Blutspende: Noch läuft es
Autor: Robert Wagner
Kitzingen, Mittwoch, 18. Mai 2016
Zu Pfingsten sind viele Blutspender im Urlaub. Erstspender sind gefragt. Ein Selbstversuch.
Ich bin kein großer Fan von Spritzen. Deshalb ist mir ein bisschen mulmig, als ich die Treppen im Kitzinger BRK-Haus empor steige. Es ist Blutspendetermin – und ich bin das erste mal dabei.
Mit meinen 31 Jahren entspreche ich genau der Zielgruppe. Viele Spender sind viel älter, mit spätestens 69 ist aber Schluss. Zwar darf man schon mit 18 spenden, wichtiger sind jedoch die Menschen um die 30. „Die kommen dann öfter“, sagt Martina Kern, Gebietsreferentin beim Blutspendedienst. Die Menschen seien da bereits gesetzter und verantwortungsbewusster.
Im ersten Stock reihe ich mich zunächst in eine kleine Schlange ein. Drei Formulare sind auszufüllen. „Sie sind gerade in einer Hochphase gekommen“, sagt die ehrenamtliche Helferin am Empfang. Es ist früher Abend, da kommen viele direkt von der Arbeit, oft in Gruppen. Ich bin eine Ausnahme: „Gerade Erstspender kommen selten alleine“, erklärt mir Kern. Der Blutspender ist eben ein Gemeinschaftsmensch.
Lange Blutspendetradition
Die Unterfranken sind traditionell beides. Mit knapp über zehn Prozent liegt der Anteil der Blutspender im Landkreis Kitzingen deutlich über dem bayerischen Durchschnitt von sieben Prozent. Im Landkreis Kitzingen kamen 2015 zu 67 Terminen insgesamt 6885 Spender. Kein Wunder: „In Unterfranken gab es vor 60 Jahren unsere erste Blutspendeaktion“, erzählt Kern.
Seitdem gibt es aber auch immer problematische Zeiten. So wie jetzt. „An den ersten schönen Tagen kommen viele Spender nicht“, sagt Kern. Gerade die Pfingstferien sind traditionell schwierig. „In Bayern brauchen wir täglich 2000 Blutbeutel. Zur Zeit gibt es 200 zu wenig pro Tag.“ Das sei zwar wegen der Vorräte nicht kritisch, aber doch ein Fakt, der nachdenklich macht.
Aus dem Aufenthaltsraum hört man Stimmen, immer wieder unterbrochen von lautem Lachen. Ein bisschen hatte ich die kalte, sterile Atmosphäre eines Krankenhauses erwartet. Jeder mit sich und seinen Problemen beschäftigt. Dazu hektisches Treiben. Ich habe mich geirrt. „Da ist eigentlich immer gute Stimmung“, bestätigt Harald Erhard, Kreisgeschäftsführer des BRK. „Die sind ja freiwillig da und werden nicht her geprügelt.“
Bevor ich mich der geselligen Runde bei Bockwurst, Käsebrot und Kaffee anschließen darf, habe ich aber noch einiges zu erledigen. Als erstes gehe ich in den einzigen stillen Raum. Mit den aufgestellten Sichtblenden erinnert er an ein Wahllokal. Man soll ja seine Privatsphäre haben, wenn man den Anamnese-Bogen ausfüllt. Gefragt wird nach allen möglichen Krankheiten und Leiden, von denen ich oft – Gott sei Dank – noch nicht einmal gehört habe. Neben mir macht gerade ein Vater seine Kreuzchen. Die Tochter fragt: „Darfst du auf das Blatt kritzeln?“ Alle lachen.