Schwarzacher Gewerbeverein vor dem Aus

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Keine Kandidaten, keine Wahl: Jurist Rupert Brimer hatte als Wahlleiter beim Schwarzacher Gewerbeverein einen schweren Job zur verrichten. Fotos: Peter Pfannes
Keine Kandidaten, keine Wahl: Jurist Rupert Brimer hatte als Wahlleiter beim Schwarzacher Gewerbeverein einen schweren Job zur verrichten. Fotos: Peter Pfannes
Für langjährige Mitgliedschaft zeichnete Maria Jattke (scheidende 1. Vorsitzende) Gertrud Baumann (Gasthaus zum Anker) aus. Foto: Pfannes
Für langjährige Mitgliedschaft zeichnete Maria Jattke (scheidende 1. Vorsitzende) Gertrud Baumann (Gasthaus zum Anker) aus. Foto: Pfannes
 

Die Neuwahlen bleiben ohne Ergebnis: Weil niemand das Amt des Schriftführers ausüben will, findet sich kein neuer Vorstand. Das Interesse, etwas gemeinsam auf den Weg zu bringen, ist gering.

Als Jurist hat Rupert Brimer schon viele rechtliche Probleme lösen müssen. Am Dienstagabend stand der Schwarzacher vor einer erneuten Herausforderung. Die Neuwahl des Gewerbevereins stand auf der Tagesordnung der Gemeinschaft der Selbstständigen. Brimers Problem als Wahlleiter wurde schnell deutlich: Der gesamte bisherige Vorstand trat nicht mehr an. Neue Kandidaten, die bereit waren Verantwortung zu übernehmen, fanden sich nicht. Der vor 15 Jahren gegründete und mit vielen Hoffnungen gestartete Verein steht somit vor dem Aus.

In einigen Wochen soll nun eine erneute Mitgliederversammlung einberufen werden - mit dem Ziel, ein neues Vorstandsteam zu finden. Drei Namen für die Posten des 1. (Reinhold Möhling) und 2. Vorsitzenden (Hans Jürgen Högner) sowie des Kassiers (Claudius Feidel) wurden bereits "gehandelt". Doch die Aufgabe des Schriftführers will niemand übernehmen.
Und ohne einen schreibenden Vorstandskollegen wollen sich auch die anderen drei Kandidaten nicht wählen lassen.

"Wenn die Motoren fehlen, dann kann ein Schiff nicht mehr fahren", sagte Brimer und führte den Anwesenden die in der Satzung verankerte Vereinsauflösung vor Augen. Das Guthaben des Vereins würde beim Scheitern der Neuwahlen der Gemeinde zufließen, so die Fakten in dem Regelwerk. Der Wahlleiter wirkte fassungslos, dass keiner in der im Café Haun versammelten Runde den Schriftführerposten übernehmen wollte. Als "stiller Sympathisant" der Vereinigung erteilte er der bisherigen Vorsitzenden Maria Jattke und ihrem Vorstandsgremium ein dickes Lob: "Sie haben gute Arbeit geleistet."

Pech und Glück in einem hatte der Gewerbeverein bei seinen beiden Veranstaltungen im vergangenen Jahr. "Der Oster- und Adventsmarkt als einzige Veranstaltungen waren wie ein Sturm im Wasserglas und trotzdem gut besucht", erinnerte Jattke in ihrem Rückblick an das schlechte Wetter. Die Konzerte des Bläser-echos und des Projektchors im Torhaus zum Adventsmarkt seien sehr gut besucht gewesen. Worte des Dankes richtete die scheidende Vorsitzende an die Klostergemeinschaft sowie an die Aktiven für die Unterstützung. Jattke bedauerte, dass das Interesse an weiteren Veranstaltungen soweit zurückgegangen sei. "Es macht keinen Sinn noch irgendetwas anzubieten, wenn die Teilnahme bei 48 Mitgliedsbetrieben immer nur auf den Vorstand und ein paar weitere Personen beschränkt bleibt", erklärte sie ziemlich frustriert. Im Markt Schwarzach herrsche die Auffassung, "das sollen die Anderen machen", und das in vielen Bereichen. "Das Ortsteildenken ist noch so stark in den Köpfen der Leute verankert, dass aus einem Gemeinsamen Schwarzach noch lange nichts wird." Die sonst so lebenslustige Natur, die immer einen Scherz auf den Lippen hat, wirkte sichtlich müde.

Schriftführer Wolfgang Meyer zu Brickwedde servierte den statistischen Jahresrückblick mit zwei Infotreffen und drei Vorstandssitzungen. Trafen sich im Jahr zuvor noch vier Arbeitskreise, um gemeinsam Neues auf den Weg zu bringen, so herrschte diesbezüglich 2012 Fehlanzeige. "Es liegt einfach kein Interesse vor. Das macht keinen Sinn", meinte Jattke abschließend.

Die Versuche des Wahlleiters, die Anwesenden von der Bedeutung einer eigenen Vertretung für die Gewerbetreibenden zu überzeugen, fruchteten nur wenig. "Schwarzach braucht unbedingt einen Gewerbeverein", betonte er - vergeblich. Die plötzlich einsetzenden Abendglocken der Abteikirche klangen so, als würden sie Trauer tragen.