Tierisch viel gelernt

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Wissensvermittlung in familiärer Runde: Susanne Kilian aus Nenzenheim war acht Tage lang in Westkenia unterwegs.
Fotos: Kilian
Gruppenbild mit Kursteilnehmern.
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Wohlverdiente Mittagspause.
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Transport zum Markt.
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Fingerübung: Wie wird am besten gemolken?
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Fingerübung: Wie wird am besten gemolken?
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Freundschaften geschlossen.
Susanne Kilian
Auch das ist Kenia: Eine Müllhalde.
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Der bestmögliche Umgang mit Kühen war eines der wichtigsten Themen bei der Reise.
Susanne Kilian
Vier Landfrauen aus Bayern auf Informationsfahrt durch Kenia. Rita Blümel, Maria Hoßmann, Waltraud Ranz und Susanne Kilian. Angelika Eberl (zweite von rechts) ist die Leiterin des Projektes.
Foto: Kilian
Die meisten Familien auf dem kenianischen Land haben eine Kuh. Großbetriebe wie in Bayern gibt es nicht.
Foto: Kiliian
Schulung mit einfachsten Mitteln: Susanne Kilian in Kenia.
Foto: Kilian
Grundnahrungsmittel in Kenia: Hirse.
Susanne Kilian

Susanne Kilian war acht Tage auf Erfahrungsaustausch in Kenia

Ein paar Frauen wollten sie gleich adoptieren, bei sich behalten. Aber Susanne Kilian ist zurückgekehrt. Ihre Heimat ist schließlich Nenzenheim. An die acht Tage in Kenia wird sie sich aber noch eine ganze Weile zurück erinnern.

Seit 2017 gibt es ein ganz besonderes Entwicklungsprojekt. Der Bayerische Bauernverband arbeitet mit Bäuerinnen und Landfrauen in Westkenia zusammen. Zweimal im Jahr setzen sich engagierte Bäuerinnen aus dem Freistaat in den Flieger, um sich mit Bäuerinnen in Kenia auszutauschen. Bei der jüngsten Reise war die 23-Jährige aus Nenzenheim mit dabei. Bei einer Podiumsdiskussion der bayerischen Landfrauen ist sie auf das Projekt angesprochen worden. „Ich musste nicht lange überlegen“, sagt sie und lächelt. „So eine Chance kommt vielleicht nie wieder.“

Am 9. Februar ging der Flug nach Kenia, mitten in der Nacht kamen vier bayerische Landfrauen in einer gänzlich anderen Welt an. Temperaturen über 30 Grad Celsius, rostrote Erde, einfache Behausungen.

Die nächste Woche verbrachten sie auf Feldern, in Hotels, im Auto – und in Kirchen. „Die Versammlungen fanden fast alle in den Gotteshäusern statt“, berichtet Kilian – die einzigen Versammlungsorte, in die Hundert und mehr Menschen passen. So viele Menschen kamen tatsächlich zusammen, um den vier Frauen aus Bayern zu lauschen – Tag für Tag.

Ein Ziel des Projektes besteht darin, die Frauen vor Ort beim Aufbau eines eigenen Landfrauenverbandes zu unterstützen. „Vor allem geht es uns aber darum, unser Wissen weiter zu geben“, erklärt die 23-Jährige, die in Weihenstephan Agrarmanagement studiert. 120 Kühe stehen im Stall ihres Familienbetriebes in Nenzenheim. In Kenia eine undenkbare Zahl. „Wer dort drei Kühe hat, der ist schon eine Art Großbauer“, sagt sie und muss schmunzeln. In Kenia gehören Kühe zum Landschafts- und Dorfbild. Sie laufen überall herum. „Leider fressen sie dadurch auch mal dort, wo Müll herumliegt.“

„Wamama Wakulina

Lisha Ulimwengu“ (Wir sind Bäuerinnen, wir ernähren die Welt)

Ruf der Bäuerinnen

in Westkenia

Verbandsstrukturen wie in Deutschland gibt es nicht. Auch kein vergleichbares Ausbildungssystem. Das Wissen über die Haltung und Pflege der Tiere wird von Familie zu Familie weitergegeben. „Manchmal halt auch falsche Dinge“, bedauert Kilian. Ihr wurde immer wieder von Totgeburten berichtet, von Problemen bei der Kälberaufzucht. „Wir wollen unser Wissen weitergeben, damit sich die Menschen vor Ort selber helfen können“, erklärt die 23-Jährige ihre Motivation. Ihr Eindruck: Der Samen ist auf fruchtbaren Boden gefallen.

„Die Frauen waren total wissbegierig“, erzählt Susanne Kilian und freut sich, dass sie ganz praktische Tipps geben konnte: Hat ein Kalb Durchfall, muss nicht gleich der Tierarzt gerufen werden. Schwarztee und Zucker helfen auch. Steht die Geburt eines Kalbes an, sollte die Kuh 60 Tage vorher trocken gestellt, also nicht mehr gemolken werden. Praktische Anregungen, die von den kenianischen Frauen dankbar entgegengenommen wurden. „Es hilft natürlich immer, Buch zu führen, die Daten aufzuschreiben“, sagt Kilian. Den kenianischen Bäuerinnen hat sie deshalb ein Heft in die Hand gedrückt, in dem sie die wichtigsten Termine und Beobachtungen rund um ihr Nutzvieh notieren können.

Ihr Eindruck nach einer Woche in Westkenia: Potenzial ist durchaus da. Fruchtbares Land hat sie gesehen, viel Gemüse und Obst auf den Märkten. Auch Wasser gibt es in diesem Teil Afrikas. Viele Bauern bearbeiten ihren Boden noch per Hand mit einer Hacke, Schlepper hat sie ganz selten gesehen. Dann schon eher Ochsen, die einen Pflug gezogen haben. Die Strukturen sind mit Deutschland überhaupt nicht vergleichbar.

Langsam entstehen einzelne Milchsammelgemeinschaften,neue Organisationsformen für eine gemeinsame Vermarktung der Produkte. Natürlich wissen auch die bayerischen Landfrauen, dass größere Vermarktungseinheiten auch Probleme und Abhängigkeiten nach sich ziehen können. „Ich habe schon auch Parallelen zu uns gesehen“, sagt Kilian. Die Handelsgrenzen zum benachbarten Uganda sind vor kurzem geöffnet worden, dort werden Lebensmittelprodukte günstiger produziert. Die europäischen Handelschwierigkeiten lassen grüßen.

An ihrem letzten Tag in Kenia haben die bayerischen Landfrauen zusammen mit den kenianischen gekocht und Ernährungstipps ausgetauscht. Maismehl ist in Kenia das Grundnahrungsmittel, die Ernährung kann nach Kilians Beobachtung noch vielfältiger werden. Dabei seien Eiweiß, Mineralien und Obst vorhanden. Ein paar Anregungen konnten die vier Frauen geben und haben selbst gelernt, wie man Pfannkuchen mit der bloßen Hand wenden kann – und wie genussreich es sein kann, ohne Besteck zu essen.

Susanne Kilian hat den Frauen in Kenia vieles vermitteln können. Andersherum gilt das genauso. „Die Menschen dort sind viel gelassener“, sagt sie. Nicht so verbissen. Mit Gesang sind die Gäste aus Bayern jedes Mal begrüßt und verabschiedet worden. Zurück in Nenzenheim hat die 23-Jährige ihren heimatlichen Hof mit ganz anderen Augen wahrgenommen. „Wir können wirklich glücklich sein über das, was wir hier haben.“

Sonderinitiative

Das Projekt ist eingebunden in die Sonderinitiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) „EINEWELT ohne Hunger – Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft.“Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit führt das Programm im Auftrag des BMZ durch. Sie ist Vertragspartner der BBV-Landfrauen Internationale Zusammenarbeit.