Mehr Sicherheit für die Patienten

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Das Würzburger Uniklinikum verfügt über zahlreiche Kliniken. Die Sicherheit der Patienten ist ein wichtiger Aspekt. Fotos: pc
Das Würzburger Uniklinikum verfügt über zahlreiche Kliniken. Die Sicherheit der Patienten ist ein wichtiger Aspekt.  Fotos: pc

Der neue Pflegedirektor am Uniklinikum Würzburg treibt das Thema "Patientensicherheit" voran. Bei der Notaufnahme gibt es jetzt ein Bändchen um den Arm.

Günter Leimberger begann seinen Karriereweg klassisch: Der 49-Jährige erlernte vor 30 Jahren den Beruf des Krankenpflegers und bildete sich danach zur Fachpflegekraft für Anästhesie und Intensivmedizin fort. Von 1993 bis 1999 studierte er berufsbegleitend an der Fernuniversität Hagen Betriebswirtschaftslehre. Danach hatte er wechselnde Leitungsfunktionen inne. Seit Herbst 2011 ist der gebürtige Nürnberger Pflegedirektor des Universitätsklinikums Würzburg.
In den vergangenen Jahrzehnten unterlag der Pflegeberuf heftigen Schwankungen. Bereits in den 1990er Jahren gab es Klagen über den Pflegemangel. Dann wurden Fallpauschalen eingeführt. Es kam zum Bettenabbau in den Kliniken. Viele frisch ausgebildete Schwestern und Pfleger fanden plötzlich keinen Job mehr. Seit knapp zehn Jahren ist neuerlich Mangel angesagt.
Im Würzburger Universitätsklinikum wird der, laut Leimberger, vor allem im Intensivbereich deutlich: "Auf unseren neun Intensivstationen fehlen uns derzeit knapp 20 erfahrene Pflegekräfte." Insgesamt hat das Uniklinikum rund 2000 Pflegerinnen und Pfleger: "Unsere Fachkraftquote liegt bei fast 100 Prozent."
Wie hochwertig Pflege in einem Klinikum ist, manifestiert sich für Günter Leimberger vor allem dort, wo es um die Sicherheit der Patienten geht. Die weiter zu steigern, darauf zielen viele seiner Initiativen ab.
Unter seiner Leitung wird Patientensicherheit systematisch angegangen: "Was auch heißt, dass wir unsere internen Standards dahingehend überarbeiten."
Der Themenkomplex reicht dabei von der Prävention von Lungenentzündungen über die Sturzprophylaxe bis hin zum Entlassungsmanagement.Leimberger: "Es darf zum Bespiel kein Patient entlassen werden, ohne dass sichergestellt ist, dass er daheim ausreichend Medikamente zur Verfügung hat."

Ziel: Positive Erfahrungen


Der Nachfolger von Elisabeth Rüdinger, die 22 Jahre lang Pflegedirektorin in Würzburg war, steht inhaltlich auch hinter einer weiteren Maßnahme, die seit kurzem im Uniklinikum erprobt wird: Patienten bekommen bei der Notaufnahme ein Bändchen um den Arm. "Das reduziert die Verwechslungsgefahr", sagt Leimberger. Das mit Namen und einem Barcode versehene Bändchen gewinne vor allem angesichts der wachsenden Zahl dementer Menschen an Bedeutung. "Diese Patienten nicken oft automatisch, wenn man sie fragt, ob sie der Herr Müller oder die Frau Meier sind", erläutert Leimberger. Sicher identifiziert wird der Kranke auf diese Weise freilich nicht.
In einer Zeit, in der jedes große Unternehmen auf gute Performance, wie es neudeutsch so schön heißt, höchsten Wert legt, sehen sich auch Kliniken veranlasst, mit Besonderheiten nach außen zu punkten, um Kunden und gutes Personal zu gewinnen. Günter Leimberger allerdings steht diesem Kurs skeptisch gegenüber. Er sei kein Mann der markigen Sprüche, sagt er, und möchte weniger durch Events überzeugen als dadurch, dass Patienten in dem von ihm pflegerisch geleiteten Klinikum positive Erfahrungen machen. Wobei es sicher auch manchmal Anlass zum Ärger gibt. Den fangen zwei Patientenfürsprecherinnen und ein Beschwerdemanagement ab.
Allen Tendenzen, mit dem Gesundheitswesen privaten Reibach zu machen, erteilt der Pflegedirektor eine klare Absage: "Daseinsvorsorge und 15 Prozent Umsatzrendite, das passt für mich nicht zusammen." Wobei, wie er einschränkt, der Einbruch der Privaten ins Gesundheitssystem auch ein Gutes hatte: "Die Krankenhäuser lernten dadurch Wirtschaftlichkeit."
Doch viel wirtschaftlicher, als sie es derzeit sind, könnten sie nun nicht mehr werden. Von daher sieht Leimberger die immer knapperen Mitteln, die Kliniken zur Verfügung stehen, mit Sorge. Schließlich ist es sein Bestreben, gute Pflegekräfte zu haben - die er auch gut entlohnen möchte.