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Tischmanieren: Gutes Benehmen ist kein Zufall


Autor: Ralf Dieter

Buchbrunn, Mittwoch, 04. November 2015

Sagen wir es einmal so: Es ist noch Luft nach oben. Auch wenn die zwölf Kinder einiges gelernt haben. Und das mitten in den Ferien. Aus Marktsteft, Kleinlangheim und anderen Landkreisgemeinenden sind sie in die Buchbrunner Schule gekommen. Auf dem Ferienstundenplan stand: gutes Benehmen bei Tisch.
Gar nicht so einfach: Welcher Löffel ist wofür gut? Christine Müller-Göhrt erklärt es den jungen Kursteilnehmern.


Christine Müller-Göhrt ist Referentin für Hauswirtschaft und Ernährung sowie Diätassistentin. Sie hat in Kindergärten gearbeitet und in der Berufsschule. Der Erhalt der Tischkultur liegt ihr am Herzen. „Das gemeinsame Essen ist etwas Verbindendes“, sagt sie. „Es ist gut, wenn jeder die Regeln kennt und ein gutes Benehmen nicht nur einer bestimmten Schicht vorenthalten bleibt.“ Denn eines steht für Müller-Göhrt außer Frage: „Wer sich aufmerksam verhält, der präsentiert sich damit selbst.“ Und wer sich unaufmerksam verhält, ebenfalls.

Aufmerksam lauschen die zwölf jungen Kursteilnehmer jedenfalls ihren Ausführungen – und setzen sie gleich in die Praxis um: Der Teller wird einen Zentimeter vom Tischrand platziert, das Messer rechts, die Gabel links. Der Löffel oberhalb des Tellers, mit dem Griff nach rechts. „Das Besteck berührt nach dem Essen nie mehr den Tisch oder die Tischdecke“, informiert Müller-Göhrt. Eine Information, die wenig später in Vergessenheit geraten ist. Die bunten Smarties und die Gummimäuse, die als Übungsmaterial auf dem Teller gelandet sind, lenken die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche des Kurses bei manchen jungen Kursteilnehmern sichtlich ab. Dafür beantworten sie viele Fragen richtig: Die Serviette kommt auf den Teller oder unter die Gabel, für die Spaghetti brauche ich kein Messer und beim Abräumen des Tisches spricht man sich ab.

Rätselraten gibt es dafür bei der Frage, ob alles gegessen werden muss, was die Gastgeber einem vorsetzen. Die Kinder einigen sich darauf, dass man auch etwas ablehnen kann. Dann aber freundlich. „Nein danke, ich esse keinen Fisch“, wäre der richtige Satz. Und wie ist es mit dem Gang zur Toilette während des Essens? „Einer nach dem anderen“, lautet ein Vorschlag aus dem Kreis. Müller-Göhrt widerspricht vehement: „Nein, nein. Das geht gar nicht. Während des Essens geht niemand auf die Toilette.“

Während des Kurses schon. Kaum zurück, sind die jungen Kursteilnehmer aber schon wieder mitten drin im Metier. Anhand von Bananen üben sie, wie eine Haut mit Gabel und Messer elegant abgezogen werden kann und beim Verzehr der Smarties mit der Gabel müssen sie nicht nur auf die richtige Technik, sondern auch auf die richtige Körperhaltung achten. „Beide Beine auf den Boden, nicht anlehnen, Handgelenke auf den Tisch“, instruiert Müller-Göhrt. Der Hintergrund: Je aufrechter die Haltung, desto weniger Platz wird in Anspruch genommen. Und desto geringer ist die Gefahr, mit dem Nebenesser in einen Konflikt um genügend Armfreiheit zu kommen. Manchen männlichen Teilnehmern scheint es zeitweilig allerdings genau um diesen Kontakt mit dem Nebenmann zu gehen. Immerhin hören sie wieder zu, als es darum geht, wie ein Würstchen in der Suppe und ein Rührei verspeist werden. Würstchen mit Messer und Gabel schneiden, dann Suppe löffeln. Fürs Rührei langt die Gabel. Das Einrollen eines Pfannkuchens mit der Gabel ist da schon anspruchsvoller. Ein junger Mann schlägt vor, den aufgerollten Pfannkuchen mit der Flex zu teilen. Das gehe sicher schneller als mit der Gabel.

Müller-Göhrt bleibt bei diesem Vorschlag nur der Hinweis, dass niemand zu einer gewissen Tischetikette gezwungen wird. „Aber Euer Verhalten bei Tisch repräsentiert Euch.“