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Neuer Schwung im Kirchenburgmuseum


Autor: Gerhard Bauer

Mönchsondheim, Donnerstag, 08. Juni 2017

Im Kirchenburgmuseum Mönchsondheim hat sich einiges getan. Die Sanierungsarbeiten sind fertig, es gibt ein neues Gesicht im Team – und viel Neues zu entdecken.
Die Winterpause ist vorbei. Das Kirchenburgmuseum öffnet am Wochenende wieder seine Tore.


Die Sanierungsarbeiten am Kirchenburgmuseum sind abgeschlossen. Darüber und über andere Neuerungen berichtete Museumsleiter Reinhard Hüßner in der Mitgliederversammlung am Mittwoch im ehemaligen Sitzungssaal des historischen Rathauses in Mönchsondheim.

Der Eingang in die Kirchenburg wurde neu gestaltet und der Kassenraum neu eingerichtet. Im Torhaus war zuletzt die Landjugend in der ehemaligen Lehrerwohnung untergekommen. Nachdem die Landjugend die Räume nicht mehr nutzte, wurde die einstige Wohnung rekonstruiert. Eigentlich lehnt das Fränkische Bauern- und Handwerkermuseum Rekonstruktionen rundweg ab. Hüßner hatte jedoch Nachforschungen in alle Richtungen betrieben und so den ursprünglichen Zustand der Lehrerwohnung nachvollziehen können.

Lehrer wohnte im Torhaus

Nach seinen Erkenntnissen befand sich die Lehrerwohnung im Torhaus und war in Wohn- und Unterrichtsräume unterteilt, die teilweise sogar ineinander übergingen und über einen gemeinsamen Ofen verfügten. Für die Küche wurde ein Wasserständer mit Holzdeckel für den Trinkwasservorrat gefunden, zudem ein Ausgussstein für Spülwasser.

Der Eisenofen zum Beheizen von Wohn- und Unterrichtsräumen war allerdings damals schon vorgetäuscht: Statt Eisenplatten sind es schwarz eingefärbte Kacheln. Aus vorhandenen Bruchstücken konnten die Kacheln rekonstruiert und der Ofen wieder neu angefertigt werden – so wie es auf alten Bilder belegt ist.

Neben dem alten Schulhaus hat das Kirchenburgmuseum nun auch noch ein anschaulich gestaltetes Schulzimmer mit Tafeltischen und Bänken. Über dem Bett des Lehrers baumelt in Griffweite das Seil, mit dem er die Tagglocke läuten konnte ohne aufstehen zu müssen.

Bedarfsanalyse zu Besuchsmöglichkeiten für Gäste mit Behinderung

Die Besucherzahlen im Museum schwankten immer um die 20 000 jährlich, deutlich abhängig von der Witterung und zuletzt von der Sanierung beeinflusst. Als Renner erwiesen sich Kirchenburg- und Herbstfeste. Vorsorglich hatte die Museumsleitung eine Bedarfsanalyse zur Verbesserung der Besuchsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung erstellen lassen. Hüßner bezeichnete die meisten Verbesserungsmöglichkeiten aufgrund der baulichen Gegebenheiten allerdings als kaum umsetzbar.

Landrat Robert Finster sprach in einem Grußwort von beeindruckenden Leistungen, die Mitarbeiter und ehrenamtliche Helfer erbringen. Er komme immer gerne ins Museum, denn der Besucher fühle, dass sich hier etwas tue. Werde ein Thema aufgegriffen, erfolge eine Aufarbeitung bis ins Detail. Dadurch sah Finster die Zuschüsse von Bezirk, Landkreis und Stadt Iphofen als jederzeit gerechtfertigt. Er versicherte, dass der Landkreis mit den Leistungen stets zufrieden sei, wobei vor allem die fleißigen ehrenamtlichen Helfer besonderes Lob verdienten, auch weil sie oft im Hintergrund wirkten.

Unsichere Zukunft der Museumsschänke

In Vertretung von Bürgermeister Josef Mend versicherte Stadtteilsprecher Gerhard Heubach, dass die Stadt vollkommen hinter dem Museum stehe. Eine offene Frage sei allerdings, wie es mit der Museumsschänke weitergehe. Derzeit berieten Architekten, wie die Gaststätte hergerichtet werden könne. Heubach befürchtete, dass die Gaststätte in dieser Museumssaison nicht nutzbar sein werde. Ein Höhepunkt im Jahresprogramm ist die Eröffnung der Sonderausstellung „Dorf im Umbruch: Die Reformation im ländlichen Raum“. Zur Eröffnung am 30. Juli wird Regionalbischöfin Gisela Bornowski erwartet, die einen Festgottesdienst halten wird.

Neue Dauerausstellung

Im ehemaligen Mesnerhaus, wo zuletzt Trachten zu sehen waren, soll sich eine neue Dauerausstellung mit der Volksfrömmigkeit beschäftigen, die Finanzierung übernimmt der Bezirk Unterfranken.

Zum Jahreswechsel gab sich eine personelle Veränderung im Museum. Die Kulturwissenschaftlerin Natalie Ungar wurde als neue wissenschaftliche Mitarbeiterin eingestellt. Sie stammt aus Fürth und hat Volkskunde und evangelische Theologie in Bamberg studiert. Ihr wissenschaftliches Volontariat führte sie für zwei Jahre ins Freilandmuseum Bad Windsheim und später nach Kürnbach in Oberschwaben. Zuletzt arbeitete sie in der Museumspädagogik des Freilandmuseums Fladungen. Eine ihrer ersten Aufgaben war es, die Internetseite neu zu gestalten.