Nicht nur Rödelsees Handballer grübeln über die Frage: Darf man Dankbarkeit erwarten in einem Geschäft, dessen Kitt oft nur noch das Geld ist?
Kann man nach drei Jahren von einer Ära sprechen, die zu Ende geht? Das vielleicht nicht, aber der Marsch der Rödelseer Handballer durch die Instanzen hatte ja nicht erst vor drei Jahren mit dem Aufstieg in die dritte Bundesliga begonnen. Dieser Sprung unter die besten hundert Handballklubs hierzulande war nur die letzte Etappe auf einem kontinuierlichen Weg nach oben. Jener Schritt, der den Verein zu einer kleinen Berühmtheit im Lande machte. Das lässt die Fallhöhe jetzt bloß noch größer erscheinen.
Dem TSV Rödelsee droht der Absturz in die . . ., ja wohin eigentlich? Noch ist nicht klar, wo der freie Fall der Mannschaft enden wird, in welcher Klasse sie am Ende aufschlagen wird. Das hängt auch vom (guten) Willen des Handballbezirks ab, der entscheiden muss, wo er Rödelsee nächste Saison haben will – in der Bezirksoberliga, wie es der Verein sich wünscht, oder doch in der Bezirksliga? Vergangenen Samstag hat es für die Rödelseer noch einmal etwas zu feiern gegeben. Einen Sieg über Groß-Biberau, soll man sagen: zum versöhnlichen Abschluss? Das wäre nicht ganz passend, denn von manchem Spieler ist der Verein arg enttäuscht, daraus machen Vordere und Altvordere keinen Hehl.
In dieser schweren Stunde hätte man sich von einigen Spielern doch ein bisschen mehr Loyalität erwartet. Aber darf man das wirklich? Dankbarkeit erwarten in einem Geschäft, dessen Kitt allzu oft nur noch die klingende Münze ist? Vielleicht ist das von der heutigen Generation einfach zu viel verlangt.
Nicht alle Vereine hierzulande werden in diesen schwermütigen Kanon einstimmen, es gibt Ausnahmen, gewiss. Der SSV Kitzingen etwa beteuert immer wieder glaubhaft, dass er seinen Fußballern kein Geld bezahle, das will in einer Spielklasse wie der Bezirksliga schon was heißen. Ist der Preis, den der Verein dafür entrichtet, nun der Abstieg in die Kreisliga? Dies wäre zu kurz gegriffen. Doch hat Sportleiter Dominik Schloßnagel neulich festgestellt, wenn man Spielern nichts bezahle, müsse man eben über Manches hinwegsehen.
Es soll Zeiten gegeben haben, da spielten Fußballer auch ohne Geld. Sie hatten sogar Spaß dabei, saßen nach ihren Spielen noch in trauter Runde im Vereinsheim, manchmal bis tief in die Nacht. Mag sein, dass das zu viel Romantik und Nostalgie ist, aber wer gelegentlich mit Trainern der älteren Generation spricht, merkt schnell, dass viele keine Lust mehr haben, unter den veränderten Bedingungen ihre kostbare Freizeit zu opfern. Sie hören lieber auf und ziehen sich ernüchtert zurück, nicht ohne den Hinweis, dass der Fußball in dieser Art nicht überlebensfähig sein werde. Auch diesen Sommer wird mancher Verein keine Mannschaft mehr melden können. Aktuellstes Beispiel:
der FC Schallfeld. Aus der B-Klasse hat der TSV Albertshofen dieser Tage seine Reserve zurückgezogen, in anderen B-Klassen ist das bereits weit vor dem nahen Saisonende geschehen. Den Apologeten des Untergangs sind das mehr als Indizien für ihre These vom schleichenden Tod des Amateurfußballs. Auch der Verband hört diese Stimmen, vielleicht sind sie hier und da bloß noch nicht laut genug – sonst würde er die Klubs nicht mit Elektronischem Spielberichtsbogen, Live-Ticker und weiteren Dingen drangsalieren.
Der Lichtblick dieser Woche ist die Mädchenhandball-Mannschaft des Kitzinger Armin-Knab-Gymnasiums, die zum dritten Mal in Folge im Bundesfinale von Berlin stand.
Fünfter zu werden unter den besten Teams des Landes ist schon aller Ehren wert und zu nicht unerheblichen Teilen Trainer Dusan Suchy zu verdanken, einem ausgewiesenen Experten. Der Erfolg war uns so viel wert, dass wir Mittwoch gleich zweifach über ihn berichtet haben: einmal im Sport, einmal im Lokalen.