Plastiktüten gibt es kaum mehr kostenlos
Autor: Waltraud Ludwig
Kitzingen, Mittwoch, 16. März 2016
Plastiktüten verursachen Müll und schaden der Umwelt. Immer mehr Geschäfte verlangen deshalb beim Einkauf Geld für die Tragetaschen.
Plastiktüten verursachen Müll und schaden der Umwelt. Immer mehr Geschäfte verlangen deshalb beim Einkauf Geld für die Tragebehältnisse. Das Kitzinger Schreibwarengeschäft Högner gehört zu den Einzelhändlern, die diesen Schritt gegangen sind. Seit Anfang Januar müssen die Kunden dort 15 Cent für eine Kunststoff- oder Papiertüte zahlen. Mit durchschlagendem Erfolg: „Der Verbrauch an Einkaufstüten ist extrem zurück gegangen“, sagt Geschäftsinhaber Jens Schellhase.
In einer Vereinbarung zwischen dem Bundesumweltministerium und dem Handelsverband Deutschland (HDE) haben sich viele Einzelhändler freiwillig verpflichtet, ab 1. April für Einweg-Plastiktüten Geld zu verlangen. So lange wollte Jens Schellhase jedoch nicht warten. „Der Verzicht auf Plastiktüten war bei unseren Kunden schon lange ein Thema“, erklärt er. Nachdem in jüngster Zeit verstärkt in der Presse darüber berichtet wurde, sei er „zum richtigen Zeitpunkt auf den Zug mit aufgesprungen.“
Positive Erfahrungen
Seit das Kitzinger Schreibwarengeschäft einen kleinen Betrag für Kunststoff- und Papiertüten verlangt, ist der Verbrauch enorm zurückgegangen. „Früher haben wir am Tag zwischen 200 und 250 Tüten ausgegeben. Jetzt brauchen wir im Schnitt nur noch zehn Tüten am Tag“, schildert Schellhase seine Erfahrung. Zwei Drittel der Kunden haben sonst eine Tüte mit nach Hause genommen. Jetzt verlangt nur noch jeder 100. Kunde danach. Insgesamt sei die Reaktion sehr positiv gewesen, so der Einzelhändler: „Fast alle haben gesagt: Super! Da sparen wir uns die Tüte. Das wollten wir sowieso schon immer.“ Ähnliche Erfahrungen hat die Prichsenstädter Metzgerei Bausewein gemacht, die in Kitzingen eine Filiale betreibt. Seit einem knappen Jahr müssen die Kunden dort für Plastiktüten je nach Größe fünf oder zehn Cent zahlen. „Manche haben nur ein oder zwei Brötchen gekauft und wollten dafür eine Tüte“, berichtet Manuela Bausewein, die mit ihrem Ehemann Volker das Geschäft betreibt. „Der Umwelt zuliebe“ verlangt die Metzgerei nun einen kleinen Obolus. „Wir haben es den Leuten erklärt und fast alle hatten Verständnis“, so die Geschäftsfrau.
Um die Kunden zu animieren, Einkauftaschen mitzubringen, hat die Prichsenstädter Metzgerei bereits vor zwei Jahren Stofftaschen verteilt. Sichtbaren Erfolg brachte jedoch erst die Einführung der kostenpflichtigen Tüten: Dadurch sei der Verbrauch um die Hälfte zurückgegangen, so Manuela Bausewein. „Wenn wir darauf hinweisen, dass die Tüten etwas kosten, verzichten viele lieber darauf“, sagt sie – auch wenn es nur um kleine Beträge geht. „Und diejenigen, die ihre Einkaufstasche immer vergessen haben, denken jetzt öfters daran.“
Karin Herrmann, stellvertretende Filialleiterin des Kitzinger Müller-Drogeriemarktes, kann die Aussagen bestätigen. Seit Anfang vergangenen Jahres müssen die Kunden dort ebenfalls zwischen fünf und zehn Cent pro Plastiktüte bezahlen. „Seitdem hat sich der Verbrauch deutlich reduziert.“ Große Supermarktketten wie Edeka fordern schon lange für Plastiktüten und Tragetaschen einen Obulus. Je nach Material kosten diese zwischen zehn Cent und einem Euro. Das Unternehmen hat die Erfahrung gemacht, dass die Kunden die angebotenen Plastiktüten und Tragetaschen immer sparsamer verwenden, diese zum Teil mehrfach nutzen oder Mehrwegtaschen mitbringen.
Für einen Euro bietet Edeka inzwischen auch Transportkartons an, die sich laut Firmenauskunft „immer größerer Beliebtheit“ erfreuen.
Keinerlei Plastiktüten gibt es seit einem Jahr in der Bäckerei Will. Aus ökologischen Gründen werden dort nur noch Papiertüten angeboten, teilt Geschäftsinhaber Marcus Will mit. Auch Manfred Beck, Geschäftsführer des Kitzinger Modegeschäfts „Bellissimo“, verwendet seit „mindestens zehn Jahren“ nur noch Papiertüten. Geld möchte er dafür von den Kunden nicht verlangen. „Wir verkaufen Mode im hochwertigen Segment. Da gibt es die Tüte kostenlos mit dazu“, sagt er.