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Paradies investiert in seine Scheune


Autor: Gerhard Krämer

, Donnerstag, 05. März 2015

Die Weinparadiesgemeinden investieren kräftig in die Modernisierung ihrer Weinparadiesscheune, die sich, in den Weinbergen über Bullenheim und Seinsheim gelegen, großer Beliebtheit erfreut, was die in den vergangenen Jahren stets gestiegenen Umsatzzahlen belegen.
Auf der Bezirksgrenze gebaut: Wenn der Frühling wieder ins Land zieht, ist die Weinparadiesscheune bei Seinsheim ein idyllischer Fleck Franken. Gemeinderäte aus den unter- und mittelfränkischen Weinparadiesgemeinden haben in einer gemeinsamen Sitzung beschlossen, durch Modernisierung und Umbauten den beliebten Anlaufpunkt attraktiver zu gestalten.


Die Weinparadiesgemeinden investieren kräftig in die Modernisierung ihrer Weinparadiesscheune, die sich, in den Weinbergen über Bullenheim und Seinsheim gelegen, großer Beliebtheit erfreut, was die in den vergangenen Jahren stets gestiegenen Umsatzzahlen belegen.

Für die Modernisierung der Küche und die Verlagerung der sanitären Anlagen aus dem immer noch feuchten Keller nach oben, die Erweiterung der Empore und der Bau einer Dachgaube, die Errichtung einer Vinothek und eine neue Stromversorgung kosten die Gemeinden Seinsheim, Ippesheim, Willanzheim, Iphofen und Weigenheim inklusive der Nebenkosten rund 780 000 Euro netto, da die Weinparadies Franken Vermietungs-Gesellschaft vorsteuerabzugsberechtigt ist. Die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau bezuschusst das Projekt mit etwa 145 000 Euro. Von der Vermietungs-GbR werden 45 000 Euro Eigenmittel beigesteuert, so dass 590 000 Euro über ein Darlehen finanziert werden müssen.

Nach dem Finanzierungsplan von VG-Kämmerin Birgit Kaspar (Uffenheim), der über zwölf Jahre läuft, tragen die Gemeinden gemäß ihrer unterschiedlichen Anteile die Kosten und übernehmen die notwendigen Bürgschaften. Die Zinsen werden durch die Pachteinnahmen bezahlt. Zur Zwischenfinanzierung der Zuwendung und der Vorsteuer wird ein Darlehen von 160 000 Euro benötigt. Dieses soll nach zwei Jahren mit einer Sondertilgung komplett zurückgezahlt werden.

Es war schon so etwas wie ein historisches Treffen in der Weinparadiesscheune. Die Gemeinderäte von Seinsheim, Weigenheim, Ippesheim und Willanzheim hatten an den langen Tischen Platz genommen, ein etwas kleinerer reichte dem Iphöfer Stadtrat, denn dieser hatte bereits in seiner jüngsten Sitzung darüber abgestimmt. Für die vier anderen Gremien war es aber eine offizielle Ratssitzung, die auch von jedem Bürgermeister formell eröffnet wurde.

Der Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim, Hermann Kolesch, schilderte mit eindrucksvollen Zahlen die Vorzüge der fränkischen Weinlandschaft, die für Gäste immer attraktiver wird. „Wein ist heute Ausdruck einer gepflegten Lebenskultur“, beschrieb Kolesch die Veränderungen, aber auch den Mehrwert durch Weintourismus.

Die Weinparadiesscheune biete schon vieles, was sich die Gäste wünschen, sagte Kolesch und riet, die Marke Weinparadies zu positionieren. Die Worte des Präsidenten im Ohr, stellte sich für den Ippesheimer Gemeinderat Jörg Müller die Frage, ob neben der Modernisierung nicht auch die Zahl der Sitzplätze erhöht werden müssten. Die sollen aber in etwa gleich bleiben, denn die im Gastraum wegfallenden Plätze werden mit der Emporen-Erweiterung, von der der Gast dann künftig einen herrlichen Ausblick hat, ausgeglichen werden.

Das Bauprojekt selbst stellte der Iphöfer Architekt Walter Böhm vor, der Erfahrung mit Bauen im Bestand hat. Er zeigte am Grundriss der Scheune die geplante Vergrößerung der Küche, denn das Pächterehepaar muss dort bei Hochbetrieb bis zu 600 Essen zubereiten. Nach seinen Worten ist die Feuchtigkeit aus dem Keller aufgrund früherer Fehler nicht gänzlich herauszubringen. In gewissen Zeitabständen müsse neuer Mineralputz aufgetragen werden. Die Feuchtigkeit beeinträchtige aber die Scheune in ihrer Gesamtheit nicht, versicherte Böhm. Die Toiletten würden nach oben verlagert, ebenso werde eine behindertengerechte Toilette gebaut. Die Theke wird laut Böhm repräsentativ gestaltet, der Vorplatz zum Teil überdacht.

Da manchmal die Sicherung in der Trafostation in Bullenheim herausfliegt, gibt es eine neue Stromversorgung mit einer Mittelspannungsleitung und einer Trafostation an der Scheune. Der Ingenieur Frank Durner hatte auch andere Möglichkeiten untersucht, bei denen die Nachteile aber groß waren. „Wir kommen am Stromkabel nicht vorbei“, rechtfertigte Weinparadiesvorsitzende Doris Klose-Violette die rund 200 000 Euro teure Investition.

Die Bauzeit gab er mit einem dreiviertel Jahr an, wobei voraussichtlich nur drei Monate in der Scheune kein Betrieb möglich sei. Dies werde aber mit den Pächtern eng abgestimmt.

In der über zweieinhalb Stunden dauernden Sitzung waren sich die Gemeinderäte der Weinparadiesscheune als Aushängeschild und Gästemagnet für das Weinparadies durchaus bewusst. „Die bringt Leute her“, sagte zum Beispiel der Willanzheimer Marktgemeinderat Robert Krämer.

Allerdings gab es auch sehr kritische Fragen zur Notwendigkeit der hohen Kosten, zur Wirtschaftlichkeit, zu möglichen späteren Erweiterungen oder zur Notwendigkeit der Vinothek, die allerdings Förderungsvoraussetzung ist.

Einstimmig segneten die Gemeinderäte Seinsheim und Weigenheim das Projekt ab, im Willanzheimer Rat gab es wie im Stadtrat Iphofen zwei Gegenstimmen, drei gab es aus dem Ippesheimer Rat.