Mit Messer und Hammer gegen Nachbarn
Autor: Frank Weichhan
Kitzingen, Montag, 22. Juni 2015
Wegen massiver Bedrohungen der Nachbarn musste sich ein Rentner vor dem Kitzinger Richter verantworten. Er wurde verurteilt und das nicht nur in einem Fall.
Der erste Fall trug sich im Herbst 2013 zu. Damals ging der Rentner aus dem Nichts mit einem Zimmermannshammer in der Hand auf den Lebensgefährten seiner Nachbarin los. Der Angreifer beleidigte wild in der Gegend herum und drohte seinem Opfer, es zu erschlagen.
Der Fall endete ein gutes halbes Jahr später vor Gericht. Das Urteil lautet: Geldstrafe über 800 Euro (40 Tagessätze zu je 25 Euro). Die Motivlage ließ sich seinerzeit nicht aufklären. Die Sache schien äußerst rätselhaft, dafür aber ausgestanden.
Wie gesagt: schien. Ein Jahr später, Herbst 2014. Der Rentner landet im Gefängnis, weil er die Strafe partout nicht zahlen wollte. Danach tut sich zunächst wieder ein Weilchen nichts. Bis zum 10. Januar dieses Jahres, ziemlich genau ein dreiviertel Jahr nach der ersten Verurteilung.
Erneut wird der Rentner rabiat. Diesmal geht er gegen die Nachbarin vor. Mit einem 20 Zentimeter langen Messer steht der 75-jährige Mann plötzlich hinter der Frau, als die gerade nach Hause kommt und soeben das Garagentor aufgemacht hat.
Wie schon bei dem ersten Übergriff erfolgt auch jetzt die Drohung: „Ich stech‘ dich ab!“ Eine unwirkliche Szene: Man steht sich Gesicht an Gesicht gegenüber, mit gerade mal 50 Zentimetern Abstand. Ganz langsam, Schritt für Schritt rückwärts gehend, versucht die 61-jährige Frau der Situation zu entkommen. Was auch gelingt: Sie flüchtet ins Haus, während ihr Auto mit offener Tür, laufendem Motor und voll beleuchtet auf der Straße stehen bleibt. Für die Frau geht es jetzt um andere Dinge: Sie muss das Erlebte erst einmal realisieren und die Polizei um Hilfe rufen.
Die Einlassungen der Gegenseite: da war nix. Der Rentner und sein Verteidiger streiten den Vorfall schlichtweg ab. Er habe die Frau „weder bedroht noch angesprochen“, betont der Angeklagte. Man spreche seit Jahren schon kein Wort mehr miteinander. Zumindest in diesem Punkt herrscht Einigkeit: Es habe „seit 15 Jahren nicht ein einziges Wort“ zwischen den beiden Parteien gegeben, bestätigt die Nachbarin.
Warum das so ist, ob es vielleicht eine Vorgeschichte gab und was in ihrem Nachbar vorgeht – es bleibt für alle rätselhaft, das Motiv erschließt sich scheinbar nicht.