Gudrun Wirths sammelt Weihnachtskrippen aus Papier. Das manche Krippen aus dem 18. Jahrhundert stammen, sieht man ihnen gar nicht an. Beweise gibt es ab Samstag, 1. Dezember, in der Barockscheune in Volkach.
Die Leidenschaft ihrer Mutter, Christbaumschmuck zu sammeln, steckt Gudrun Wirths im Blut. Die 67-jährige Rentnerin aus Marktbreit hat das anfängliche Hobby rund ums Weihnachtsfest jedoch ausgedehnt. Seit 20 Jahren sammelt sie farbenfrohe Papierkrippen. 75 Exemplare hat sie in einer Sonderausstellung zusammengetragen, die ab heute im Museum Barockscheune in Volkach bewundert werden können. Präsentiert werden Papierkrippen aus zwei Jahrhunderten - aus dem süddeutschen Raum sowie aus Tirol und Tschechien.
Auslöser für ihre Lust am Sammeln der einmaligen Exemplare war eine Wohnungsauflösung in Marktbreit. "Da war eine interessante alte Kiste dabei mit sehr schönem familiären Weihnachtsschmuck", erinnert sich Wirths. Viele Jahre leitete sie das Museum Malerwinkelhaus in Marktbreit und konzipierte dort die Weihnachtsausstellungen.
"Irgendwann bin ich dabei auf Papierkrippen gestoßen und die haben mich regelrecht fasziniert."
Ausschneidebögen in Mode Papierkrippen seien im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert in vielen Familien zu finden gewesen. Heute seien diese kaum noch bekannt. Ausschneidebögen mit gedruckten Krippen würden in unserer Zeit lediglich in wenigen Reprints, meistens als Museumsnachdrucke verkauft. Vereinzelt tauchen alte Originalstücke im Handel auf, "jedoch eher als Sammlertrophäen denn als Andachtsträger oder religiöser Brauchgegenstand". Das Lieblingsstück der ehemaligen Museumsleiterin ist die erste Krippe in ihrer Sammlung. Die Aufstellkrippe aus Papier stammt aus dem späten 18. Jahrhundert und zeigt einen imposanten Engelsreigen auf "Luxuspapier". "Die Krippe hat so schöne kräftige Farben, die bis heute erhalten sind", freut sich Wirths.
Krippen haben eine uralte Tradition. "Neben den geschnitzten, modellierten oder wachsbossierten Krippenfiguren kam im 17. Jahrhundert zum ersten Mal die Neuheit auf, Figuren von Hand auf Papier zu malen, diese auszuschneiden und szenisch zu gruppieren", erklärt die Sammlerin. Anfangs hätten diese Figuren noch die plastischen Barockkrippen ergänzt, sich aber bald zu eigenständigen Papierkrippen entwickelt. "Kein anderes Material bot die Möglichkeit, eine so große Vielzahl an Figurentypen in einer Landschaft zu platzieren", sagt Wirths. Durch die Staffelung von kulissenartigen Versatzstücken auf relativ kleinem Raum werde dem Betrachter eine große tiefenperspektivische Wirkung suggeriert. Die ersten Papierkrippen aus dem späten Barock stammten aus Italien und Tirol.
Im 19. Jahrhundert überfluteten die immer billiger werdenden Krippenbögen immer stärker den Markt.
Ihr Absatz erstreckte sich von Tschechien bis in die Balkanländer, Russland, Polen und Skandinavien.
Die Entwicklung der Papierkrippen über Jahrhunderte fasziniert auch Herbert Meyer. Volkachs Kulturbeauftragter weiß, dass die ersten Papierkrippen in den Häusern der einfachen Leute standen. "Oft wurden sie selbst gezeichnet, ausgeschnitten und auf Sperrholz aufgeleimt", erzählt Meyer. Besonders begeistert ist er von den Faltkrippen und den "Guckkastenkrippen" aus Papier.
Unterschiedliche Krippen kann Gudrun Wirths gar nicht genug haben. "Meine Sammlung ist noch lange nicht komplett", sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. Gerne schaut sie sich weitere Exponate an, um sie bei Gefallen in ihre wertvolle Sammlung zu integrieren. "Ich bin immer offen für Neues."
Öffnungszeiten Die Ausstellung "Zur Krippe her kommet" im Museum Barockscheune in Volkach dauert vom 1. Dezember bis zum 6. Januar. Sie ist geöffnet an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr, außer am 24./25. und 31. Dezember.
fp