Nach zweijähriger Pause gibt das Kreisorchester im November wieder Konzerte.
Es geht schon mit dem Ortsnamen los. Was schreibt man am besten an den Anfang dieses Artikels? Der Dirigent ist aus Willanzheim. Das erste Konzert findet in Iphofen statt. Das zweite in Wiesentheid. Geprobt wird vorher an zwei Wochenenden in Volkach. Und die Instrumente werden von Musikern gespielt, die aus fast dem ganzen Landkreis kommen. Das Kreisorchester, es wird seinem Namen gerecht.
Es ist stets ein besonderes Highlight im kulturellen Leben des Landkreises Kitzingen, wenn alle zwei Jahre das Kreisorchester zum Konzert lädt. Dort kommen Musiker zusammen, die sonst nicht miteinander auf der Bühne stehen, und statt der Stimmungsmusik, die sonst oft zu hören ist, können sich die Gäste auf konzertante Besonderheiten freuen.
15 Mitgliedskapellen gehören dem Kreisverband Kitzingen des Nordbayerischen Musikbundes an. Aus neun von ihnen kommen die 60 Musiker, die am 4. November in Iphofen und am 18. November in Wiesentheid auftreten. Der jüngste ist 13 Jahre alt, die ältesten sind Ende 50.
„Dirigent und Orchester müssen die gleiche Sprache sprechen.“
Siegfried Graf, Kreisdirigent
„Das Kreisorchester ist kein Auswahlorchester“, erklärt Dirigent Siegfried Graf. Wer mitmachen will, meldet sich. Wobei ein gewisses musikalisches Können vorausgesetzt wird. „Das bronzene oder silberne Abzeichen sollte man schon haben.“ Für blutige Anfänger ist das Kreisorchester also nichts.
Die würden auch gar nicht mit dem Programm zurechtkommen, das der Kreisdirigent im Vorfeld sorgfältig zusammengestellt hat. Schon gar nicht mit dem Hauptstück „Kraftwerk“ von Jacob de Haan. Es ist ein kontrastreiches, ein beeindruckendes Werk, das von Krieg und Zerstörung, von Verzweiflung und Trauer erzählt, aber auch von Frieden, Hoffnung, Wiederaufbau und Zuversicht. Der anschwellende Lärm des Fliegeralarms, der Bombenhagel, die Molltöne nach der Zerstörung, ein gesungener Choral – die Dramatik der Musik ist fast zu hören, wenn Siegfried Graf erzählt. „Da steigt mir die Gänsehaus auf“, sagt der Kreisdirigent, und streicht sich über den Unterarm. Begleitet wird die Musik von Bildern des zerstörten Willanzheim, aber auch vom Aufbau, bis am Ende das Bild vom heutigen Dorfleben erscheint. „Wir zeigen alle 20, 30 Takte ein anderes Bild“, erzählt Siegfried Graf.
Der erste Teil des Konzertes ist konzertant gehalten, verlangt einen höheren Anspruch von den Musikern, aber auch von den Zuhörern. „Der zweite Teil ist dann etwas volkstümlicher“, so Graf. „Mit Musik, die ins Ohr geht.“ Insgesamt können sich die Zuhörer auf elf Stücke freuen, vom Musical über Western bis zur Polka und dem Wiener Schmäh ist das Programm abwechslungsreich und vielseitig gehalten.
Siegfried Graf hat viel Zeit darauf verwendet, es zusammenzustellen. Mindestens ein Vierteljahr vor dem Konzert setzt er sich in sein Notenarchiv und beginnt mit der Auswahl der Stücke. Er erstellt eine Stoffsammlung, sucht um die 30 Stücke aus und versucht dann, die Struktur festzulegen. Eine Intrada für den Anfang, an der dritten Stelle das Hauptwerk. Dann verschiedene, abwechslungsreiche Stücke, um die Zuhörer bei der Stange zu halten.