Denkbar knapp genehmigen die Gemeinderäte aus Schwarzach einer Gärtnerei, einen Grünstreifen zum Abstellen von Fahrzeugen zu nutzen. Sollten andere den gleichen Wunsch äußern, wird die Genehmigung widerrufen.
Die Verpachtung und Nutzung öffentlicher Grünflächen durch Privatleute war der Anlass für die Mitglieder des Marktgemeinderats Schwarzach, im Vorfeld der Gemeinderatssitzung am Dienstag einen Ortstermin anzuberaumen. Alle betroffenen Flächen liegen unmittelbar in der Nähe des Silberbachufers in Stadtschwarzach.
Dort will die Gärtnerei Plietz einen Grünstreifen unmittelbar neben ihrem Betrieb zum Abstellen von Fahrzeugen nutzen. Der Platz zum Parken von Fahrzeugen der Mitarbeiter sei auf dem eigenen Betriebsgelände gerade in den Sommermonaten sehr beengt, begründete Veit Plietz seinen Antrag vor Ort. Als Gegenleistung will Plietz das Gelände am Bachufer in Eigenregie pflegen.
Folgeanträge drohen Grundsätzlich hatten die Räte kein Problem damit, das Gärtnerunternehmen in seinem Wunsch zu unterstützen. 2. Bürgermeister Roland Höfer (FCW) äußerte jedoch seine Bedenken: "Wir legalisieren hier das Parken auf Grünflächen, wenn wir das genehmigen." Auch Ralf Henninger war skeptisch: "Wegen Folgeanträgen könnten wir da bald ein Problem bekommen." In Pater Franziskus Büll (Klosterliste) schlugen zwei Herzen: "Ein Präzedenzfall würde mir Bauchschmerzen machen. Trotzdem sollten wir den Mittelstand unterstützen."
Denkbar knapp fiel die Abstimmung über den Antrag von Plietz aus. Acht Räte stimmten zu, sechs waren dagegen. Bürgermeister Lothar Nagel (FCW) formulierte die Details des Beschlusses: "Herr Plietz soll versuchen, den einen oder anderen Stellplatz auf seinem Grundstück zu errichten. Sollten Folgeanträge anderer Bürger oder Unternehmer kommen, dann wird die Genehmigung für den Gärtnereibetrieb und auch sonst alles widerrufen."
Einen weiteren Antrag auf Anpachtung einer gemeindlichen Grünfläche und die Absperrung des angrenzenden Wirtschaftswegs beantragte Hubert Lachmann. Auf dem Getriebsgelände im Industriegebiet begründete der Inhaber des Baggerbetriebs seinen Antrag damit, dass der nicht offizielle Wirtschaftsweg durch viele Fahrzeuge genutzt werde, zum Beispiel von Zulieferfahrzeugen anderer Unternehmen im Industriegebiet. Mehrfach sei es fast zu Unfällen mit diesen schweren Lkws gekommen. Laut Lachmann "verirren" sich außerdem nachts Autos auf dem Betriebsgelände.
Schranke auf eigene Kosten Bürgermeister Nagel machte die Anwesenden darauf aufmerksam, dass für den Silberbach eine Renaturierungsmaßnahme anstehe. Als Gewässer dritter Ordnung sei die Gemeinde dafür zuständig. Einhellig befürworteten die Ratsmitglieder zwar den Antrag des Unternehmers, der Pachtvertrag mit Lachmann kann aber jederzeit widerrufen werden, um die Renaturierung durchzuführen. Lachmann darf ferner eine Schranke auf eigene Kosten errichten, die künftig die Durchfahrt von nichtberechtigten Fahrzeuge verhindern soll. Der Betriebsinhaber sagte zu, das gesamte Gelände, das der Gemeinde gehört, wie bisher in Schuss zu halten und zu pflegen.
Grünes Licht gab es für zwei weitere Anträge auf Anpachtung von Grünflächen unmittelbar neben Lachmanns Betrieb. Dieter Blass und Peter Kleinhans wollen die Grünstreifen zwischen ihren Lagerhallen und dem Silberbach privat nutzen. Das Gremium genehmigte beide Anträge, die Details sollen aber in der Gemeindeverwaltung mit den Antragstellern abgesprochen werden, um einen Kompromiss wegen der Verteilung der Flächengrößen zu finden. Nagel wies darauf hin, dass das Gelände im Überschwemmungsbereich des Silberbachs liegt. Eine Holzlagerung sei deshalb nicht möglich. Das jüngste Hochwasser habe gezeigt, dass dort alles weggeschwemmt wird, was nicht befestigt ist.