Obervolkach: Teichwirtin verzweifelt und wütend: 200.000 Euro Schaden wegen Biber
Autor: Daniela Röllinger
Obervolkach, Mittwoch, 23. Juni 2021
Seit Jahren wird der Teich von Michaela Gerstner-Scheller durch Biber beschädigt. Durch den Biber sind schon viele Fische gestorben - auch Menschen werden gefährdet. Auf den Reparaturkosten bleibt sie jedoch sitzen. Sie ist mittlerweile verzweifelt.
Der Biber ist faszinierend, findet Michaela Gerstner-Scheller. Trotzdem ist es ihrer Ansicht nach falsch, das Tier, das keine natürlichen Feinde hat, kompromisslos zu schützen. An ihren Seen kann die Teichwirtin die Folgen beobachten – sie sind teils lebensgefährlich für den Menschen, aber auch gravierend für Flora und Fauna. „Der Biber macht den Lebensraum anderer geschützter Tiere und Pflanzen zunichte.“
Michaela Gerstner-Schellers Familie betreibt seit Generationen Fischzucht, bewirtschaftet Teiche im nördlichen Landkreis Kitzingen und im südlichen Landkreis Schweinfurt. Im Wasser, in den Dämmen, in der Natur, da fühlt sich der Biber wohl. Aus seiner Sicht mögen die Fischteiche ein geeigneter Lebensraum für den Biber sein. Betrachtet man viele andere Aspekte, gerät die Bilderbuchidylle schnell ins Wanken.
Biber gefährdet Lebensraum von Tieren und Pflanzen
Etwa 100 Hektar Teichfläche bewirtschaftet Michaela Gerstner-Scheller mit ihren Mitarbeitern. Der Betrieb züchtet in vierter Generation Süßwasserfische, das Sortiment reicht von Besatz- und Futterfischen über Zier- und Biotopfische bis hin zu Speisefischen. Optimale Bedingungen sind dem Betrieb wichtig, gutes Wasser, gepflegte Teiche, geringe Besatzdichten, stressfreie Haltung, Hege und Pflege.
„Wir arbeiten so naturnah wie möglich“, sagt die Firmenchefin. Was zur Folge hat, dass sich nicht nur Karpfen und andere Fische in den Teichen wohlfühlen, sondern sich viele andere Tiere angesiedelt haben. „Hier ist viel Platz für Libellen, Kröten, Wasservögel, die Rohrdommel und vieles andere. Und wir haben tausende von Wildbienen an unseren Teichen“, erklärt Michaela Gerstner-Scheller. „In den Teichen sammelt sich das Regenwasser, statt schnell abzufließen, sie halten die Feuchtigkeit zurück, sind wichtig fürs Kleinklima und die Grundwasserbildung.“
All dies gerät durch den Biber in Gefahr. Ein Teich, der nicht bewirtschaftet wird, verschlammt, erklärt die Teichwirtin. Es setzen sich immer mehr Wasserpflanzen und Blätter ab. „Ohne Fischbesatz erstickt der Teich“, so die Obervolkacherin. „Spätestens nach 20 Jahren ist alles tot. Es bleibt nur noch eine stinkende Schnakenkloake.“ Eine Umgebung, in der sich dann auch Insekten und Schmetterlinge, Kröten und andere Amphibien nicht mehr wohlfühlen.
Biber beschädigt Teich: Lkw ist bereits eingebrochen
Dass die Teiche nicht mehr bewirtschaftet werden, ist keine utopische Vorstellung. Einige Gewässer hat der Betrieb bereits aufgegeben und verkauft, weil die Schäden durch den Biber so groß sind. Die Tiere graben Höhlen in die Dämme, und weil sie Luftlöcher brauchen, ist die Decke über den Höhlen nur ganz dünn.
„Da kann man ganz leicht einbrechen“, weiß Michaela Gerstner-Scheller. Vor zwei Jahren ist beim Abfischen eines Teiches ein Lkw eingebrochen. „Da hätten Menschen ums Leben kommen können.“ Es hätten sich auch schon Leute ein Bein gebrochen. Und Lebensgefahr bestehe auch für die Reiter, die gerne entlang der Teiche unterwegs sind. Der Betrieb hat Schilder aufgestellt, die auf die Gefahr aufmerksam machen. „Aber die Leute nehmen das nicht ernst. Und ich als Eigentümerin hafte.“