Vor einer Kneipe in der Kitzinger Innenstadt hat sich eine brutale Schlägerei abgespielt. Bei Gericht ging es nun um die Rolle, die ein 69-jähriger Rentner dabei spielte.
Angefangen hat alles mit einem lauten Knall in der Nacht. Soweit stimmen die Zeugenaussagen noch überein. Und auch die kaputte Scheibe der Kneipe in der Kitzinger Innenstadt gab es wirklich. Das beweisen Fotos. Doch was zuvor und danach passierte, ließ sich vor dem Amtsgericht Kitzingen nicht mehr genau rekonstruieren. Ein 69-jähriger Rentner soll einem jungen Mann laut Anklageschrift im Verlauf einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Gruppierungen das obere Teil einer Mülltonne gegen den Kopf geworfen haben. Sein Opfer habe dadurch eine Platzwunde am Hinterkopf erlitten. Diese Tat stritt der Angeklagte jedoch ab.
42-Jähriger wurde von mehreren Personen verprügelt
In der Version des beschuldigten Rentners ist er zusammen mit anderen Gästen der Kneipe vor die Tür gegangen, nachdem er ein Geräusch hörte. Als sei "eine Bombe geplatzt", sagte der 69-Jährige. Dann nahm das Chaos seinen Lauf. Er habe einen "Jungen" gefragt, ob er das mit der Scheibe gewesen sei. Daraufhin entbrannte nach Angaben des Angeklagten ein Streit vor der Bar.
Kurz darauf sei schon eine Personengruppe von der gegenüberliegenden Straßenseite herübergekommen und sei auf einen 42-jährigen Kneipenbesucher losgegangen. "Zehn Minuten haben sie auf den Mann eingeschlagen", sagte der Angeklagte. Wie sich im Verlauf der Verhandlung herausstellte, handelte es sich dabei um das Hauptopfer des Abends. Der Angriff auf ihn war allerdings nicht Gegenstand dieser Verhandlung.
Angeklagter bestreitet Beteiligung an Schlägerei
Er selbst habe in das Geschehen nicht eingegriffen, beteuerte der Rentner vor Gericht. "Ich bin ein alter Mann. Was soll ich mich mit Jugendlichen schlagen?" Stattdessen habe er die Polizei verständigen wollen. Auch die Aussagen der Zeugen, die vor Gericht erschienen sind, gaben keine Hinweise auf eine geworfene Mülltonne.
"Ich dachte erst, jemand ist mit dem Auto in die Scheibe gefahren", bestätigte ein ehemaliger Angestellter der Kneipe, der an diesem Abend Schicht hatte. Er habe den Beginn der Prügelei zwar beobachtet, sei dann aber wieder nach drinnen gegangen, um die Polizei zu verständigen und den anwesenden Gästen den Hinterausgang zu zeigen. Das sei für den Fall gewesen, dass sich die Prügelei in die Bar verlagern würde. Dass der Angeklagte eine Mülltonne zur Waffe umfunktioniert haben soll, habe er nicht gesehen.
Begleiterinnen des Opfers beschuldigten den Rentner
Auch der Mann, der in der Tatnacht von einer Überzahl von etwa fünf Personen geschlagen und getreten worden sein soll, erschien vor Gericht. Der 42-Jährige war schon vor dem lauten Knall in der Kneipe. Er habe "den Opa" – damit meinte er den Angeklagte – nur fragen wollen, was los ist, sagte der Zeuge. Dann griff ihn schon die Personengruppe von der anderen Straßenseite an. Während der Attacke auf ihn hat er nicht mitbekommen, ob der angeklagte Renter gegen irgendjemanden mit dem Abfalleimer vorging.
Anschließend verlas das Gericht die Aussagen von Zeugen, die nicht geladen wurden. Unter anderem berichteten zwei Frauen – beide beobachteten die Szene vor der Bar von der anderen Straßenseite – der Polizei, wie sich ihr Begleiter in das Geschehen eingemischt habe und dann vom Angeklagten mit dem Mülleimer angegriffen worden sei. Eine sprach nur vom oberen Teil der Tonne, die andere von einem kompletten Metallmülleimer. Der Geschädigte selbst erschien nicht vor dem Amtsgericht.