Nach der Bundestagswahl: So richtig zufrieden ist niemand
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Montag, 27. Sept. 2021
Bei der CSU spricht man von Demut, in der FDP von Signalen, und der Wunsch der Grünen hat sich nicht erfüllt. Reaktionen von Politikern der Region auf den Wahlausgang.
Die Bundestagswahl 2021 hätte kaum spannender sein können. Wie reagieren die Kreisvorsitzenden der Parteien im Landkreis Kitzingen am Tag nach der Wahl?
Jürgen Kößler, SPD:
Der Wahlabend hat eine klare Niederlage für die Union und einen klaren Auftrag für die SPD gebracht, die nächste Regierung zu bilden. Christian Lindner und die FDP werden der Knackpunkt für eine „Ampel“ sein, aber ich sehe durchaus Schnittstellen. Alle drei Parteien stehen für einen Aufbruch. Die Förderung der Wirtschaft, Bildung und Forschung liegt SPD und FDP am Herzen. Die FDP hat sozial-liberale Wurzeln, weshalb ich auch auf Überschneidungen bei sozialen Themen hoffe. Ich rechne mit schnellen Gesprächen und Ergebnissen. Es wird nicht mehr so sein wie 2017. Alle vier Parteien, die für eine Regierungsbildung in Frage kommen, wollen auch in die Regierung. Sollte am Ende doch „Jamaika“ herauskommen, wäre das schade. Aber auch das müssten wir als Demokraten respektieren.
Barbara Becker, CSU:
Geschockt hat mich das Ergebnis nicht, im Gegenteil: Die Union hat in den letzten Tagen noch gut aufgeholt. Jetzt hoffe ich sehr, dass alle Parteien aus den Koalitionsverhandlungen von 2017 gelernt haben.
Die Verhandlungen dürfen sich auf keinen Fall wieder so lange hinziehen. Gerade die FDP muss offen sein für Gespräche mit Schwarz-Grün und Rot-Grün. Meine Prognose geht deshalb auch in Richtung „Ampel“. Vier Jahre Opposition sehe ich durchaus als Chance für die Union, allerdings müsste diese Zeit dann auch wirklich zur Erneuerung genutzt werden.
In der CSU sind wir da schon deutlich weiter als in der CDU. Ich bin jedenfalls bereit, dieses Ergebnis in Demut anzunehmen und etwas daraus zu machen. Zum Schluss möchte ich noch unseren Wahlkämpfern danken. Jedes CSU-Mitglied hat mehr für Armin Laschet gekämpft als beispielsweise Wolfgang Schäuble.