Zeitarbeit: Sprungbrett oder Sackgasse?
Autor: Robert Wagner
Kitzingen, Freitag, 14. Oktober 2016
Zeitarbeitsfirmen verleihen Arbeitskraft - Einblick in eine oft gescholtene Branche.
Für viele Menschen ist es ein Reizthema: Zeitarbeit, Leiharbeit, Arbeitnehmerüberlassung. „Das ist sicher kein Geschäftsmodell, das unseren großen Applaus findet“, sagt beispielsweise Norbert Zirnsak vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in Würzburg. „Die Leiharbeit war und ist Motor der Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland“, meint auch die Linken-Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann gegenüber der Deutschen Presseagentur.
Für den Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP), Thomas Hetz, ist Zeitarbeit hingegen „unerlässlicher Baustein im deutschen Arbeitsmarkt“, der der Wirtschaft die notwendige Flexibilität ermögliche. Der BAP und der DGB verhandeln gerade über einen Tarifvertrag für Zeitarbeiter. Er soll Mindeststandards in der Branche neu festlegen.
Einer, um den es in diesen Gesprächen geht, ist Bernhard Butz. Der gelernte Energieanlagenelektroniker und diplomierte Wirtschaftsingenieur hat sich 2002 in Würzburg als Personaldienstleister selbstständig gemacht. Seine externen Mitarbeiter sind heute in Betrieben im Großraum Würzburg, also auch in und um Kitzingen, im Einsatz. „In den 1980er habe ich selbst mehrere Jahre in der Zeitarbeit gearbeitet. Als Einsteiger fiel es mir damals schwer, in meinem Beruf Arbeit zu finden.
Für mich war die Zeitarbeit eine gute Chance und eine hervorragende Erfahrung“, erzählt der Geschäftsführer von „Butz Personal“.
Diese Chancen für Bewerber würden in der öffentlichen Diskussion zu wenig beachtet. Es fehle auch auch ein gewisser Respekt gegenüber den Personaldienstleistern. „Wie viel Arbeit bei uns dahinter steht, was meine Angestellte leisten, das wird nicht beachtet. Das ist ein Knochenjob“, betont Butz. Die öffentliche Kritik sei deshalb übertrieben. „Wenn beispielsweise über moderne Sklavenarbeit gesprochen wird, ist das natürlich Quatsch.“
Viele Menschen würden sich das Geschäft einer Zeitarbeitsfirma zu einfach vorstellen. „Die Wenigsten machen sich überhaupt Gedanken, wie komplex die ganze Materie Zeitarbeit überhaupt ist.
“ Unzählige arbeitsrechtliche Bestimmungen müssen beachtet, Lohn- und Urlaubsansprüche berechnet werden – viele Regelungen unterscheiden sich dabei je nach Branche und Firma des Auftraggebers.
Außerdem müssen die Personalmanager die Qualifikation der potenziellen Mitarbeiter abschätzen. Der Kontakt zu den Bewerbern sei nicht immer einfach. „Viele Bewerber kommen schon mit einem negativen Bild von der Zeitarbeit zu uns“, erzählt Butz. „Da müssen wir viel Aufklärungsarbeit leisten.“ Am Ende seien viele Menschen dann überrascht, wie schnell sie eine Arbeitsstelle bekommen – und das trotz einiger Hindernisse wie fehlender Berufserfahrung oder schlechter Sprachkenntnisse.