Weggang der Franziskaner: leidet Dettelbach?
Autor: Robert Wagner
Dettelbach, Dienstag, 16. Februar 2016
Die Franziskaner verlassen Dettelbach nach 400 Jahren. Das hat Auswirkungen auf den Ort - auch auf den Tourismus.
„Nichts bleibt, wie es ist“, sagt Thomas Dauenhauer. 400 Jahre war das Kloster in Dettelbach im Besitz der Franziskaner. Vier Jahrhunderte betreuten die Brüder die Wallfahrt zur Kirche Maria im Sand. In wenigen Monaten ist Schluss. Dann könnte auch der Tourismus im Ort ins Straucheln geraten.
Dauenhauer ist Vorsitzender des Verkehrs- und Gewerbevereins und Besitzer des Hotels „Franziskaner“ direkt an der Wallfahrtskirche. Und er ist besorgt. „Die Wallfahrer sind bei uns im Haus ein großer Faktor“, sagt der Gastronom – und das nicht nur als Namensgeber. „Wir sind ja 1870 als Versorgungsstätte für die Wallfahrer entstanden.“ Sollte sich der Abgang der Franziskaner auch auf die Wallfahrt auswirken, schlage das auch auf den Tourismus durch. Da ist sich Dauenhauer sicher.
Auch Mathias Weissmann schwant Schlimmes. Der 72-Jährige ist nicht nur seit 34 Jahren Kirchen- und Stiftungspfleger der Wallfahrtskirche, sondern führt Touristen auch durch „seine“ Kirche. „Wenn sich rumsprechen würde, dass die Kirche nicht mehr besetzt ist, dann würden ganz schnell viele Busse nicht mehr kommen. Dann wäre der Tourismus in Dettelbach für mich gestorben.“
Drängendes Thema
Soweit ist es gottlob noch nicht. Sicher ist bisher nur, dass die Mönche zum Februar 2017 Dettelbach verlassen werden. Dann geht das Kloster zurück an die Diözese Würzburg – so wie es Fürstbischof Julius Echter vor 400 Jahren in einer Urkunde vorgesehen hat. Das betont Weissmann vehement. Denn damit würde der „Ball“ in Würzburg liegen. Die Nutzung des Klostergebäudes, die Pfarrstellen in der Stadtkirche und in Maria im Sand und nicht zuletzt die Pflege der Wallfahrt müsse dann zunächst dort geklärt werden.
„Die Wallfahrt ehrenamtlich zu betreuen, das ist nicht machbar“, sagt der Kirchenpfleger. Allein 70 gemeldete und organisierte Gruppen pro Jahr, dazu unzählige unangemeldete Besuchergruppen – das sei so nur schwer stemmbar.
In den Tagen nach Bekanntwerden der schlechten Nachricht wird in Dettelbach viel diskutiert. Zunächst natürlich darüber, wie es mit der Pfarrgemeinde weitergeht. Und wie traurig es ist, dass Dettelbach mit den Franziskanern ein Stück seiner Seele verliert. Schließlich aber auch darüber, wie sich der Weggang ökonomisch auswirken wird.
Ob und wie sehr der Tourismus leiden werde, ist bisher noch nicht absehbar. Die Brüder seien zwar „seit vielen Generationen sehr gute Nachbarn“ gewesen, sagt Hotelier Dauenhauer. Auf den Tourismus selbst hätten sie als Mönche aber keinen Einfluss. „Ich denke nicht, dass wir im Fremdenverkehr viel davon merken werden“, sagt Franziska Lichtenauer vom Kultur- und Kommunikationszentrum daher. Wichtiger seien der Wein, die Wander- und Radwege und der Main, erklärt die Tourismusexpertin.