Spätestens beim Kochen am nächsten Tag waren mir fünf Sachen eingefallen, die mir fehlten. Schiebe ich meinen echten Einkaufskorb zwischen den Supermarktregalen durch, passiert mir das nicht, denn da sticht mir immer was ins Auge, was daheim fehlt. Zudem hole ich mir beim Einkaufen gerne Anregungen fürs Mittagessen an den nächsten Tagen. Lachs und Bratwurst, Bananen und Käse sprechen mich real einfach mehr an als per Foto vor weißem Hintergrund. Deshalb heißt es heute wieder: Maske auf, ich gehe „Schnäppchen“ machen.
Nina Grötsch:
Irgendwie kann ich meine Tochter ja verstehen. Da sitzt sie über zig offenen Arbeitsaufträgen und dann komm ich schon wieder mit dem nächsten Wisch aus dem Drucker ums Eck. Da würde ich auch die Augen verdrehen…
Die Idee der Schule, die Kinder sollen sich am Stundenplan orientieren und die Lerneinheiten analog dazu absolvieren, scheitert daran, dass ich früh morgens um 8 Uhr eine unausgeschlafene, grimmige, bocklose Sechstklässlerin am Tisch sitzen habe. Der Lösungsansatz, sie abends früher ins Bett zu beordern, hätte ebenfalls untragbare Stimmungsfolgen. Deshalb startet produktives Home-Schooling bei uns frühestens um 10 Uhr und zieht sich dann mit Pausen über den ganzen Tag.
Auch meine Arbeit ist gestückelt wie ein Rohkost-Teller. Hier mal eine Email zum Frühstück, dann den Lego-Enthusiasmus meines Vierjährigen genutzt, um endlich einen Text fertig zu schreiben. Das wichtige Telefonat muss warten, bis ich den Kleinen ohne zu großes schlechtes Gewissen mal wieder vor dem Fernseher parken kann. Irgendwann am Abend checke ich zwischen Spülen und Abtrocknen zum letzten Mal den Posteingang und klappe den Laptop dann zu. Wie die Schulsachen meiner Tochter bleibt alles auf dem großen Esszimmertisch liegen. Es muss schließlich jederzeit weitergehen können. Maximal ein Drittel des Platzes haben wir aktuell noch zum Essen.
Ralf Dieter:
Bei aller Ernsthaftigkeit. Irgendwie muss man diesem ganzen Corona-Schmonsens auch mit Humor begegnen. Wegkichern lässt sich das Virus nicht, aber lachen soll ja angeblich gesund sein. Deshalb hier drei Witze fürs Immunsystem: „Was machen die Hersteller von Desinfektionsmitteln gerade? Sie reiben sich die Hände“. Oder der: Das Motto unserer Zeit: Umgebe dich nicht mit positiven Menschen. Einigermaßen witzig ist auch dieser Spruch, der bei der hoffentlich baldigen Eröffnung von Kneipen und Gaststätten an der Bar zu hören sein könnte: „Komisch, die Erdnüsse schmecken so anders, seitdem sich jeder die Hände wäscht.“ So viel kann ich an dieser Stelle sagen: Das Virus geht mir langsam auf den Keks.
DIANA FUCHS:
Es ist gut, wenn der Mensch Freunde hat. Ansonsten ist er aufgeschmissen, gerade in ungewöhnlichen Lagen. Dank der Nähkunst und Freigiebigkeit meiner Freunde besitze auch ich mittlerweile Mund-Nase-Masken: eine grüne (Danke, Dani), eine in Lila (Danke, Doris) und eine in Rosa (Danke, Diana). Ich bin sehr froh, dass ich sie habe – also die Freunde. Die Masken natürlich auch. Aber so schön und liebevoll sie auch gefertigt wurden – irgendwie erinnern mich sämtliche Masken grundsätzlich immer ein bisschen an den überspannt-exzentrischen Michael Jackson, der schon viele Jahre vor Corona mit einem Mundschutz rumlief. „Spinnert“, haben wir das damals genannt.
Ich hoffe und bete, dass Forscher bald herausfinden, warum das Corona-Virus einigen Menschen lebensbedrohlich zusetzt, andere aber ganz gut damit zurecht kommen. Wenn wir das endlich wissen, können wir wirkungsvollere Gegenmaßnahmen ergreifen als einen pauschalen Maulkorberlass. Ich freu' mich auf den Tag, an dem die Masken fallen. Meine drei Exemplare werde ich trotzdem aufheben: als ewige Mahnung, dass Gesundheit nichts Selbstverständliches ist und dass wir Menschen gut daran tun, unser Streben danach auszurichten.