Willanzheim will Weichen für die Zukunft stellen
Autor: Daniela Röllinger
Willanzheim, Donnerstag, 05. November 2015
Minus zehn Prozent, minus 7 Prozent, minus 4 Prozent: Drei Varianten gibt es in der aktuellen Modus-Studie für die Bevölkerungsentwicklung von Willanzheim im Zeitraum von 2013 bis 2033 – und sie sehen alles andere als rosig aus.
Sie sei erschrocken beim Anblick dieser Zahlen, sagt Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert, zumal die Gemeinde in der letzten Studie noch sehr viel besser dastand. Für die Bürgermeisterin liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Klar sei aber auch: „Wir müssen etwas tun.“
1573 Einwohner hatte Willanzheim mit den Ortsteilen Markt Herrnsheim und Hüttenheim im Juni 2014. Zehn Jahre zuvor waren es noch knapp 40 mehr. Eine leicht rückläufige Tendenz ist also schon seit Jahren zu beobachten, auch ohne dass man auf die Zahlen der neuen Studie blicken müsste. „Wir dürfen das nicht aus den Augen verlieren“, sagt Ingrid Reifenscheid-Eckert. Und deshalb war es wichtig, dass die Weichen für die Zukunft gestellt wurden. Vor zwei Jahren wurde in Markt Herrnsheim ein Baugebiet ausgewiesen, das Baugebiet in Willanzheim wird erweitert.
Eine der wichtigsten Entscheidung war aber die für den Schulstandort. Die Gemeinde verfügt über zwei Schulhäuser, eines in Willanzheim, eines in Hüttenheim. Unterrichtet werden dort die Kinder aus den Gemeinden Willanzheim und Seinsheim. Einst als Grund- und Hauptschule betrieben, ist seit Jahren nur noch die Grundschule geblieben. Vier Klassen, zwei Schulhäuser, beide sanierungsbedürftig. Nach vielen Debatten hat sich die Gemeinde für Willanzheim als Schulstandort entschieden, dort wird saniert und erweitert. Die Hüttenheimer Schule wird künftig als Kindergarten und als Sporthalle genutzt. Bis beide Projekte fertig sind, wird noch einige Zeit ins Land ziehen. Erst einmal steht laut Bürgermeisterin eine „intensive Planungsarbeit“ an.
Zweieinhalb Millionen „plusminus“ wird die Schulsanierung und Erweiterung kosten. Reifenscheid-Eckert hofft auf eine 60- bis 70-prozentige Förderung. Auch zum Umbau des Hüttenheimer Schulhauses wird die Gemeinde einen Teil beisteuern, auch wenn die Kirche Träger des Kindergartens ist. Hier stehen noch keine Kosten im Raum: „Wir wissen nicht, was auf uns zukommt“, sagt die Bürgermeisterin. Für die Turnhalle im Schulhaus hofft sie auf eine Förderung im Rahmen der Integrierten Ländlichen Entwicklung.
Die anstehenden Ausgaben sind groß, um Schulden wird die Gemeinde da nicht herumkommen. Aber da andere Darlehen auslaufen, werden die zu schultern sein, ist Reifenscheid-Eckert sicher. Derzeit liegt die Pro-Kopf-Verschuldung etwa bei der Hälfte des Landesdurchschnitts vergleichbarer Gemeinden. „Wir haben schon immer geschaut, dass wir uns nicht hoffnungslos überschulden. “ So konnten bislang immer alle großen Projekte geschultert und gleichzeitig „das Laufende bedient“ werden. Zum Beispiel freiwillige Leistungen, unter anderem für die Vereine.
Einer der größeren Brocken in den letzten Jahren war die Breitbanderschließung. Trotz 254 000 Euro Zuschuss musste die Gemeinde tief in die Tasche greifen. In diesem Jahr fiel die Restsumme von 212 000 Euro an. Willanzheim war die erste Kommune in Bayern, die das schnelle Internet nach dem neuen Förderverfahren verwirklicht hat. In allen drei Ortsteilen ist jetzt das schnelle Internet verfügbar.