Die Welt steht Kopf, aber Erika Hartmann bleibt cool.
Was setzt man einer unsichtbaren Kreatur entgegen, die unser aller Leben durcheinanderbringt? So gut wie jeder stellt sich diese Frage, seit „Corona“ quasi die neue Weltmacht geworden ist. Erika Hartmann hat eine Antwort gefunden, die sie zufrieden macht und gesund hält. Die 67-jährige Fränkin freut sich, wenn es anderen genauso geht, und verrät deshalb, wo ihr Schlüssel zum Glück liegt: in den Muskeln.
„Das Schöne ist: Jeder Mensch – egal, wie beweglich er aktuell ist –, kann seine Muskeln trainieren. Und damit trainiert er automatisch auch sein Immunsystem“, erklärt die gelernte Krankenschwester. „Es ist nie zu spät, anzufangen.“
Ihre Formel klingt einfach: „Bewegung ist gleich Gesundheit und Glück.“ Doch gerade an düsteren, kalten Wintertagen ist es mit der Bewegung so eine Sache. Der innere Schweinehund zieht einen in einem großen Bogen um die Gymnastikmatte herum direkt aufs Sofa oder in den Sessel.
„Auch ich muss mich immer wieder neu überwinden“, gesteht Erika Hartmann und grinst dabei bis über beide Ohren. „Ich bin zwar nicht groß, aber mein Schweinehund ist riesig.“ Wie sie es schafft, sich gegen das „Untier“ durchzusetzen? „Ich denke an das Gefühl, das ich nach dem Sporteln habe – da fühlt sich das Leben immer so richtig gut an!“
Seit über zwei Jahrzehnten leitet Erika Hartmann Gymnastikkurse, an denen vorwiegend Frauen, aber auch einige Männer teilnehmen. Corona-bedingt entfallen ihre Seminare in der Sporthalle von Kleinlangheim (nahe Drei-Franken-Eck) derzeit. Die Übungsleiterin kompensiert das, indem sie mit ihrem Mann Edmund durch Franken radelt und daheim Krafttraining macht. „Man muss gut auf seinen eigenen Körper hören“, sagt sie. „Übertreiben soll man es nicht, eine Übersäuerung der Muskeln ist nicht sinnvoll.“ Es gehe darum, die individuell richtige Balance zu finden zwischen „Ruh?n und Tun“.
Grundsätzlich sei der Mensch nicht zum Stillsitzen gemacht. „Wir sind so konzipiert, das wir uns bewegen müssen, um uns wohlzufühlen.“ Natürlich müsse nicht jeder Gymnastik mögen oder Radfahren. „Der eine geht gern Tanzen, der andere joggt lieber, der Dritte mag Yoga. Ganz egal: Hauptsache, möglichst viele Muskelgruppen und Faszien – also Unterhautgewebe, Gelenkkapsel und Sehnen – werden gefordert.“ Denn: „Die Kerle wachsen nur, wenn sie arbeiten.“
Das heißt: Wer nur im Schongang durchs Leben schleicht, tut seinem Körper nichts Gutes. In Erika Hartmanns Kursen gibt es den geflügelten Satz: „Wenn?s brennt, geht?s noch fünfmal.“ Allerdings betont die 67-Jährige auch immer: „Nicht jeder Tag ist gleich. Manchmal geht es besser, manchmal schlechter. Wer erst operiert worden ist oder krank war, der macht langsam und lässt sich von Fachleuten genau abgestimmte Übungen zeigen.“