Druckartikel: Mit dem Motorrad aufs Dach der Welt

Mit dem Motorrad aufs Dach der Welt


Autor: Frank Weichhan

Großlangheim, Dienstag, 22. November 2016

Tom Hemmerlein war mit dem Motorrad auf dem Dach der Welt: An diesem Mittwoch zeigt er ab 19.30 Uhr seine „Trans Himalaya Multi-Vision-Show“.
Unterwegs im Himalaya: Tom Hemmerlein berichtet über seine ungewöhnliche Motorradreise aufs Dach der Welt.


Tom Hemmerlein ist durch den Motorradladen seiner Eltern mit Zweirädern groß geworden. Seit bald 20 Jahren ist der 40-jährige Großlangheimer mit der Firma „hmf Motorräder“ in Würzburg – die Firma gab es früher auch in Kitzingen – zusammen mit seinem Vater selbstständig.

An diesem Mittwoch zeigt er ab 19.30 Uhr seine „Trans Himalaya Multi-Vision-Show“ in seiner Firma in der Nürnberger Straße 122 in Würzburg.

Frage: Wie ist es, mit dem Motorrad auf dem Dach der Welt zu stehen?

Tom Hemmerlein: Ein unbeschreibliches Gefühl. Alles wirkt mächtig und man fühlt sich selbst ziemlich klein. Die Luft zum Atmen wird langsam dünn, jede Bewegung strengt an. Die Ausblicke auf die weitestgehend karge und mondartige Landschaft in den Hochebenen mit den großen Bergen im Hintergrund, links daneben ein reißender Gebirgsfluss – das hat mich verzaubert.

Wie genau war der Weg dorthin?

Hemmerlein: Anstrengend. Die indischen Highways können toll geteert und super zu fahren sein, aber nach der nächsten Kurve kann die Straße auch plötzlich ihr Gesicht ändern. Teilweise sind wir hunderte von Metern im Matsch, Schlamm und auch im Wasser gefahren. Der Untergrund stets mit großen und kleinen Steinen und Felsbrocken durchzogen. Auf den letzten tausend Höhenmetern sind meine 500er Royal Enfield und ich ziemlich abgekämpft gewesen.

Kann man sagen, dass es Ihr bisher größtes Abenteuer war?

Hemmerlein: Definitiv. Auch wenn die Tour organisiert war. Nach drei Tagen und viel Regen im Gebirge war es vorbei mit der normalen Routenplanung. Als eine Schlammlawine eine Brücke zerstört hatte, halfen wir dem indischen Militär, eine Hilfsbrücke aufzubauen. Dadurch verzögerte sich die Tagesetappe und wir kamen in die Nacht. Plötzlich ging gar nichts mehr. Der Highway war durch weitere Schlamm- und Geröllabgängen nicht mehr passierbar und wir steckten ohne Telefonempfang irgendwo im Nirgendwo. Mit dieser einen zusätzlichen Nacht war dann die komplette restliche Tourplanung im Eimer. Es ist nicht mal eben möglich etwas schneller zu fahren und eine Tagesetappe reinzuholen. Mit Glück waren 250 Kilometer am Tag möglich. Dabei waren wir dann acht bis zehn Stunden auf den Bikes.

Was war der schwierigste Moment?

Hemmerlein: Im Nachhinein betrachtet sicher der Tag, an dem uns die Schlammlawinen den Weg versperrten. Und der Tag danach, an dem wir versuchten irgendwie weiter zu kommen.

Wie dünn war die Luft, was war der höchste Punkt?

Hemmerlein: Im Vorfeld bereitet man sich auf solch eine extreme Tour natürlich vor und ist sich der Risiken mit Höhenkrankheit bewusst. Erstaunlicherweise hatte keiner in unserer Gruppe damit ein echtes Problem. Beim Fahren hilft der Fahrtwind und das Adrenalin. Den geplanten höchsten befahrbaren Gebirgspass, dem Manali-Leh Highway, konnten wir aufgrund der Straßenverhältnisse leider nicht ansteuern. So sind wir 'nur' auf knappe 5050 Meter gefahren.

Motorradfahren heißt für mich . . .

Hemmerlein: . . . abschalten vom Alltag, die Natur genießen und mit allen Sinnen aufsaugen.

Was planen Sie als nächstes?

Hemmerlein: Urlaub mit meiner Frau und meinen beiden Töchtern. Aber es war sicher nicht das letzte Mal, dass ich in diese Richtung mit dem Motorrad unterwegs war. Vielleicht Nepal, Buthan oder ins nördliche, weniger touristische Thailand und Laos. Es gibt viel zu entdecken!

Der Vortrag lohnt sich, weil . . .

Hemmerlein: . . . es beeindruckend ist und man eigentlich nicht viele Worte braucht, wenn man die Bilder sieht. Und weil man ein Stück weit geerdet wird: Wie gut es uns doch geht, welchen Luxus wir haben und wie glücklich man sein kann, auch wenn man nicht viel hat.

Der Eintritt ist frei – um Spenden wird gebeten. Wofür genau?

Hemmerlein: Uns tun ein paar Euro nicht weh – und dort kann man sehr viel Gutes damit tut. Es wird jedes Jahr ein tolles Projekt in der Himalaya-Region mit Geldspenden unterstützt. Das Geld kommt eins zu eins vor Ort an den richtigen Stellen an. Mit der Teddybär-Aktion verteilten wir zusätzlich mitgebrachte Teddys an Kinder, die mit ihrer Familie an der Straße leben. Der Teddy meiner kleinen Tochter hat einem indischen Jungen auch ein für mich unvergessliches Lächeln ins Gesicht gezaubert. Solche Momente bleiben in Erinnerung.