Es ist zwar endlich Zeit, einen Selbstversorger-Garten anzulegen. Aber finanziell sieht es mau aus.
Landkreis KT/ Sri Lanka
Statt Mathe und Biologie aus Büchern zu lernen, haben sie Beete angelegt und Bananenstauden gepflanzt. Auch verschiedene Mango- und Guavensorten, Granatäpfel, Papayas, Ananas, Cashew-Nüsse und Rambutan, die „Schwester“ der Litschi, wachsen jetzt im Garten des Dedunu-Waisenhauses. Dessen Leiterin Pavithra und die Kinder haben den noch immer andauernden Corona-Lockdown in Sri Lanka sinnvoll genutzt. Das freut die Projekt-Initiatoren in Deutschland und lenkt sie auch ein bisschen von den Sorgen ab, die sie plagen.
Corona bedeutete finanziell einen großen Einnahmeausfall und führt zu der Frage: Wie lässt sich die Zukunft des Waisenhauses sichern?
Seit 15 Jahren betreibt der in Markt Einersheim gegründete Verein „Projekt Waisenhaus Sri Lanka e.V.“ das Kinderheim an der Westküste Sri Lankas. Was nach dem großen Tsunami 2004 als Soforthilfe begann, ist ein langfristiges Projekt „Hilfe zur Selbsthilfe“ geworden. „Etwa 3500 Euro brauchen wir pro Monat für den Betrieb des Hauses und für die Mitarbeiter“, stellt Werner Müller fest, der Vorsitzende des Vereins.
Normalerweise werden zwei Drittel dieses Bedarfs durch Projektpaten gedeckt, die bestimmte Anschaffungen finanzieren. Ein Drittel der Kosten steuern die Vereinsmitglieder bei, indem sie bei Veranstaltungen, durch Marktstände mit singhalesischem Essen und durch den jährlichen Festtag „Sri Lanka Flair“ Einnahmen generieren.
Heuer aber ist fast alles anders. „Sri Lanka Flair“ konnten zahlreiche Gäste zwar Ende Juni erleben – mit exotischen Leckereien, aber eben auch strengen Abstandsregeln. „Wir sind froh, dass wir zumindest dieses Fest durchziehen konnten – dank Familie Gamm, die uns bei der Durchführung sehr geholfen hat, und dank unserer 30 Ehrenamtlichen“, sagt Müller. Doch dann sind die Sorgenfalten auf seiner Stirn gleich wieder da: „Andere wichtige Einnahmequellen sind aber weggefallen, etwa der Rödelseer Frühlingsmarkt oder der Markt Einersheimer Kirschblütenmarkt.“
Und der Shutdown ist noch nicht vorüber: „Die Ausfälle und Absagen von Veranstaltungen werden dazu führen, dass wir bis Ende des Jahres einen Großteil der Rücklagen für das Waisenhaus aufgebraucht haben werden.“ Die Grundversorgung der Kinder sei zwar vorerst gesichert, „aber wir brauchen dringend Unterstützer, speziell Projektpaten“, sagt Müller.
Eines der Projekte ist aktuell die Gartengestaltung. Noch immer ist in Sri Lanka nicht an eine Wiedereröffnung von Schulen oder Kindergärten zu denken – seit März herrscht eine strenge Ausgangssperre. „Zum Glück hatten wir vorgesorgt. Die Speisekammer war beim Corona-Ausbruch voll“, berichtet Nishanthi Müller, die mit ihrem Mann Werner und den beiden Töchtern seit langem in Markt Einersheim lebt, aber aus Sri Lanka stammt. „Reis, Trockenprodukte, Linsen, Gas zum Kochen – alles war vorhanden.“ Aber man habe gemerkt, wie gut ein gewisser Grad an Eigenversorgung ist – zum Beispiel mit Obst und Gemüse.