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Schule wird zum Sondermüll


Autor: Von unserem Mitarbeiter Guido Chuleck

, Freitag, 06. Juli 2012

Die Pläne zum Neubau der Schule, der Kindertagesstätte (Kita) und der möglichen Sanierung der Turnhalle in Prichsenstadt nehmen Fahrt auf. In der Sondersitzung des Stadtrates am Donnerstag stellten alle sieben Fachplaner der einzelnen Gewerke ihre Konzepte vor.


Die Pläne zum Neubau der Schule, der Kindertagesstätte (Kita) und der möglichen Sanierung der Turnhalle in Prichsenstadt nehmen Fahrt auf. In der Sondersitzung des Stadtrates am Donnerstag, 5. Juli, stellten alle sieben Fachplaner der einzelnen Gewerke ihre Konzepte vor.

Das Ergebnis: Die Schule bekommt eine Lüftungsanlage und ein flaches Gründach, mit Lichtschächten für jedes Klassenzimmer und Vorrichtungen für eine eventuelle Photovoltaik-Anlage. Die Heizanlage wird als Niedrig-Energie-Anlage angelegt, und an den Außenanlagen wollen die Räte nicht mehr sonderlich viel sparen. Während der Sitzung kippten sie gleich mehrere ihrer früheren Beschlüsse. Wie teuer der Neubau konkret werden wird, rechnet der zuständige Architekt Volker Heid bis zur nächsten Sitzung des Rates aus.

Gespräch mit der Regierung am Morgen

Hintergrund der gekippten Beschlüsse sind zum einen die dreistündigen Vorträge der Fachplaner im Stadtrat und zum anderen ein Gespräch bei der Regierung von Unterfranken am Donnerstagmorgen. Bürgermeister Adolf Falkenstein und die Planer stellten dort ihre Konzepte vor, die Regierung äußerte Wünsche. Diese bauten die Planer in Windeseile mit ein, um die Räte auf den neuesten Stand zu bringen.

So fiel es ihnen auch nicht schwer, etwa der abgelehnten Lüftungsanlage jetzt ihre Zustimmung zu erteilen. Wirtschaftlich sei sie, so Fachplaner Norbert Ries, „nicht empfehlenswert, sie kostet 132 000 Euro und rechnet sich fast nicht“. Die Amortisierung, rechnete Wolfgang Brosche (SPD) während der Sitzung aus, „tritt in 42 Jahren ein“. Dennoch stimmten alle Räte zu, denn, so Ries, „sie verbessert das Raumklima und bringt eine fühlbare Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Schülern und Lehrern“.

Schuldach wird flach

Entgegen voriger Planungen wird es keine Außenmauer mit Klinkern, sondern mit Modulsteinen geben. Das Schuldach wird als flaches Beton-Gründach eingeplant. Ein Blechdach, rechnete Statiker Rudy Laatsch vor, „ist wegen der notwendigen Holzkonstruktion und des höher zu bauenden Mauerwerks teurer“. Die Betriebskosten für ein Gründach seien überschaubar. „Es reicht, wenn der Hausmeister zweimal jährlich die Pflanzen, die sich durch Samenflug zwischen den Moosen und niedrigen Gräsern angesiedelt haben, rausrupft“, sagte er.

Das Betondach, erklärte der für den Bau verantwortliche Architekt Volker Heid, „sorgt auch für besseres Klima: Im Sommer wird die Kühle der Nacht bis mittags gespeichert, im Sommer die Wärme der Heizung“.

Außerdem eigne sich ein Blechdach, das in Prichsenstadt eine Neigung von sieben Grad hätte, nicht wirklich für eine eventuelle Photovoltaik-Anlage. „Die Anlage müsste auch treppenförmig aufgestellt werden“, sagte der Fachplaner für Elektro, Thomas Braun. Er bevorzugt die Südseite des Daches der Turnhalle, „die Größe der Anlage wird von der Größe des Daches bestimmt“.

Eine Alarmanlage mit Bewegungsmeldern in einigen Räumen mit Computern und weiteren Wertgegenständen, sollen Einbrecher abschrecken. Der Rat stellte 10 000 Euro zur Verfügung, auch für eine eventuelle später einzubauende Video-Überwachung. In den letzten 20 Jahren, sagte Konrektor Dieter Knauer, „gab es pro Jahr mindestens einen Einbruch mit Schäden im fünfstelligen Bereich.

Turnhalle aus der konkreten Planung genommen

Die Turnhalle nahmen die Räte weiterhin aus der konkreten Planung. Abgerissen werden muss sie trotz Schadstoffbelastung nicht, so der zuständige Planer Nils Oehler, „es reicht aus, das PCB und Asbest rauszuholen“, sagte er. Beim Abriss der Schule, deren Schadstoffbelastung Oehler als „sehr stark“ einstufte, muss sich die Stadt auf die Entsorgung von Sondermüll einstellen – „pro Tonne zwischen 270 und 350 Euro“. Der Abriss der Schule soll sofort nach den Ferien in Angriff genommen werden, so Falkenstein.

Die Außenanlage für Schule und Kita wird laut Planer Thomas Buchholz 573 000 Euro kosten. Für Krippe und Kita werden gesonderte Spielbereiche bestehen, mit unterschiedlichen Höhen für die festen Spielgeräte, sowie Parcours für Bobbycars, Roller und Fahrräder.

Die Tartan-Laufbahn neben der Kita, mit einer Länge von 130 Metern bislang auch interessant für alle sportlichen Bürger, wird auf 50 Meter verkürzt und saniert. Der Belag des Mehrzweckplatzes hinter der Schule wird saniert, „aber eine Laufbahn können wir wegen der unterschiedlichen Beläge nicht einbauen“, sagte Buchholz. Das Pflaster wird aus rutschfesten Beton-Rechtecken bestehen, einige wenige Bäume müssen gefällt werden.

Als Energiestandard einigten sich die Räte auf Anraten von Ries auf eine Niedrig-Energie-Technik. Die sanitären Anlagen in der Kindertagesstätte, vom Rat ursprünglich von zwei getrennten auf eine gemeinsame reduziert, werden auf Wunsch der Regierung für die räumliche Trennung zwischen Kita und Krippe wieder auf zwei aufgestockt.