Staubsaugen auf der Autobahn
Autor: Robert Wagner
Geiselwind, Mittwoch, 17. August 2016
Der Eichenprozessionsspinner ist auf dem Vormarsch. Bekämpft wird er per Hand.
Im letzten Moment reißt der Lkw-Fahrer sein Steuer herum. Reifen quietschen, es riecht nach verschmortem Gummi. Eine kurze Unaufmerksamkeit – und fast wäre der 40-Tonner in den am Standstreifen stehenden Transporter gekracht. Was dann passiert wäre, man will es sich nicht vorstellen.
Es ist eine gefährliche Beschäftigung, der die Angestellten der Firma Packroff aus dem brandenburgischen Elsterwerda derzeit nachgehen. Mit einem Gerätewagen fahren sie die A 3 ab, halten immer wieder am Straßenrand. Der Verkehr rauscht vorbei, man versteht kaum sein eigenes Wort. Doch nicht nur die Autos stellen ein Risiko auf der Strecke zwischen Nürnberg und Würzburg dar.
Gefahr für Menschen
Im Auftrag der Autobahndirektion Nordbayern sammeln die Männer die Nester der Eichenprozessionsspinner von den Eichen am Straßenrand. Wegen der giftigen Brennhärchen der Falter sind sie eine andauernde Gefahr für die Menschen. Die vier jungen Arbeiter aus Polen nähern sich den Nestern deshalb nur in Schutzanzügen und mit Mundschutz.
Bei Kontakt mit der Haut können schwere Reizungen auftreten, durch das Einatmen der Härchen können Husten und Asthma entstehen. Die vier Männer berichten von leichten Hautreizungen – trotz Schutzkleidung. Die Haare bleiben an den weißen Anzügen hängen und können sich später verteilen.
Marcus Neuberger kontrolliert die Arbeiten. Der Garten- und Landschaftsbautechniker arbeitet für die Autobahndirektion Nordbayern in der Würzburger Dienststelle. Seit Jahren hat er mit dem Eichenprozessionsspinner zu tun. „Durch das wärmere Klima breitet er sich immer weiter aus. Vor wenigen Jahrzehnten war der Schmetterling noch selten.“
Falter liebt die Wärme
Davon ist man heute weit entfernt. Der Falter bevorzugt heiße und trockene Gebiete. Darum ist die Fränkische Trockenplatte in Unterfranken besonders gefährdet. Und deshalb schätzt der Falter auch die Nähe der Autobahn: Die heißen Abgase, der abstrahlende Teer – Autobahnen erzeugen viel Wärme. Außerdem ist es gerade an den Autobahnböschungen oft besonders trocken.