Puppentheater: Bei Haman bebt der große Saal

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Das völlig humorlose Schaf Mendel, Shlomit Tulgan und der rothaarige Shlomo (von links) haben mit Witz und guten Ideen rund 200 Kitzinger Kindern das jüdische Purimfest erklärt ...
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Sein Name war Programm: Immer wenn der Name des Großwesir in der Gesichte auftauchte – und das war relativ oft – hat der Saal getobt.
Siegfried Sebelka

Der Großwesir Haman hatte einen schweren Stand in der Alten Synagoge. Sein Name ging bei jeder Erwähnung im Geschrei und Getrappel unter. Dafür war Esther der Star.

Ganz klar, der Großwesir Haman war der Böse und hatte einen schweren Stand in der Alten Synagoge. Sein Name ging bei jeder Erwähnung im Geschrei und Getrappel der kleinen Zuschauer unter. Der Star war, ebenfalls ganz klar: „Die schlaue Esther“.

Zwei Auftritte

Ganz in Gold brachte die Kunstpädagogin Shlomit Tulgan mit ihrem jüdischen Puppentheater „bubales“ die Geschichte der clevere Frau des persischen Königs am Montag gleich zweimal auf die Bühne.

Humorloses Schaf

Am Ende der von den zwei Ensemble-Mitgliedern, dem rothaarigen Shlomo und seinem „völlig humorlosen Schaf Mendel“, moderierten knapp einstündigen Multimedia-Vorlesung kannten rund 200 Kinder aus der St. Hedwig-, der Erich-Kästner- und der Grundschule Siedlung die Geschichte der Esther. Sie wussten, warum und wie die Juden ihr Purimfest feiern, das so viele Ähnlichkeiten mit der Fastnacht hat.

Teil der Ausstellung

Fastnacht und Purim – das ist das Thema. Dass Shlomo und Mendel ihren mit orientalischer Musik und Lichtspektakel unterlegten Auftritt in Kitzingen hatten, ist neben der Sparkasse und der VR Bank Kitzingen als Sponsoren dem Förderverein ehemalige Synagoge und dem Fastnachtmuseum zu verdanken. Wie Museumsleiterin Daniela Sandner am Anfang sagte, sind die Aufführungen Teil der Sonderausstellung „jüdisch jeck, Fastnacht und Purim – eine Annäherung“ im Fastnachtmuseum.

Purim mit seinen Traditionen des Schenkens, Feierns, Trinkens und des Verspeisens von Hamantaschen gäbe es nicht ohne die Geschichte der Esther. Das Vorlesen der Geschichte aus der Purimrolle ist an diesem Tag Pflicht.

Mit Puppen unterwegs

Damit war Shlomit Tulgan mit ihren Puppen dran. Die ist hauptberuflich in der Bildungsabteilung des Jüdischen Museums Berlin beschäftig. Ihre Stoffpuppen und das jüdische Puppentheater Berlin nehmen aber immer mehr Zeit ein, sagte sie am Rand der Vorstellung. Mit denen versucht sie, Brücken zwischen Kulturen zu bauen. „Dabei ist es nicht wichtig, welchen Glauben die Kinder in der Vorstellung haben.“ Dass die bubales–Puppen es verstehen, jüdische Traditionen zu vermitteln, zeigte sich schnell.

Spannung garantiert

Die Spannung war greifbar, als Shlomo und seine Kumpels die Purim-Geschichte vom jüdischen Waisenmädchen erzählten. Sie lasen nicht aus einer Estherrolle vor, sondern aus dem im Ariella-Verlag erschienenen Bilderbuch „Die schlaue Esther“. Die Szenen aus dem Buch waren auf einer Wandprojektion zu sehen.

Ein Krimi

Dabei ging es um einen echten Krimi. Das Waisenmädchen rettet das jüdische Volk in Persien mit einer spektakulären – und für die biblische Zeit und das damalige Rollenverständnis zwischen Mann und Frau – eher spektakulären Aktion. Esther schafft es mit List und Tücke und weiblichem Charme, Wesir Haman zu hindern, den geplanten Mord an den persischen Juden zu verwirklichen. Es geht um Scheidung, Liebe, Eifersucht, Intrige, Hass und Mord – Themen für eine echten Krimi halt. Dass am Ende der, oder in dem Fall, die Gute siegt, ist auch klar.

Kleiner Trick, große Wirkung

Damit es den Kindern garantiert nicht langweilig wurde, dafür sorgte Shlomit Tulgan mit einem Trick. Ganz einfach: Sobald der Name des Bösen auftaucht, wird geschrien und getobt, kurz aber heftig. Daran haben sich die Kinder gehalten und das nicht nur einmal. Kein Wunder, dass Haman da einen schweren Stand hatte.

Für jeden was dabei

Am Ende gab es zwar keine mit Mohn oder Marmelade gefüllten Hamantasche, die an Purim nach dem Motto „das Böse muss weg“ vertilgt werden müssen. Für ein kleines Geschenk für jeden Besucher hatte aber der Synagogenverein gesorgt.

Die Ausstellung

Die Ausstellung „jüdisch jeck, Fastnacht und Purim – eine Annäherung“ ist ab dem 14. März (bis 12. Juli) im Fastnachtmuseum, zu sehen. Geöffnet: Dienstag bis Sonntag, 13 bis 17 Uhr.