Kaffee, Suppe, Kleidung und immer ein offenes Ohr: Ohne die Ehrenamtlichen geht im Wegweiser nichts.
Es war ein Tag voller Überraschungen: Die Hohenfelder Kindergartenkinder brachten Plätzchen, es gab Eintopf und weihnachtlichen Früchtepunsch, prall gefüllte Taschen mit Lebensmitteln und Pflegeprodukten von der Stadt, Gutscheine für Geschäfte vom Lions Club.
Die Kinder durften Ponyreiten, Akkordeonspieler griffen in die Tasten. Vor allem aber gab es allerhand zu reden und zu lachen in dieser Woche bei der Weihnachtsfeier im Wegweiser, dem Treffpunkt im Notwohngebiet in der Kitzinger Siedlung. Dass dort so viel Leben herrscht, ist vor allem den Ehrenamtlichen zu verdanken, die sich regelmäßig und voller Elan engagieren. Und die sich über jeden freuen, der mit anpacken möchte.
„Wir weisen ihnen den Weg. Aber gehen müssen sie ihn alleine.“
Andrea Schmidt, Ansprechpartnerin
Stefan Ferency und Liselotte Lutz stehen an der Kaffeemaschine, kochen das wärmende Getränk, teilen die vollen Tassen aus. „Wollen Sie Ihren Kaffee mit Milch und Zucker?“, ruft die weißhaarige Dame quer durch den Raum. „Mit“, nickt der Herr, der sich auf einem Stuhl niedergelassen hat und mit seinem Nachbarn plaudert. Liselotte Lutz bringt ihm die volle Tasse und beantwortet erst dann die Frage, warum sie sich für den Wegweiser engagiert. Vor allem will sie hier eines: Andere unterstützen. Sie hilft zwar mittwochs normalerweise nicht beim Kaffeetreff im Wegweiser, aber sie backt regelmäßig Kuchen für die Bewohner, engagiert sich außerdem bei der Tafel – und zur Weihnachtsfeier mit der Übergabe der Spenden ist sie natürlich in den Wegweiser gekommen.
„Mein Grundsatz ist: Mir geht es gut, ich bin gesund, da darf ich die Gestrandeten auch nicht alleine lassen“, sagt die 78-Jährige. Es gebe Menschen, die mit ihrem Leben nicht so gut zurechtkommen. Eine Umschreibung, die gut auf diejenigen zutrifft, die in den Blocks in der Egerländer Straße wohnen. Arbeitslosigkeit, Schulden, Alkoholismus, Missbrauchserfahrungen – es sind viele Probleme, die die Menschen hierhergebracht haben. Menschen, die Hilfe brauchen. Die Ehrenamtlichen geben sie ihnen auf eine ganz einfache und doch besondere Art. Die zwölf Personen im „harten Kern“ sind es, die die Arbeit im Wegweiser steuern, unterstützt durch Zuarbeiter und Sponsoren.
Die Ehrenamtlichen machen an drei Nachmittagen pro Woche Dienst, organisieren das Café am Mittwoch, backen Kuchen, geben Essen und Kleider aus, füllen das Kleiderlager wieder auf, waschen Wäsche, übernehmen das Putzen, wenn die Türen des Treffpunkts sich gegen 17 Uhr wieder schließen. Alleine das kostet viel Zeit. Mindestens genauso wichtig ist aber noch etwas anderes: Sie hören den Bewohnern zu, sind für sie da. „Wir weisen ihnen den Weg. Aber gehen müssen sie ihn alleine“, sagt Andrea Schmidt. Kurz darauf wird sichtbar, was sie damit meint: Eine Frau nimmt Schmidt zur Seite, erzählt von ihren Schwierigkeiten, hört sich aufmerksam an, was Schmidt dazu sagt. Andrea Schmidt steht immer als Ansprechpartnerin für alle zur Verfügung, in ihr sehen die Ehrenamtlichen den Kopf der Gruppe, auch wenn Schmidt selbst sagt: „Bei uns gibt es keinen Chef.“
Warum sie sich engagieren? Die Beweggründe sind ähnlich, die Antworten der Ehrenamtlichen fallen alle fast genauso aus wie die von Liselotte Lutz. „Mir geht es gut und ich will etwas weitergeben“, sagt Manuela Link. Sie wohnt in der Siedlung, will die Augen nicht verschließen vor der Realität. „Ich möchte etwas dazu beitragen, den Leuten hier ein Stückchen Lebensqualität zu geben.“
Die Ehrenamtlichen, sie geben. Aber sie bekommen auch etwas. „Die Leute hier packen immer mit an und helfen mit. Und sie sind sehr dankbar.“ Eine Erfahrung, wie sie nicht nur Manuela Link bei jedem ihrer Einsätze im Wegweiser macht. „Die Bewohner geben mir viel zurück“, sagt auch Kerstin Gray. Der Besuch am Mittwoch im Café ist für die Leute zum festen Bestandteil ihres Lebens geworden.