Das ehemalige Kastenamt der Markgrafen von Ansbach wurde mit viel Liebe wieder zum Leben erweckt - zu Besuch in einem kleinen Paradies.
Ein stattliches Gebäude in gelb und grau ziert den Scheuerleinsplatz in Mainbernheim – es ist das ehemalige Kastenamt der Markgrafen von Ansbach. Über der Haustür schmückt aufwendiges Gesims und ein steinerner Zapfen den Eingang. Sucht man den Klingelknopf, fühlt man sich unwillkürlich in vergangene Zeiten versetzt: Anstelle moderner Technik übernimmt eine Türglocke ihren Dienst wie eh und je – über ein dünnes Metallgestänge und einen Draht-Seilzug wird eine Glocke im Hausinnern geläutet.
Seit 2013 renovieren die Eigentümer Ute Rauschenbach und Dieter Gottschalk die alten Gemäuer als Wohnsitz – unermüdlich jeden Samstag acht bis neun Stunden, abends mindestens eine. Für ihre behutsame, hochwertige Arbeit bekamen sie kürzlich den mit 25 000 Euro dotierten „Förderpreis der Unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken zur Erhaltung historischer Bausubstanz“.
Künftig können auch Besucher das Kastenamt mit spätbarocker Ausstattung im Stil der 1750er-Jahre kennen lernen – bei Veranstaltungen in der Amtsstube oder zur Besichtigung beim Tag des offenen Denkmals. Auch eine Nacht im Schlafkabinett mit Himmelbett und gusseisernem Ofen könnte möglich werden: die Hausherren überlegen, bis zu drei Zimmer über das Tourismuskonzept „Albergo diffuso“ anzubieten.
Die Kunsthistorikerin und der Restaurator haben sich gemeinsam ihr Wohnparadies geschaffen. Ihre Liebe zum Detail merkt man, wo man hinblickt: Ob bei der Wandbemalung, für die nach dem historischen Vorbild drei Schablonen angefertigt wurden, ob bei den Holzbalken für das Vordach am Hintereingang, das mit selbst angemischter Eitempera (Ölfarbe) lasiert ist, oder bei der zeitgerechten Möblierung und Dekoration, für die Flohmärkte und Antiquitätenmärkte durchforstet werden.
Dabei spielte manchmal auch ein Quäntchen Glück eine Rolle: Zum Beispiel, als das Paar im Hof das alte, steinerne Spülbecken fand. „Das Becken ist als Enten- oder Gänsetränke verwendet worden. Es war zwischenzeitlich völlig mit Pflanzen überwuchert“, erinnert sich Ute Rauschenbach. Heute ziert es wieder die Küche im Erdgeschoss des Anwesens.
„Wir wollten, dass es so wird, wie es sich der Baumeister einst überlegt hat.“
Dieter Gottschalk, Restaurator
Das Haus mit seinen 500 Quadratmetern Wohnfläche ist in vier Wohneinheiten aufgeteilt mit jeweils einem Wohn- und Schlafraum. Außerdem gibt es im Erdgeschoss und im oberen Stockwerk je eine Küche und ein Bad. Genug zu tun, wenn alles renoviert werden muss: „Wir sind jetzt bei Raum 14 von 16 angekommen“, erklärt die Kunsthistorikerin lächelnd.
Renoviert wurde mit Sachverstand: „Es war uns wichtig, den authentischen Charakter des Gebäudes zu erhalten“, erklärt Dieter Gottschalk, der als Restaurator eine Menge Fachwissen zu historischen Häusern aus seinem Beruf mitbringt. Er arbeitet ebenso wie seine Frau im Freilandmuseum Bad Windsheim. Eine historische Hülle, die man modern saniert, kam für das Ehepaar nicht in Frage. „Wir wollten, dass es so wird, wie es sich der Baumeister Johann David Steingruber einst überlegt hat“, sagt Gottschalk.