Renard-Wandbild wird restauriert
Autor: tle
Iphofen, Mittwoch, 09. Sept. 2015
Iphöfer Bauausschuss hat die Sicherung eines alten Gemäldes beschlossen. Bisher führt es ein Schattendasein im städtischen Bauhof.
Die älteren Iphöfer, die die Kapelle des ehemaligen Krankenhauses (heute Altenbetreuungszentrum) kennen, haben es noch vor Augen: das großformatige Wandgemälde, das über dem Altar hing und den Gekreuzigten sowie zwei Engel zeigte. Das trapezförmige Gemälde, das auf mehreren Heraklit-Platten entstand, gibt es immer noch. Allerdings führt es ein Schattendasein in seinen Einzelteilen im städtischen Bauhof. Der Iphöfer Bauausschuss entschloss sich dazu, das Bild wieder herstellen zu lassen. Allerdings muss ein geeigneter Ort zum Aufstellen noch gefunden werden.
Es war im Jahr 1940, als der Franzose Fernand Renard als Kriegsgefangener nach Iphofen kam. Während seine Landsleute meistens schwere Arbeiten im Wald verrichten mussten, merkte man dem „wohl zart besaiteten Mann“, wie Bürgermeister Josef Mend erklärte, schnell an, dass die Aufgaben im Wald eine Nummer zu groß für Renard seien. Dieser hatte jedoch ein anderes Pfund: Er konnte malen.
Der damalige Bürgermeister richtete dem 28-Jährigen ein Atelier im Rathaus ein. Zwischen 1940 und 1945 schuf er im Auftrag der Stadt mehrere Porträts, meist von gefallenen Wehrmachtsangehörigen nach deren Passbild, aber auch Ansichten und Motive Iphofens. Zahlreiche dieser Werke befinden sich heute noch im Privatbesitz von Iphöfer Familien. Und auch wenn der Maler heute nicht zur Speerspitze der französischen Künstler gehört, ist er in seinem Heimatland zumindest hoch geachtet.
Doch was nun mit dem riesigen Bild? Im Februar waren auf Anregung des Denkmalamtes drei Restauratoren nach Iphofen gekommen, um den Zustand des Werkes zu begutachten. Siegfried Scheder aus Ochsenfurt hatte ein Angebot für rund 12 500 Euro abgegeben, das die Zustimmung der Behörde erhielt. Im Haushalt der Gemeinde ist diese Ausgabe zwar nicht vorgesehen, die Verwaltung würde den Betrag aber durch Einsparungen an anderen Stellen wieder reinholen. Unter den Räten herrschte anfangs Ratlosigkeit. Bernd Hartmann (SPD) wollte wissen, in welchem Verhältnis die Ausgabe zum Wert des Bildes stünde. Bürgermeister Mend konnte diesen zwar nicht beziffern, verwies aber auf den Bekanntheitsgrad des Malers und dessen offizielle Einschätzung als bedeutenden Künstler.
Wenn das Werk nicht restauriert werde, wandere es irgendwann in den Container.
Norbert Melber (Freie Wähler) mahnte in die Runde, dass man sich als Iphöfer einiges von den Bürgern anhören müsse, wenn man ein Kunstwerk, mit dem viele Emotionen verbunden werden, einfach dem Verfall preisgebe. Der Birklinger Ortssprecher Dieter Servatius schlug vor, bei der anstehenden Sanierung der Kapelle eine Rückkehr des Gemäldes dorthin baulich zu berücksichtigen.
Dem Vorschlag des Bürgermeisters schlossen sich die Räte an: Die Restauration des Kunstwerks wird in Auftrag gegeben. Die Stadtverwaltung lotet mögliche Fördermittel aus. Nach einem Standort soll gesucht werden.