eine „Grundvoraussetzung dafür, dass die Menschen sich wie-der stärker mit ihrem Amateurfußball-Verein identifizieren, zum Fußballplatz kommen und Freude daran haben, das Geschehen ihres Vereins zu verfolgen“.

Auf den Amateurplätzen sieht die Gegenwart anders aus. Sinkende Zuschauerzahlen in den unteren Klassen, weiter rückläufige Einnahmen aus Eintrittsgeldern, Getränke- oder Essensverkauf. Allein dies setzt den Klubs vielerorts jetzt bereits gehörig zu. Dazu immer weniger Freiwillige, die im Verkauf helfen oder sich für Ehrenämter im Klub zur Verfügung stellen. Trainer für den Nachwuchsbereich lassen sich meist nur über Geld generieren.

Viele fragen sich, wie lange das an der Basis noch gut geht. Zuletzt warnte DFB-Manager Oliver Bierhoff vor einer „Fußball-Übersättigung“ – durch den schon heute ständig im Fernsehen rollenden Ball.