Nach Anschlag: Weihnachtsmärkte ade?
Autor: Robert Wagner, Ralf Dieter
Kitzingen, Dienstag, 20. Dezember 2016
Und jetzt? Wie sind die Reaktionen nach dem Anschlag von Berlin? So beurteilen die Polizei, die Kommunen und die Veranstalter die Lage in unserer Region.
Und jetzt? Wie geht es weiter nach dem Anschlag von Berlin? Alles wie gehabt? Oder müssen sich Veranstalter, Kommunen und Sicherheitskräfte auch hierzulande auf eine neue Gefahrenlage einstellen und entsprechende Vorkehrungen treffen?
Das Polizeipräsidium Unterfranken versichert in einer Pressemitteilung, dass die Sicherheitslage in Unterfranken schon vor der Tat in Berlin fortlaufend analysiert wurde. Konkrete Hinweise auf geplante Anschläge lägen derzeit nicht vor. „Wir haben allerdings auch größtes Verständnis dafür, dass die Menschen sich Sorgen machen und können dies sehr gut nachvollziehen“, heißt es in der Pressemitteilung.
Auf dem Marktplatz in Kitzingen wird am frühen Dienstagnachmittag über diese Sorgen diskutiert. Nur eine Bude hat geöffnet. Dort schenkt Uschi Brown Glühwein aus, verkauft Bratwürste. „Ich war schockiert, als ich gestern von dem Anschlag gehört habe“, erzählt sie. „Natürlich macht man sich dann seine Gedanken.“
So geht es auch Alfred Pauli und Uwe Schäfer, die gerade vor der Bude einen Glühwein trinken. Sie diskutieren über den richtigen Umgang mit den Geschehnissen von Berlin. „Man sollte die Augen offen halten, ja“, sagt Pauli. „Aber Angst haben? Das wäre jetzt falsch.“ Das sei ja gerade das Ziel der Terroristen. „Passieren kann immer etwas, ich will mir mein Leben nicht von denen bestimmen lassen.“ Auch Uschi Brown hat keine Angst. Vor allem nicht in Kitzingen: „Wir sind doch zu klein, als dass hier etwas passiert“, meint sie.
„Wenn es geht, meide ich Großveranstaltungen“, meint Uwe Schäfer. Es sei ja nur eine Frage der Zeit gewesen, bis etwas passiert. „Ich war früher oft auf Konzerten, aber mittlerweile schwingt da ein ungutes Gefühl mit, eine Unsicherheit.“
Eine ganz andere Sichtweise auf die Anschläge hat derweil Nicole Bernd, der die Glühwein- und Bratwurstbude am Marktplatz gehört. Sie habe erst am Dienstagvormittag überhaupt von dem Anschlag gehört. „Ich versuche so wenig wie möglich davon mitzubekommen.“ Sie will sich keine Angst machen lassen. „Ich würde auch nach Istanbul oder Israel fliegen“, sagt sie.
Viele Besucher am Kitzingen Marktplatz machen sich jedoch Sorgen, genau so wie die Organisatoren von Großveranstaltungen in Franken. In Nürnberg, Würzburg und Schweinfurt laufen die Weihnachtsmärkte noch bis zum 24. Dezember. Daran wird sich auch nach dem Anschlag von Berlin nichts ändern. Die Innenminister der Länder hatten sich schon am gestrigen Morgen darauf verständigt, dass weder ein Weihnachtsmarkt noch eine andere Großveranstaltung abgesagt werden soll. „Das wäre falsch“, betonte Bundesinnenminister Thomas de Maiziere. Der jeweiligen Lage angepasst werde es aber weitere Sicherheitsvorkehrungen geben.